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"Konsens ist harte Arbeit"

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Wolfgang Fürstner im Interview mit "Werben & Verkaufen"

Nach mehr als 30 Jahren verabschiedet sich Wolfgang Fürstner vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger.

W&V: 33 Jahre beim VDZ als Chef-Lobbyist und Medienpolitiker hinterlassen ihre Spuren. Wie werden Sie es schaffen, ohne Medienpolitik auszukommen?

Fürstner: Ich denke in ordnungspolitischen Kategorien. Deshalb wird Medienpolitik ein Thema bleiben, für das ich mich interessiere und – sofern ich die Möglichkeit habe – meinen Beitrag dazu  leisten.

W&V: Was war das dickste Brett, das Sie zu bohren hatten?

Fürstner: Verbandsarbeit heißt oft genug, dicke Bretter bohren zu müssen. Das bedeutet konkret die ständige Suche nach dem gemeinsamen Nenner. Der Wettbe-werbsdruck der Verlage untereinander ist erheblich höher geworden und die Bereitschaft zum Konsens muss hart erarbeitet werden. Dicke Bretter zu bohren, ist also Tagesgeschäft.

W&V: Von welchem Erfolg haben Sie heimlich geträumt?

Fürstner: Eine europäische Suchmaschine, die Frank Schirrmacher gefordert hat. Das ist nach meiner Überzeugung die richtige Antwort auf die Herausforderungen, die aus Silicon Valley kommen.

W&V: Ein Wespennest konkurrierender Verlage in Schach zu halten, erfordert geradezu unmenschliches diplomatisches Geschick. Wo haben Sie geübt?

Fürstner: Ihre Frage möchte ich mit einem Bonmot beantworten. Ein Diplomat, der Ja sagt, meint vielleicht. Ein Diplomat, der vielleicht sagt, meint Nein. Ein Diplomat, der Nein sagt, ist kein Diplomat – eine bessere Schule als den VDZ kann ich mir nicht vorstellen.

W&V: Als Diplomat unter vielen Egozentrikern: Gab es da nicht Momente, wo der Kessel zu platzen drohte?

Fürstner: Ein Wesensmerkmal der Gremienarbeit im VDZ war stets der Respekt vor dem Wettbewerber. Gewiss gehört auch Streit dazu. Aber die Bereitschaft zum Konsens war immer da.

W&V: Was haben Sie eigentlich damals mit Gummistiefeln im kanadischen Wald gemacht? Wollten Sie eigenhändig überprüfen, ob die Papierpreise gerechtfertigt sind?

Fürstner: Vor 20 Jahren standen die Verlage unter einem erheblichen öffentlichen Druck der Umweltorganisationen, weil die Holzerntemethoden in British Columbia das Prinzip einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung gröblichst verletzt hatten. In mühsamen Prozessen ist es gelungen, Vertrauen aufzubauen, mit den Stakeholdern ins Gespräch zu kommen und Probleme zufriedenstellend zu lösen.

W&V: In Ihrer Familie scharen Sie ein Heer von Frauen um sich. Wie konnte sich bei Frau und Töchtern die Goldene Victoria da noch in Ihr Leben drängen?

Fürstner: Die Goldene Victoria hat sich über die Jahre zu einem der wichtigsten Medienpreise in Deutschland entwickelt. Aber so behutsam, wie Sie mit einer Marke umgehen müssen, müssen Sie mit den Frauen umgehen, insbesondere, wenn sie in Gestalt der Goldenen Victoria daherkommen.

Das Interview führte Judith Pfannenmüller

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