MVFP Bayern | Zwischen KI und Verantwortung: Medien in der Demokratie benötigen faire Rahmenbedingungen
Zwischen KI und Verantwortung: Medien in der Demokratie benötigen faire Rahmenbedingungen
Austausch zwischen Medienhäusern, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in disruptiven Zeiten stand im Fokus des hochkarätig besetzten Sommerfests des MVFP Bayern
München 27. Juli 2023. Wie können Zeitschriftenverlage ihre Qualität bewahren, wenn sie mit KI, Tech-Giganten und den wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine konfrontiert sind? Und wie können sie ihre Verantwortung für die Meinungsbildung und damit für gesellschaftliche Werte unserer Demokratie weiterhin erfüllen? Um diese Fragen drehte sich das gestrige Sommerfest des MVFP Bayern, das unter dem Motto „Die Relevanz der Medien in der Demokratie“ stattfand.
Horst Ohligschläger, Erster Vorsitzender des MVFP Bayern und CEO der Roularta Media Group, begrüßte die rund 130 geladenen Gäste aus Medien, Wirtschaft und Politik. „Unsere Branche, aber auch unsere Gesellschaft stehen vor großen Herausforderungen. Wir alle arbeiten in einer Medienlandschaft, die einem Wandel unterworfen ist, der sich in den letzten Jahren noch verstärkt hat und unsere Geschäftsmodelle weiter unter Druck setzt. Umso wichtiger ist es, dass wir als Zeitschriftenverlegerinnen und -verleger unsere zentrale Rolle als unabhängige und verlässliche Informationslieferanten wahrnehmen und verteidigen. Dazu gehört, dass unsere Inhalte von Menschen verantwortet werden, und nicht von Maschinen.“
v.l.n.r. Jörg Quoos, Funke Zentralredaktion; Anina Veigel, MVFP Bayern; Thomas Hass, Der SPIEGEL; Bianca Pohlmann, Funke; Staatsminister Dr. Florian Herrmann, MdL; Philipp Welte, Hubert Burda Media; Myriam Karsch, Kouneli Media, Horst Ohligschläger, MVFP Bayern – Foto: Christian Rudnik
Dr. Florian Herrmann, MdL, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, betonte in seinem Grußwort: „Der Medienverband der freien Presse ist eine starke Säule der Medienlandschaft in Bayern und steht für Qualitätsjournalismus. Verlässliche Medien sind ein Garant für unsere Demokratie und eine sachlich gut informierte Gesellschaft. Gerade die aktuellen Krisenzeiten zeigen, wie wichtig objektive und vertrauenswürdige Berichterstattung ist. Wir sind stolz auf unseren vielfältigen Medienstandort Bayern. Zentrales Ziel bayerischer Medienpolitik ist es, diese Vielfalt sowie optimale Rahmenbedingungen für Medienunternehmen zu erhalten. Die Staatsregierung bleibt ein starker Partner der Medien in Bayern. Denn Demokratie ist immer Team-Aufgabe.“
In seiner Keynote-Speech unterstrich Philipp Welte, Vorstandsvorsitzender des MVFP und Vorstand Hubert Burda Media: „Die Freiheit der Meinungen ist auch in den westlichen Demokratien bedroht, und unser Wertesystem sieht sich konfrontiert mit einer Flut an manipulativen oder schlicht falschen Inhalten. Genau deshalb braucht unsere Gesellschaft die freie, unabhängige Presse heute dringender als seit vielen Jahrzehnten, weil wir als verlässliche Plattform den freien Austausch von Informationen und von Meinungen gewährleisten.“
Im Mittelpunkt der anschließenden Podiumsdiskussion standen die Innovations- und Anpassungsfähigkeit der Medien in Zeiten von künstlicher Intelligenz und der sich wandelnden Bedürfnisse der Leserschaft. Moderiert wurde das Expertenpanel von Jörg Quoos, Chefredakteur FUNKE Zentralredaktion und Herausgeber BERLINER MORGENPOST.
In der Diskussion führte Thomas Hass, Vorsitzender der Geschäftsführung SPIEGEL-Verlag und Vorstandsmitglied der Publikumsmedien im MVFP, aus: „Künstliche Intelligenz bietet ein großes Potenzial für den Qualitätsjournalismus und für eine informierte, freie Gesellschaft. Um dieses Potenzial zu heben, müssen KI-Anbieter und Medien einen gemeinsamen, verantwortungsvollen Umgang mit journalistischen Inhalten entwickeln. Wir stehen für einen partnerschaftlichen Dialog zur Verfügung und setzen uns für eine Regulierung ein, die Transparenz und faire Spielregeln schafft.“
Bianca Pohlmann, Geschäftsführerin FUNKE Zeitschriften und Vorstandsmitglied im MVFP, verdeutlichte: „Verantwortungsbewusster Journalismus macht uns Verlage wertvoll – besonders in Zeiten disruptiver Veränderungen durch KI. Spätestens jetzt müssen wir die menschlichen Stärken in den Vordergrund rücken. KI wird uns aber auch bei unserer Transformation unterstützen, indem wir entlang unserer Wertschöpfungskette besser und effizienter werden. Am Ende muss aber immer der Mensch als verantwortlich im Sinne des Presserechts stehen. Wir brauchen einen rechtlichen Rahmen, der uns zum einen nicht bei der Transformation und Innovation behindert und zum anderen das Urheberrecht schützt. Die Hoheit über die Verwendung unserer Inhalte muss bei den Verlagen liegen.“
Myriam Karsch, Geschäftsführende Gesellschafterin Kouneli Media, betonte: „Eine transparente, unabhängige und pluralistische Berichterstattung ist ein unverzichtbarer Pfeiler der Demokratie. Angesichts der wachsenden Verbreitung von Desinformation werden das Produzieren und Verbreiten von journalistischen Inhalten noch wichtiger. Aber Qualität hat nicht nur ihren Wert, sondern auch ihren Preis – und das berührt Themenbereiche von Zahlungsbereitschaft über Zustellkosten bis hin zu Urheberrechten.“
Die Geschäftsführerin des MVFP Bayern Anina Veigel resümierte, wie wichtig die Zusammenarbeit unter allen Medienhäusern sei – gerade in Zeiten rasanter Entwicklungen in der KI, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen. Nur gemeinsam könne man die großen Herausforderungen und Chancen der nächsten Zeit für die Branche anpacken und zusammen im Medienverband der freien Presse aktiv gestalten.