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Bilanz des 2. Kongresstages Publishers' Summit

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Pressefreiheit, gesellschaftliche und wirtschaftliche Freiheit gehören zusammen

Die Chefredakteure von Stern, Bunte, Die Zeit, Bild am Sonntag und Der SPIEGEL: Christian Krug, Patricia Riekel, Giovanni di Lorenzo, Moderatorin Ines Arland, Marion Horn und Klaus Brinkbäumer

"Zeitschriften sind ein kerngesundes Geschäft und werden es bleiben." Mit diesem selbstbewussten Ausblick eröffnete VDZ-Präsident Prof. Dr. Hubert Burda den zweiten Kongresstag des Publishers' Summit in Berlin.

Manfred Braun, Geschäftsführer der FUNKE Mediengruppe und Sprecher des Vorstandes Publikumszeitschriften im VDZ, forderte eine wesentliche Besinnung auf die Wurzeln des Verlagsgeschäfts: Dazu gehöre eine ständige Arbeit am Produkt, egal ob Print oder Digital, im Sinne der Leser. Mit Blick auf die Digitalisierung sagte Braun, dass die Verleger ihre Inspiration in Kalifornien suchten, aber in Deutschland umsetzen. "Wir sind eine gesunde und sehr aktive Branche, mit vielen Neugründungen, die wir in einer Kultur des Start-up-Modus konzipieren."

In einer Gesellschaft mit immer höherer Kommunikationsfrequenz und Angeboten auf allen Kanälen wird die Bedeutung von Multiplikatoren, die um Rat und Entscheidung gefragt werden, immer größer, so die Kernaussage des Vortrages von Prof. Dr. Renate Köcher, der Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. Diese Menschen informieren sich außerordentlich intensiv und nutzen ein ausgesprochen breites Spektrum an Zeitschriften.

Sie wiederum informierten sich ausgesprochen qualifiziert, sie seien besonders informationsorientiert: Mit 51 Prozent liegt ihr Wert deutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung (42 Prozent). Sie nutzen ein breites Spektrum an Zeitschriften (58 Prozent) und lesen Zeitschriften, die sie interessieren meistens sehr gründlich (55 Prozent). Grundsätzlich gilt, dass es bei längeren Texten eine große Affinität für Print gibt, die bei Multiplikatoren wiederum noch stärker ausgeprägt ist.

Am zweiten Kongresstag wurde das neue Format My Big Points fortgesetzt, bei denen führende Medienhäuser, die für sie wichtigsten Punkte ihrer Agenda vorstellten. Stefan Rühling, Sprecher der Geschäftsführung der Vogel Business Media und des Fachverbandes der Fachpresse, betonte den engen Zusammenhang zwischen Pressefreiheit auf der einen und unternehmerischer Freiheit auf der anderen Seite und schlug den Bogen zur Fachpresse. Sie diene der täglichen Wissensernährung von Menschen in ihren Berufen und Märkten. "Wir vermitteln Wissen für Profis und solche, die es werden wollen. Wir vernetzen die Menschen in den Märkten und ganze Märkte miteinander", so Rühling. Er plädierte für faire Rahmenbedingungen, wie sie noch bei der Datenschutzgrundverordnung austariert werden müssten und eine innovative Unternehmenskultur, die für einen erfolgreichen Transformationsprozess der Medienhäuser Grundvoraussetzung sei.

Die Pressefreiheit ist ein Seismograph der Gesellschaft, betonte Prof. Dr. Udo di Fabio, Richter am Bundesverfassungsgericht a. D. in seinem Vortrag "Die Rolle der Medien in einer freiheitlichen Gesellschaft". Keine Demokratie und kein Rechtsstaat könnten ohne die Freiheit der Presse existieren. Das Bundesverfassungsgericht habe das Recht der Meinungsfreiheit immer ganz besonders formuliert – dieses Grundrecht sei für die demokratische freiheitliche Grundordnung konstituierend.

Di Fabio ging ebenfalls auf den Zusammenhang zwischen Pressefreiheit und unternehmerischer Freiheit ein, die auch – so VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer – von den überwiegend mittelständischen Verlagshäusern gelebt werde. Staatliche Geldzuwendungen an Medien erzeugten dagegen eine politische Abhängigkeit, sie würden politisch angepasster; insofern sei die klare Absage des VDZ-Präsidenten Burda an Subventionen zu begrüßen. Umso wichtiger sei es, dass der Staat entsprechende Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb setze. Mit Blick auf das aktuelle Kartellrecht forderte Di Fabio, die Politik dürfe Deutschland nicht mehr als nationalen Medienmarkt betrachten, der Staat solle hier die Wirklichkeit abbilden. Es bestünde eine Asymmetrie zu Gunsten von Internetgiganten. Google und andere globale Player bildeten mächtige Oligopole, die Kreativen seien Abhängige. Wenn sich Verlage hier gemeinsam organisieren wollten, dann sei das konsequent und wettbewerbsorientiert.

Die Chefredakteursrunde fokussierte das Thema Pressefreiheit auch aus aktuellem Anlass: Klaus Brinkbäumer (Der SPIEGEL), Marion Horn (Bild am Sonntag), Christian Krug (Stern), Giovanni di Lorenzo (Die Zeit), und Patricia Riekel (Bunte) diskutierten die Bedrohung der Pressefreiheit im nationalen und internationalen Kontext. In Deutschland sehen sich Redaktionen mit Hasskommentaren im Netz konfrontiert, die keinen Regeln unterlägen; im Vergleich dazu würden sich manche Fehler des Journalismus gering ausnehmen.

Gleichzeitig beschäftigte sich das Podium mit der zunehmenden Praxis von Anwälten, die bereits im Vorfeld von Berichterstattungen versuchen würden, auf Inhalte und Tenor der Artikel Einfluss zu nehmen. Aber auch die bedrohte Pressefreiheit in weiten Teilen der Welt stellt hiesige Medienhäuser vor weitreichende Aufgaben: Internationale Korrespondenten, die aus Ländern mit eingeschränkter Pressefreiheit oder aus Krisenregionen berichten würden, seien psychischen und physischen Bedrohungen ausgesetzt.

Am zweiten Kongresstag wurde das neue Format My Big Points fortgesetzt, bei denen führende Medienhäuser die für sie wichtigsten Punkte ihrer Agenda vorstellten. Stefan Rühling, Sprecher der Geschäftsführung der Vogel Business Media und Sprecher der Deutschen Fachpresse, plädierte im ersten zentralen Big Point für die Freiheit, die sowohl Pressefreiheit als auch unternehmerische Freiheit einschließe. Ebenfalls auf der Agenda steht die Relevanz der Fachmedien, die der täglichen Wissensernährung von Menschen in ihren Berufen und Märkten dienen würden. "Wir vermitteln Wissen für Profis und solche die es werden wollen. Wir vernetzen die Menschen in den Märkten und ganze Märkte miteinander", so Rühling. Als weitere Punkte folgten faire Rahmenbedingungen, wie sie noch bei der Datenschutzgrundverordnung austariert werden müssten und eine innovative Unternehmenskultur, die für einen erfolgreichen Transformationsprozess der Medienhäuser Grundvoraussetzung sei.

VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer verabschiedete die über 700 Verleger, Journalisten und Vertreter aus Wirtschaft und Politik, die sich zwei Tage im bcc Berlin Congress Center unter dem Kongress-Motto "Freiheit, Vielfalt, Wettbewerb" trafen. Er lud herzlich ein zu Publishers' Summit und Night am 7. und 8. November 2016 in Berlin.

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