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“Der Porsche unter den Medienverbänden“

Startseite Erstellt von Eva-Anabelle v.d. Schulenburg

 Die Jubiläums-Jahrestagung des Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger Verbandes am 21. und 22. Oktober 2010 im Porsche Museum war ebenso eine eindrucksvolle Zwischenbilanz der 60 Jahre jungen Organisation wie ein ermutigender Blick in eine starke Zukunft der Zeitschriften.

15 Jahre der vergangenen sechs Jahrzehnte waren dabei von Erwin Fidelis Reisch (Gentner Verlag, Stuttgart) geprägt, dem Vorsitzenden des SZV, der sein Amt nun in die Hände von Werner Neunzig, Geschäftsführer von Reader’s Digest Deutschland Verlag Das Beste legte. Werner Neunzig wurde wie der gesamte neue Vorstand von der Mitgliederversammlung unter Leitung von VDZ-Justitiar Dirk Platte einstimmig gewählt.

Der SZV, so Erwin Fidelis Reisch, sei „ein Porsche unter den Medienverbänden“. Er wisse den SZV in einer „hervorragenden Konstitution, finanziell und emotionell“, er stehe für „Passion for Publishing“, er sei leistungsstark und innovativ, auch mit seinen Impulsen und Ideen, die er beim VDZ einbringe. Der VDZ, dem Reisch als Schatzmeister verbunden bleibt, sei weltweit der Spitzen-Verleger-Verband. Auch SZV-Ehrenvorsitzender Ralf Hofmann stellte in seinem Grußwort das Wirken des SZV als selbstbewusst und loyal heraus.

Über 140 Verlage schätzen die enge, kompetente und vertrauensvolle Begleitung und Beratung, für die der SZV steht. Ein Schlüssel des Erfolgs, so Reisch, sei zum einen die enge Verankerung unter den Mitgliedern und zum anderen seit bald 30 Jahren die Geschäftsstelle unter Führung von Geschäftsführer Wolfgang Haas und seinem Team. Solche Begleitung benötigten die Verlage im Medienwandel mehr denn je.

Er plädierte für ein noch positiveres Selbstbild der Branche. Werbetreibende investierten doch vor allem in Medien, die von sich überzeugt seien. Die Printproduktion habe sich verändert, sei heute „High-tech pur“. Die Print-Medien hätten immer wieder technische Veränderungen integriert und genutzt, so sei das i-Pad ein Innovationsglied in einer langen Kette. „Freuen wir uns darüber, umarmen wir den Fortschritt.“ Die Kernkompetenz eines Verlages sei nicht, mit Papier zu handeln, sondern den Kunden Unterhaltungs- und Informationserlebnisse zu verschaffen. „Wir brauchen dafür Journalismus, weil Zeitschriften von Sprachkraft, Gründlichkeit und Tiefgang lebten. Im Internet können sie damit Orientierung und Gebrauchsanleitung sein“. Er betonte, dass Journalisten gebraucht würden und keine „multifunktionalen Verfüller von Inhalten.“ Das seien nicht „die Figuren, auf die sich die Pressefreiheit“ beziehe. Qualität komme von „Quälen“, und das gelte im Übrigen für alle Mitarbeiter im Verlag.

Der Präsident des VDZ, Prof. Hubert Burda, dankte dem „heiligen Fidelis“ Reisch für seine erfolgreiche Zeit an der Spitze des SZV in einer umwälzenden Zeit. Er stellte die Dimension der Veränderung heraus, denn analog zum Aufkommen der Seefahrt neben den schon bestehenden Landwegen in der Zeit der Fugger, sei eine neue „maritime“, digitale Informationsstruktur entstanden neben der terrestrischen der klassischen Medien. In dieser neuen Struktur hätten allerdings Anbieter wie Google ein Monopol inne, das auf europäischer Ebene zu klären sei. Nach wie vor konstatieren wir, dass die Aufmerksamkeit für journalistische Inhalte in den digitalen Medien immer größer wird", sagte Verlegerpräsident Dr. Hubert Burda."Was damit immer notwendiger wird, ist eine solide wirtschaftliche Basis für diese Angebote." Als Dilemma bezeichnete er, dass sich "Cost per Click" als Berechnungsgrundlage für die Bannerwerbung im Netz durchgesetzt habe. Die in der klassischen Werbung vergütete AIDA Formel (Attention ....) sei im Netz auf den letzten Teil "Action" reduziert. Damit gleiche die Berechnungsgrundlage denen des Direktmarketings. "Hier müssen wir etwas ändern" sagte Burda, der neue Vergütungsgrundlagen für Onlinewerbung auf den Zeitschriftentagen thematisieren möchte. Er betonte die Notwendigkeit eines Leistungsschutzrechtes für die Verlage. Derzeit werde „mächtig gesäbelt am Leistungsschutzrecht“, die Verlage müssten aber auf dessen Einführung bestehen. Er betonte abschließend, dass es im Verlagsgeschäft aufwärts gehe, es sei viel Geschäft auf den „terrestrischen Wegen zu machen.“

Ein ganz optimistisches Bild von der Wirklichkeit zeichnete Gastredner Matthias Horx vom Zukunftsinstitut in Wien, das stark kontrastiere mit der Wahrnehmung. Denn während sich die materielle, die medizinische und die soziale Realität in den vergangenen Jahrzehnten global verbessert habe, habe sich gerade in Deutschland eine Dauerpanik entwickelt mit immer neuen Wellen des Alarmismus. „Je mehr sich die Verhältnisse verbessern und Chancen vermehren, desto negativer wird der Zukunftsblick.“ Die Angst sei zwar nicht immer ein schlechter Ratgeber, sei aber so stark eine Dominante der öffentlichen Auseinandersetzungen geworden, dass Gesellschaft und Demokratie drohten, Schaden zu nehmen. Der Preis für die Angst sei hoch, die Folgen seien Abstumpfung, Verantwortungsverschiebung, Fehlinvestitionen (wie bei der Vogelgrippe). Er appellierte an die Medien, die zumindest Resonanzboden für dieses Phänomen seien und plädierte für einen erwachseneren Umgang mit Angst.

Zur Auseinandersetzung zwischen Print und Digital merkte er an, dass diese Debatten interessengeleitet seien, und die klassischen Medien auf ihre Stärken in der neuen Zeit schauen sollten. Hier sieht er etwa in der „Sinnproduktion“ (die Zeit) oder der Funktion als „universeller Weltanschauungsgeber“ (Spiegel) Profile, die kein anderes Medium erfüllt. Jede neue Medientechnik verändere vorhandene Kulturtechniken, schaffe sie aber nicht ab. „Im Dschungel sind Kooperierer“ wichtig.

Konkret auf die Chancen für Print ging Karen Schulze, Chefredakteurin und Geschäftsführerin des Porsche-Magazins „Christophorus“ in ihrem eindrucksvollen Vortrag ein. Sie zeigte, welche Strahlkraft gute und leidenschaftlich gemachte Zeitschriften besitzen und warum sie dem Internet überlegen sind. Die schwäbische Edelschmiede setzt zur Kundenbindung unbeirrt auf das Medium Zeitschrift.

Porsche gehört zu den zufriedenen Mitgliedern des SZV, der sich – so der neue Vorsitzende – Werner Neunzig – als Umsetzer und als Zuhörer verstehe. Der permanente Dialog mit den Mitgliedern sei wichtiger denn je, aber auch der mit der Politik auf den für die Verlage wichtigen Feldern. Dazu gehörten unter anderem Leistungsschutzrecht, Mehrwertsteuer und der Datenschutz. „Medien haben auch eine soziale Aufgabe, so helfen sie zum Beispiel in der Integrationspolitik, Bildung und Kultur näherzubringen.

SZV-Geschäftsführer Haas dankte Reisch und dem Vorstand für die Freiräume, die ihm der Vorstand gelassen habe und auch dafür, dass dieser für ihn immer erreichbar gewesen sei. Der passionierte Harley Davidson Fahrer Reisch sei kein „Hells Angel“, sondern ein „Publisher’s Angel“. Dazu passend schenkt der SZV Erwin Fidelis Reisch eine maßgefertigte Motorradjacke mit dieser Applikation auf dem Rücken.

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