Ebner Media Group setzt auf Mensch-Mensch-Interaktion

Wie stellen sich die Zeitschriftenverlage im Südwesten in Sachen KI auf? Welche konkreten Herausforderungen gilt es aktuell in den Mitgliedsverlagen des MVFP zu bewältigen? Und welche Chancen zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle tun sich durch diese Transformationsprozesse auf? Um diese Kernfragen kreisten die Vorträge bei der Jahrestagung 2024 der Landesvertretung Südwest des MVFP, die am 24. September in Stuttgart stattfand.

Abonnenten gehen in Rente

Vor rund 40 geladenen Gästen berichtete Marco Parillo, CEO der Ebner Media Group, wie sein Verlag den aktuellen Herausforderungen begegnet. Ein zentraler Transformationsprozess, der sowohl die Zielgruppen der Ebner Media Group als auch die vieler anderer Verlagshäuser – insbesondere im B2B-Bereich – unmittelbar tangiert, ist der demographische Wandel. Dabei geht es längst nicht nur um das Thema Fachkräftemangel. Denn bekanntlich hat der Renteneintritt der Generation „Baby Boomer“ innerhalb der kommenden sieben Jahre zur Folge, dass mehr als ein Drittel der derzeit Erwerbstätigen aus dem Berufsleben ausscheidet. „Da die Altersverteilung der Leserschaft ganz stark in dieser Generation verortet ist, wird das die Special-Interest-Verlage, die Fachinformationen und die lokale Tagespresse sehr direkt treffen“, so Marco Parillo. Für sein Medienhaus hat er ermittelt, dass in den nächsten zehn Jahren etwa die Hälfte der Leserschaft in Rente gehen wird und demzufolge eine massive Abo-Kündigungswelle zu erwarten ist. Auch im Bereich der Media-Budgets ist mit einem Rückgang zu rechnen, da die Media-Entscheider immer jünger werden und die Budgets damit sukzessive von den Verlagshäusern abgezogen werden, so seine Prognose.       

Erschließung von Wissen wird neu erfunden

Nicht nur in diesem Transformationsprozess, auch in Künstlicher Intelligenz sieht Marco Parillo eine massive Bedrohung für die Verlagsindustrie. Seine These: Durch KI wird die Erschließung von Wissen neu erfunden. Er sagt: „Ich glaube stark daran, dass KI-Systeme viel stärker auf unsere Geschäftsmodelle eingreifen werden, als wir das bis jetzt überhaupt für möglich gehalten haben. Und wir müssen uns darauf einstellen, dass das digitale Geschäft für die Verlage deutlich schwieriger werden wird.“

Daher sei es besonders wichtig, allen Beschäftigten-Generationen im Verlag das Gefühl zu geben, dass sie von den Entwicklungen im Bereich KI nicht abgehängt werden, so der Ebner-CEO. Sein Unternehmen stelle den Führungskräften ein dementsprechend großes Fort- und Weiterbildungsbudget für KI-Schulungen zur Verfügung.

Vom Musiker-Fachmagazin zum Summit mit 11.000 Besuchern

„Bei Ebner beschäftigen wir uns gerade sehr intensiv damit, wie das Thema Mensch-Maschine-Interaktion in Zukunft gelebt wird“, erklärt er weiter. Die künftige strategische Ausrichtung seines Verlagshauses sieht Marco Parillo vor diesem Hintergrund in der Mensch-Mensch-Interaktion. „Das können wir. Darauf wollen wir uns konzentrieren.“ Als Beispiel für einen Unternehmensbereich aus seinem Verlagshaus, in dem die Mensch-Mensch-Interaktion bereits hervorragend funktioniert, nannte er den Guitar Summit. Im Jahr 2017 veranstaltete die Redaktion des Musiker-Fachmagazins Gitarre&Bass erstmals diese Veranstaltung, die sich den Themen Gitarren, Bässe, Verstärker, Effektpedale und allem, was dazu gehört, widmet. Das Leuchtturm-Branchenevent, das seitdem jeden September stattfindet, umfasst neben einer Fachmesse ein Festival mit umfangreichem Workshop-Programm, Masterclasses und Live-Konzerten. Im vergangenen Jahr lockte der Guitar Summit mehr als 11.000 Besucher in den Mannheimer Rosengarten.

Weitere Impressionen von der Jahrestagung des MVFP Südwest finden Sie demnächst in der Ausgabe 4/24 des MVFP-Magazins MVFP impuls.