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Es gibt keinen Neuschnee

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Über die neue Lust an Special Interest und die Grenzen von Trends

Konrad Delius, Verleger Delius Klasing Verlag, Mitglied im Vorstand der Publikumszeitschriften (PZ) im VDZ

Seit exakt einhundert Jahren steuert die Familie Delius die Geschicke eines der renommiertesten Verlage der Republik. 1911 gegründet, ist Delius Klasing bis heute das erfolgreiche Synonym für spezialisierte Medien. Trends zu entdecken, natürlich als Erster, ist vielleicht der wichtigste Motor für Innovationen in Verlagskreisen – und zweifellos auch einer der größten Mythen in unserer Medienwelt. Denn – getreu Tucholsky – gilt auch hier: „es gibt keinen Neuschnee mehr“. Alles wurde schon einmal gedacht, probiert, verworfen, erfolgreich initiiert oder imitiert. Was nicht heißt, dass jene Idee, die gestern nur wenig Resonanz erzielte, neu verpackt und leicht verändert nicht heute oder morgen reüssiert. Doch neu ist dann der Zeitpunkt, nicht der Gedanke. Seit die Zunft der Medienschaffenden auf der Suche nach dem ultimativen Zukunftstrend laufend neuen Propheten folgt, erleben wir eine echte Renaissance des Trend-Hoppings.

Seit jeher konsequenter Verfechter von Special Interest

Zwei Felder sind dabei in letzter Zeit ganz „neu“ entdeckt worden: Zuerst einmal Special Interest. Diese kleine, feine Mediengattung gilt nunmehr als Geheimtipp, als lukrativer Weg ins mediale Übermorgen. Das ist natürlich richtig – allerdings mit Sicherheit seit 100 Jahren. Denn als meine Vorfahren Johannes Klasing und Konrad Delius Senior 1911 den Delius Klasing Verlag gründeten, konzentrierte sich das Start-up-Unternehmen nur auf ganz wenige Themenfelder: Auto, Fahrrad und Wassersport. Delius Klasing ist mithin vom ersten Tag an ein konsequenter Vertreter des Special-Interest-Gedankens. Wer ein Jahrhundert später hofft, dass Special Interest in Zeiten sinkender Auflagen die ultimative Lösung sei (weil Special Interest profitabel auch mit kleineren Auflagen agiert) übersieht, dass Special Interest nicht den gleichen Mechanismen folgt wie General Interest.

Beziehung zwischen Leser und Redakteur als Fundament

Das Fundament von Special Interest ist die Beziehung zwischen Leser und Redakteur. Eine häufig über Jahre gewachsene Bindung auf Basis einer gemeinsamen Leidenschaft. Special Interest vermittelt Wissen, ist der gute Freund. Special Interest lebt in einer hoch emotionalen Welt als ehrlicher und routinierter Ratgeber, der Experte ist da eher gefragt als der reine Entertainer. Kompetenz und Kontinuität, Qualität und Szenekenntnis sind die Grundvoraussetzungen im Special-Interest-Metier. Ermittelt man aus diesem Wissen und einem Jahrhundert Erfahrung die Zukunftsfähigkeit von Special Interest, muss man den Auguren durchaus Recht geben: Special Interest hat großes Potenzial auch im crossmedialen Mix. Allerdings sollten die Dimensionen im Blick bleiben: Special Interest ist Spezialistentum, Spezialwissen für eine spezielle Zielgruppe. Wird Special Interest massentauglich, ist es eben nicht mehr Special Interest und verliert sein Fundament in der Kernzielgruppe, den Meinungsbildern der Szene.

Reizvolles Corporate Publishing

Noch weniger Kunden als Special Interest benötigt der zweite „neue“ Trend im Medienbusiness: Corporate Publishing. Liegt bei SI die Leserzahl schon deutlich niedriger als bei den Generalisten, ist die Zahl der Kunden bei Corporate Publishing noch überschaubarer. Während Special Interest, wie erwähnt, so reizvoll erscheint, weil man scheinbar recht einfach mit kleinen Auflagen gut bestehen kann, ist CP der Zaubertrick schlechthin. Da entscheiden nicht Tausende von Lesern über Erfolg oder Misserfolg, sondern im besten Fall nur wenige Mitarbeiter im Bereich Marketing oder manchmal auch nur ein einziger Leser: der Unternehmensführer, wenn er das Thema Kommunikation zur Chefsache erklärt hat. Dass Corporate Publishing keine Erfindung der letzten Jahre ist – wie es manchmal scheint – soll an dieser Stelle nicht überstrapaziert werden. Wahrscheinlich war bereits das älteste Magazin im Hause Delius Klasing ein Kundenmagazin, wurde Die Yacht doch auf Wunsch von Kaiser Wilhelm II für seinen Berliner Yachtclub initiiert  Das war anno 1904. Sich zu stark und zu schnell auf vermeintlich allgemein gültige Trends zu konzentrieren, birgt das Risiko, das eigene Profil, die ureigenen Qualitäten zu vernachlässigen. Das ist aber auch gar nicht nötig, gibt es doch kaum etwas Vitaleres als einen Verlag.

Jede Woche ein Füllhorn faszinierender Ideen und Themen

Jede Woche öffnet sich ein Füllhorn faszinierender Ideen und Themen. Jede Woche erlebe ich immer wieder beeindruckt diese Vielfalt der Magazine, Bücher und Online-Seiten. Jede einzelne Story, jedes Buch ist für sich ein Solitär. Dahinter stehen immer wieder ein Autor, ein Fotograf, ein Team, das konsequent einer Idee folgt; einer Idee, die bei Delius Klasing immer inhaltliche Tiefe zum Ziel hat. Dieses Streben nach wertvoller Substanz verbindet sich dann im Verlag mit dem professionellen Wunsch, dieseKraft der Gedanken und des Erlebten in eine angemessene, gerne auch begeisternde Gestaltung zu packen. 

Und so entstehen fast jeden Tag bei Delius Klasing eindrucksvolle, liebenswerte und aufregende Produkte. Handgemacht, behutsam bearbeitet und schließlich reizvoll verpackt. Niemals als Fließbandproduktion, sondern immer als ein wertvolles Gut, eben als das was es ist: ein Magazin, ein Buch, ein Online-Auftritt – egal ob Special Interest oder Corporate Publishing. Wenn ich diese Leidenschaft betrachte, mit der jeder Einzelne in unserem Haus an den Inhalten dieser Produkte gearbeitet, gerungen und gefeilt hat, dann kann man wohl zu Rechtsagen: eigentlich hat sich seit den Gründungstagen bei Delius Klasing nichts verändert – vielleicht nur dieses: Unser Blick hat sich geweitet, die Sicht der Dinge ist internationaler geworden, allerdings ist unser Themenspektrum nahezu unverändert. Hinzu gekommen sind faszinierende elektronische Ideen, aber auch Bildbände, die unsere Natur widerspiegeln sowie kreative, zuweilen sogar etwas provokante Fußballbücher. Doch allen ist etwas gemeinsam, den Traditionalisten ebenso wie  en jungen Wilden: Qualität ist unser Siegel. Inhaltliche Substanz hat Vorrang – ohne auf Faszination zu verzichten. Und so wird es bei uns bleiben. Egal, ob wir gerade im Trend liegen oder nicht im Fokus stehen – wir machen, was wir immer gemacht haben: faszinierende Lektüre mit einem Programm, dessen Basis 100 Jahre Leidenschaft für Medien sind.

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