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KI-gestützte Automatisierung und Cybersecurity sind die wichtigsten Megatrends für Verlage

MVFP impuls Print & Digital

Mehrheit der Verlage setzt bereits KI ein oder testet sie | Prozessoptimierung (78 Prozent) und Auf- bzw. Ausbau von Multi-Channel-Strategien (74 Prozent) sind die Handlungs-felder mit höchster strategischer Priorität | Geopolitische Spannungen, Fake News und Populismus: Herausforderungen für Verlage | Neuauflage der Studie des MVFP in Kooperation mit KPMG und dem Institut für Digitales Management und Neue Medien der LMU München

Der Einsatz künstlicher Intelligenz und die Erschließung neuer datengetriebener Geschäftsfelder sind aktuell die entscheidenden Zukunftsfaktoren für einen erfolgreichen Transformationsprozess der Verlage. Dies belegt die heute in Berlin vorgestellte Studie „Verlagstrends 2024 – Innovationstreiber künstliche Intelligenz“ des Medienverbands der freien Presse (MVFP) und KPMG in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Thomas Hess von der LMU München. Für die Studie wurden 212 Verlagshäuser zu den Megatrends für Verlage und den strategischen Handlungsfeldern im Unternehmen online befragt.

Megatrend Nummer eins für Verlagshäuser ist neben dem weiterhin herausfordernden demografischen Wandel (83 Prozent) die Bedrohung der Unternehmenssicherheit durch Datenmissbrauch, Datenverlust und Cyberangriffe (80 Prozent, 2020*: 48 Prozent). Die Automatisierung durch Robotics und KI zählt für 78 Prozent (2020: 46 Prozent) ebenfalls zu den Megatrends für das eigene Haus. Die Individualisierung der Lebensstile und Kundenbedürfnisse werten 74 Prozent als relevanten Megatrend (2020: 64 Prozent). Angeheizt durch das kontroverse politische Klima sehen fast zwei Drittel der Verlage (62 Prozent) im Populismus mit seinen polarisierenden und diskriminierenden Auswirkungen einen verlagsrelevanten Megatrend (2020: 34 Prozent).

Im Mittelpunkt der strategisch bedeutsamen Handlungsfelder steht für 79 Prozent der Verlage, die Prozesse und Arbeitsabläufe zu optimieren. Neben der Verbesserung der Innovationsfähigkeit (77 Prozent) ist für fast drei Viertel (74 Prozent) der Befragten der Auf- bzw. Ausbau von Multi-Channel-Strategien als zukunftsträchtiges Geschäftsfeld ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensausrichtung. Darauf folgen in jeweils 73 Prozent der Medienhäuser der Datenschutz, IT-Compliance und Cyber-Security sowie die Verbesserung der hauseigenen IT-Infrastruktur als strategisch bedeutsame Aktivitäten.

„Durch KI werden Freiräume geschaffen, sich stärker auf das Kerngeschäft zu konzentrieren: die Erstellung hochwertiger Inhalte. Gleichzeitig steht die Branche vor der Herausforderung, dass KI-Modelle redaktionelle Inhalte verwenden, ohne dass Presseverlage ausreichende Rechte haben, dagegen vorzugehen. Wir benötigen klare Verfügungsrechte über die Nutzung unserer Inhalte durch KI und ein robustes Recht auf Auskunft, damit nachvollziehbar bleibt, welche Inhalte verwertet wurden – dies muss in Brüssel gesetzlich verankert werden, mit Unterstützung der Bundesregierung“, erklärt Lutz Drüge, Geschäftsführer Fachvertretung Die Publikumsmedien im MVFP.

Game-Changer KI: Einsatz mit AI-Principles entlang der Wertschöpfungskette
Das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI ist der Studie zufolge bei nahezu allen Verlagen, die diese einsetzen, vorhanden. Die überwiegende Mehrheit der Verlage, die bereits eine KI-Strategie entwickelt haben oder derzeit daran arbeiten, bereiten auch ein Regelwerk für den verantwortungsvollen Umgang mit KI vor („AI Principles“). 60 Prozent der Verlage, die ein solches Regelwerk bereits weitgehend oder vollständig erarbeitet haben, aktualisieren es regelmäßig.

Fast 80 Prozent der deutschen Verlage haben laut der MVFP-KPMG-Studie Erfahrungen mit KI – und diese sind weitestgehend positiv. Ein Drittel der Verlage nutzt KI bereits im Tagesgeschäft. Dabei dominiert die redaktionelle Unterstützung. Weitere 44 Prozent befinden sich zurzeit in einer Test- bzw. Experimentierphase. In größeren Verlagshäusern mit mehr als 100 Mitarbeitenden nutzen oder experimentieren bereits 85 Prozent mit KI, bei den kleineren Verlagen mit weniger als 100 Beschäftigten sind es rund 50 Prozent. Derzeit integrieren Verlage generative KI überwiegend in redaktionelle und kreative Prozesse.

In 33 Prozent der Redaktionen wird KI vorwiegend als Unterstützung bei der Recherche und der Themenauswahl eingesetzt. Fast ebenso viele (31 Prozent) nutzen KI für die Erstellung und Bearbeitung von Texten, 25 Prozent für die Erstellung und Bearbeitung von Bildern oder Videos und weitere 25 Prozent als Partner für Sparrings und Brainstormings. In den Bereichen Marketing, Vertrieb oder Kundenservice sind KI-Anwendungen vergleichsweise noch selten. Dennoch planen 31 Prozent der Verlage, KI zukünftig im Kundenservice einzusetzen, 27 Prozent im Marketing und weitere 25 Prozent im Vertrieb. Die bisherigen Erfahrungen der Verlage mit dem Einsatz von KI sind überwiegend positiv: 78 Prozent bewerten ihn als eher positiv und zwölf Prozent als durchweg positiv. Die menschliche Verantwortung beim Einsatz von KI hat einen hohen Stellenwert („Human in the Loop”-Prinzip). 79 Prozent der befragten Verlage halten die menschliche Überprüfung der generierten Ergebnisse für sehr wichtig, um KI verantwortungsvoll und sicher einzusetzen.72 Prozent legen zudem großen Wert auf den Feinschliff und Qualitätskontrollen durch Redakteure und Redakteurin­nen sowie Grafiker und Grafikerinnen bei KI-unter­stützten Inhalten.

Richtig eingesetzt erweist sich KI als Game-Changer entlang der gesamten Wertschöpfungskette, insbesondere unter Effizienz- und Produktivitätskriterien. So profitieren beispielsweise Content-Angebote durch den KI-Einsatz von einer Verbesserung der Qualität (53 Prozent) und einer Personalisierung der Angebote (63 Prozent). Aktuell versprechen sich die befragten Verlage vor allem Vorteile bei der Prozesseffizienz (80 Prozent) und Produktivität (72 Prozent).

Mangelnde Kapazitäten und Ressourcen: Herausforderungen bei der Einführung von KI
Für fast 70 Prozent der befragten Verlage stellen fehlende Kapazitäten und ein Mangel an Ressourcen eine große Hürde bei der Einführung von KI dar. Mehr als die Hälfte der Verlage (57 Prozent) nennt als größte Herausforderungen bei der Implementierung von KI rechtliche Bedenken, fehlendes Know-how, hohen Implementierungsaufwand sowie technische Herausforderungen.

„Künstliche Intelligenz kann den Verlagen dabei helfen, ihre Prozesseffizienz und ihre Produktivität zu steigern. Das wiederum kann für eine größere Agilität, Flexibilität und Profitabilität sorgen. Der KI-Einsatz sollte sich dabei nicht auf die Redaktion beschränken. Es sollten Use Cases entlang der gesamten Wertschöpfungskette entwickelt und erprobt werden“, so Katja Modder, Head of Technology, Media & Telecommunications (TMT) KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

„Die große Mehrheit der Verlage ist mitten in der Transformation. KI-Anwendungen werden Freiräume schaffen, um sich noch intensiver mit dem Formulieren von Texten und der dafür erforderlichen Recherche und damit dem Kern inhaltlicher Arbeit zu beschäftigen. Beunruhigend ist die deutliche Zunahme der erwarteten Bedrohung, Opfer einer Cyber-Attacke zu werden“, ergänzt Prof. Dr. Thomas Hess, Direktor des Instituts für Digitales Management und Neue Medien von der LMU München.

 

Die Studie „Verlagstrends 2024 – Innovationstreiber Künstliche Intelligenz“ ist ein Kooperationsprojekt des Medienverbands der freien Presse (MVFP) und der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, durchgeführt in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Thomas Hess und Dr. Antonia Meythaler. Die große Mehrheit der im Frühjahr 2024 online befragten 212 Verlage (71 Prozent) hat ihren Schwerpunkt in den Segmenten der Fach- und Publikumszeitschriften. Verlage mit bis zu 100 Mitarbeitenden bilden etwas über die Hälfte der Stichprobe. Die Befragten haben größtenteils Management-Verantwortung: 47 Prozent der Befragten sind in der Geschäftsführung, 35 Prozent in einer anderen Leitungsfunktion tätig und weitere 8 Prozent arbeiten in der Strategie- bzw. Unternehmensplanung.

 

Studie Verlagstrends 2024: Download

 

* Der Jahresvergleich zwischen 2024 und 2020 wurde im Zuge der Analyse bewusst gewählt, da sich Trendeinschätzungen und strategische Schwerpunkte in der Regel mittelfristig ändern.

 

 

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