Homeoffice oder Rückkehr ins Büro?
Arbeitgeber locken Fachkräfte mit wachsendem Homeoffice-Angebot
Die Analyse von 55 Millionen Online-Stellenanzeigen des Jobmonitors der Bertelsmann Stiftung seit 2019 zeigt, dass der Anteil an Stellenanzeigen mit Homeoffice-Möglichkeit sich in den vergangenen fünf Jahren auf knapp 18 Prozent verfünffacht hat. Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie wächst das Angebot für das „Remote-Arbeiten“ demnach weiter. „Wer geglaubt hat, dass nach Corona alle wieder ins Büro zurückkehren, muss erkennen: Homeoffice hat sich in vielen Branchen nicht nur etabliert. Es wird zum wichtigen Argument im Kampf um die Fachkräfte“, so der Gunvald Herdin, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung, zu den Ergebnissen der Analyse.
Große Unterschiede je nach Beruf und Komplexität der Tätigkeit
Allerdings gibt es große Unterschiede je nach Beruf, wie die Auswertung zeigt: Fast schon Standard ist das Homeoffice-Angebot in IT-Stellenangeboten. Im Jahr 2023 wurden in rund 60 Prozent aller Stellenangebote für IT-Spezialisten Remote-Optionen benannt.
Am anderen Ende der Skala rangieren Handwerksberufe von der Fleischverarbeitung (0,2 Prozent) über die Lebensmittelherstellung (0,3 Prozent) bis zum Metallbau (0,4 Prozent). Für sie gibt es ebenso wie für Berufe in der Altenpflege (0,5 Prozent) nachvollziehbarerweise so gut wie keine Alternative zur Arbeit in Präsenz.
Außerdem gilt: Je komplexer die Tätigkeit, desto eher wird Homeoffice angeboten. Für hoch komplexe Tätigkeiten (mit Diplom/Master) stieg das Angebot für Homeoffice von 2019 bis 2023 besonders stark von 6,6 auf 31,9 Prozent aller Stellen. Deutlich verhaltener fällt der Anstieg für Fachkräfte (mit Berufsausbildung) aus (von 1,7 auf 8,1 Prozent) – aber auch in dieser Gruppe steigt das Angebot weiter kontinuierlich.
Welche Faktoren erschweren die Rückkehr an den Arbeitsort?
Parallel lässt sich – auch in den Medienhäusern – der Trend feststellen, dass Arbeitgeber sich zunehmend wieder die Rückkehr ihrer Mitarbeiter wünschen und vermehrt Präsenztage fordern. Gerade erst hat beispielsweise der Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner eine neue „Office First“-Strategie ausgerufen.
Gleichzeitig führen die Inflation und Preissteigerungen bei den Arbeitnehmern zu einem erhöhten Bewusstsein dafür, wer die Kosten für die Arbeit am Arbeitsplatz ist zu tragen hat. Eine neue Studie der Software-Bewertungsplattform Capterra beziffert nun diese Kosten für die Arbeit vor Ort und gibt Arbeitgebern Tipps für eine erfolgreiche Return-to-Office-Strategie.
Beschäftigte würden Homeoffice gegen Gehaltskürzung tauschen
62 Prozent der Beschäftigten in Deutschland geben demnach an, bei zu hohen Fahrtkosten lieber den Job wechseln zu wollen. 38 Prozent der befragten Arbeitnehmer gaben sogar an, Gehaltskürzungen zu akzeptieren, um remote arbeiten zu können. 74 Prozent der Beschäftigten in Deutschland sind zudem der Auffassung, dass der Arbeitgeber die Kosten für das Parken vor Ort übernehmen sollte, 39 Prozent wünschen sich die Erstattung der Benzinkosten und 60 Prozent die Übernahme von Aufwendungen für öffentliche Verkehrsmittel. Ines Bahr, Senior Analystin bei Capterra kommentiert die aktuelle Entwicklung so: „Es kann nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden, dass Angestellte die gesamten Kosten, die es benötigt, um vor Ort zu arbeiten, allein tragen müssen. Um das Risiko einer Gegen-Reaktion der Mitarbeiter zu verringern, ist es für Unternehmen wichtig, das anzuerkennen und ihren Mitarbeitern mit entsprechenden Anreizen entgegenzukommen.“
Mehr Informationen zu der Analyse der Bertelsmann Stiftung finden Sie hier.
Die Ergebnisse der Capterra-Studie zur Rückkehr ins Büro und Tipps, mit denen Angestellte zur Rückkehr ins Büro motiviert werden können, sind hier abrufbar.
Quellen: Bertelsmann Stiftung; Capterra Inc.