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Die Initiative Pro Quote fordert mehr Frauen in der Führungsetage. Der VDZ hat nun eine Bestandsaufnahme zur Situation in den Verlagen gemacht.

Die Resonanz auf die Diskussion, die die Initiative Pro Quote im Februar gestartet hatte, war gewaltig. Zur Erinnerung: 350 Journalistinnen hatten gefordert, dass innerhalb von fünf Jahren 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein sollten. Derzeit sei die Lage noch düster, so die Bilanz der Medien-Frauen: Gerade mal zwei Prozent aller Chefredakteure der rund 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen seien Frauen, von den zwölf Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seien nur drei weiblich.

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) nahm die Debatte zum Anlass, eine Umfrage zur Lage in seinen Mitgliedsverlagen zu starten. Jetzt liegen die Ergebnisse der Studie, an der sich die Axel Springer AG, Hubert Burda Media, Gruner + Jahr, MVG, Vogel Business Media, der Zeit-Verlag, Condé Nast, Spiegel sowie der Jahreszeiten- Verlag und IDG beteiligt hatten, vor. Das Resultat: Frauen machen bei den Verlagsmitarbeitern allgemein 63 Prozent aus. Auf der Führungsebene wird die Luft schon dünner: Hier sind die Frauen, wenn auch mit durchaus beachtlichen 46 Prozent, knapp in der Minderheit. Diese Führungsebene beginnt dabei laut Definition bei den stellvertretenden Abteilungsleiterinnen. Außerdem ist anzumerken, dass die Umfrage die Verlagsmitarbeiter allgemein zählte – und nicht nur das journalistische Führungspersonal, wie Pro Quote es getan hatte. Eine diesbezügliche Trennung wurde bei der VDZ-Umfrage nicht vorgenommen.

Fazit: Eine verbindliche Frauenquote hat keines der befragten Medienhäuser – in erster Linie, weil ohnehin bereits sehr hohe Anteile erreicht seien. "Bei Gruner + Jahr sind bereits mehr als 30 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt, insgesamt sind 58 Prozent der Belegschaft weiblich", bilanziert Ingrid Haas, Verlagsgeschäftsführerin der G+J Wirtschaftsmedien. Anstelle einer Quotenregelung habe man zudem im Haus die Initiative "Female Factor" ins Leben gerufen. Ein Eckpfeiler dabei ist etwa ein veränderter Beurteilungsprozess bei der Besetzung von Führungspositionen. Flexible Arbeitszeitmodelle sollen zusätzlich helfen. Bei Springer hob man bereits im Juni 2010 das Projekt "Chancen: gleich!" aus der Taufe. Erklärtes Ziel: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen sollte von seinerzeit 16 Prozent innerhalb von fünf bis acht Jahren auf über 30 Prozent verdoppelt werden. Nach Verlagsangaben befindet man sich gut im Plan: "Aktuell liegt der Anteil schon bei 25 Prozent", so Springers Personalchef Alexander Schmid-Lossberg.

Das klingt gut – dennoch können diese Zahlen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ganz oben an der Spitze eben doch noch dürftig um den Frauenanteil bestellt ist. "In der ersten Führungsebene sind Frauen noch nicht so stark vertreten", gibt denn auch VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer unumwunden zu. Zwar würden Bertelsmann- Chefin Liz Mohn, Verlegerwitwe Friede Springer oder Verlegerin Yvonne Bauer zeigen, "dass es in unserer Branche an der Unternehmensspitze jede Menge Frauenpower gibt", so Scherzer. Aber es ist natürlich eine Tatsache, dass es diese drei Frauen aufgrund familiärer Verflechtungen an die Spitze ihrer Häuser gebracht haben. Bis es auch ohne derlei Bande geht, wird wohl doch noch Zeit verstreichen. Immerhin, auch in Verlage, in denen traditionellerweise stets Männer das Sagen hatten, kommt Bewegung. "Unser Traineeprogramm absolvieren fast ausschließlich weibliche Nachwuchskräfte", berichtet Günter Schürger, Geschäftsführer des Fachverlags Vogel Business Media. Und bei IDG Deutschland ve kündet man stolz, seit November 2011 erstmals in der Historie des Hauses eine Chefredakteurin zu haben: Marlene Buschbeck-Idlachemi hat es nach immerhin knapp 20 Jahren bei der Macwelt auf den Chefsessel des Titels geschafft. Scherzer geht davon aus, dass sich der Trend verstärkt: "Qualifizierte Führungskräfte sind für Unternehmen relevant – der ,War for Talents‘ tobt." Die Gesellschaft könne es sich – auch angesichts der demografischen Entwicklung – "nicht leisten, die Hälfte der Bevölkerung im Führungsbereich so unterrepräsentiert zu sehen."

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