Anmerkungen von Christoph Keese, Axel Springer AG, zur Wiederwahl von Peter Boudgoust zum SWR-Intendanten in "presseschauder"
"Der kluge und allseits geschätzte Peter Boudgoust ist zum Intendanten des Südwestrundfunks (SWR) wiedergewählt worden. Dazu herzlichen Glückwunsch. Gleich nach der Wahl gab er wichtige Ziele seiner zweiten Amtszeit kund. Dafür gebührt ihm Respekt. Jeder weiß nun, woran er ist. Neben manchem Notwendigen kündigte Boudgoust auch an, sich für einen neuen Jugendsender von ARD und ZDF einzusetzen. An dieser Stelle sollten Politik, Gebührenzahler und Öffentlichkeit dem Intendanten jedoch entgegen treten. Für einen weiteren öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gibt es keinen Bedarf. Der ungezügelten Expansion von ARD und ZDF sollte endlich Einhalt geboten werden.
Schon heute sind die Öffentlich-Rechtlichen veritable Medienkonzerne, die ihre privaten Konkurrenten nach Umsatz, Mitarbeiterzahl und Produktionsvolumen in den Schatten stellen. Im Jahr 2010 kam die ARD laut jüngstem Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) auf rund 6,2 Milliarden Euro Umsatz und ist damit mehr als doppelt so groß wie etwa die Axel Springer AG oder Gruner+Jahr. Das ZDF setzte 2,06 Milliarden Euro um. Rechnet man das DeutschlandRadio mit 209,4 Millionen hinzu, kommen die Öffentlich-Rechtlichen insgesamt auf 8,5 Milliarden Euro Umsatz. Kein privates Unternehmen macht allein im Inland mit Medien so viel Umsatz wie die öffentlich-rechtlichen Sender.
Der weitaus größte Anteil des Umsatzes – rund 87 Prozent – stammt aus Rundfunkgebühren. Seit der jüngsten Gebührenerhöhung vom 1. Januar 2009 beträgt diese Gebühr 17,98 Euro pro Monat, wovon 5,76 Euro auf die Grundgebühr und 12,22 auf die Fernsehgebühr entfallen. Zusätzlich zu den Gebühren nimmt die ARD 108 Millionen Euro aus Werbung und 37 Millionen aus Sponsoring ein; beim ZDF sind es 125 Millionen für Werbung und 26 Millionen für Sponsoring. Private Großkonzerne könnten im öffentlichen System gleich mehrfach aufgehen, mittelständische Unternehmen wie die meisten Zeitungsverlage würden mit ihrem Umsatz nur eine Rundungsdifferenz ausmachen. Auch das Wachstum bleibt nicht hinter dem ehrgeiziger privater Unternehmen zurück. Was für den Verleger der Abonnent ist, ist für den Intendanten der Gebührenzahler. Im Jahr 1954 betrug die Rundfunkgebühr umgerechnet noch 3,58 Euro im Monat, heute sind es fast 18 Euro.
Für dieses Geld schicken ARD und ZDF in ihren Hauptprogrammen rund eine halbe Million Programm-Minuten auf den Sender. Bei den Dritten Programmen der ARD sind es rund 4 Millionen Sendeminuten, bei den analogen Spartenkanälen inklusive Arte fast 1,9 Millionen und den Digitalkanälen 3 Millionen Minuten. Jeden 24-Stunden-Tag des Jahres beschicken ARD und ZDF mit 456 Programmstunden. Wer das alles sehen wollen würde, bräuchte 19 Leben, die er nebeneinander lebt und die er mit nichts anderem anfüllt als mit öffentlich-rechtlichem Fernsehen rund um die Uhr. Die Radiosender sind mit über 32 Millionen Minuten im Jahr auf Sendung. Das sind 1.400 Stunden am Tag; man bräuchte 60 parallele Leben, um dies alles wahrnehmen zu können..."
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