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Allensbach-Umfrage: Große Mehrheit empfindet Gesellschaft als gespalten – und Journalismus als wichtig für eine funktionierende Demokratie

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Für rund 90 Prozent ist guter Journalismus wichtig für die Gesellschaft und das Funktionieren der Demokratie | Soziale Medien verstärken für 89 Prozent der Befragten die Spaltung der Gesellschaft | Prof. Dr. Renate Köcher: „Eine polarisierte Gesellschaft kann sich nur schwer auf der Basis von Fakten verständigen und andere Meinungen respektieren. Das ist Gift für die Demokratie.“

Prof. Dr. Renate Köcher (Foto: Ole Bader)

Das gesellschaftliche Miteinander in Deutschland ist in einer harten Bewährungsprobe. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) (1.093 Befragte) exklusiv für den heute in Berlin stattfindenden Medienkongress der freien Presse des MVFP durchgeführt hat. Demzufolge empfinden nahezu drei Viertel der Befragten (73 Prozent) die deutsche Gesellschaft bei vielen Themen als gespalten. Für gut zwei Drittel dieser Personengruppe (67 Prozent) stellt die Polarisierung bzw. Spaltung der Gesellschaft eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie dar. Lediglich 14 Prozent sehen darin keine ernsthafte Gefahr.

„Was Polarisierung für Folgen hat, lässt sich in diesem Jahr besonders gut in Amerika beobachten. Eine polarisierte Gesellschaft kann sich nur noch schwer auf der Basis von Fakten verständigen und andere Meinungen respektieren. Das ist Gift für die Demokratie. Die Frage ist, wieweit wir auf dem Weg in eine polarisierte Gesellschaft sind und welchen Schutzwall hier das Informationsverhalten der Bevölkerung, der Journalismus und die vielfältige Presselandschaft bieten“, erläuterte IfD-Geschäftsführerin Prof. Dr. Renate Köcher in ihrem Impuls vor den 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Die Allensbach-Umfrage unterstreicht, wie bedeutend unabhängiger Journalismus und etablierte Medien als Vertrauensanker für das Funktionieren der Demokratie sowie für die Gesellschaft sind. So werten 91 Prozent der befragten Bürger guten Journalismus als sehr wichtig (56 Prozent) oder wichtig (35 Prozent) für das Funktionieren der Demokratie. Rund neun von zehn Befragten stufen ihn als sehr wichtig (53 Prozent) oder wichtig (35 Prozent) für die Gesellschaft ein: Für 54 Prozent wirken Zeitschriften und Zeitungen der Spaltung der Gesellschaft entgegen. Soziale Medien hingegen verstärken für 89 Prozent die Spaltung der Gesellschaft, Influencer und die Plattform X für jeweils 86 Prozent und Internetforen für 82 Prozent.

„Die freie Presse ist mit über 7.000 Medien-Angeboten der Publikums-, Fach- und konfessionellen Presse – gedruckt und digital – für Menschen der Vertrauensanker bei der Informationsbeschaffung und Meinungsbildung“, erklärt der MVFP-Bundesgeschäftsführer Stephan Scherzer. Er appelliert an die Politik, Gesetzgeber und Behörden, die Frage der Pressefreiheit keinesfalls den Digitalmonopolen zu überlassen, und diese schlimmstenfalls auch noch zum größten Zensor machen. Die Politik muss für digitale Plattformen mit Medienvertrieb sicherstellen, dass alle Publikationen einen diskriminierungsfreien Zugang zur Leserschaft erhalten und faire Finanzierungschancen haben.

Die kritische Einschätzung des gesellschaftlichen Klimas drückt sich laut Allensbach-Umfrage auch in vielen Facetten aus: 79 Prozent derjenigen, die ausgeprägte Spaltungstendenzen beobachten, machen das an Anfeindungen von politischen Akteuren fest, 73 Prozent an einem immer aggressiveren Ton in politischen Debatten. Fast zwei Drittel (64 Prozent) nehmen ein steigendes Misstrauen gegenüber etablierten Medien wahr, mehr als die Hälfte (56 Prozent) sieht in den Anfeindungen von Journalistinnen und Journalisten Anzeichen für eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft. In ihrem persönlichen Umfeld erleben die Menschen weitaus weniger Polarisierung und unversöhnliche Debatten. Es sind die öffentlich ausgetragenen Kontroversen, die 57 Prozent als unversöhnlich und ohne Respekt erleben. Die überwältigende Mehrheit wünscht sich mehr Respekt und Fairness und ist besonders besorgt über Hass und Hetze im Netz.

Prof. Dr. Köcher ergänzt: „Den Verlagen kommt entscheidende Bedeutung für die Information und Meinungsbildung der Bevölkerung zu, die den etablierten Informationsquellen weitaus mehr vertraut als den zahlreichen neuen Informationsangeboten. Das gilt gerade auch für die Information im Netz: Informationen von Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsendern im Netz wird weitaus mehr vertraut als generell Internet-Informationen. Das Misstrauen, falsch informiert oder sogar manipuliert zu werden, ist quer durch alle Generationen groß. Entsprechend spielt der Absender als Vertrauensanker und Garant von Qualität eine enorme Rolle.“

 

Die Allensbach-Umfrage steht hier zum Download bereit.

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