Reuters Institute, Digital News Report, Deutschland
Reuters Institute: Digital News Report 2022 – Ergebnisse für Deutschland
Überblick über die wichtigsten Ergebnisse
- Die Nachrichtennutzungshäufigkeit bleibt auf einem hohen Niveau stabil. 92 Prozent der erwachsenen Onliner in Deutschland lesen, hören oder schauen 2022 mindestens mehrmals pro Woche Nachrichten (2021: 92 %).
- Das Nachrichteninteresse ist langfristig betrachtet tendenziell rückläufig. 57 Prozent sagen im Jahr 2022, dass sie sehr oder überaus an Nachrichten interessiert sind (2021: 67 %).
- Das Nachrichtenthema, welches die meisten Internetnutzenden anspricht, sind lokale Nachrichten. Zwei Drittel der erwachsenen Onliner interessieren sich für aktuelle Neuigkeiten aus der eigenen Stadt oder Region (68 %). Auch internationale (61 %) und politische Nachrichten (58 %) sind in den meisten Altersgruppen unter den Top 3 mit dem größten Interesse.
- Zu den wichtigsten Nutzungsgründen von Nachrichten zählt mit 52 Prozent für die meisten erwachsenen Onliner, dass sie für sie persönlich wichtig und nützlich sind.
- Jeder zehnte Onliner im Alter ab 18 Jahren versucht oftmals bewusst, Nachrichten zu vermeiden; 65 Prozent zumindest gelegentlich. Diese Zahlen haben sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre in allen Altersgruppen deutlich erhöht.
- Die als zu viel empfundene Berichterstattung zu Themen wie Politik und Corona ist die am häufigsten genannte Ursache der Nachrichtenvermeidung (47 %). Auch negative Auswirkungen auf die Stimmung, Erschöpfung aufgrund der Vielzahl an Nachrichten sowie ein geringes Vertrauen sind weitere häufig genannte Gründe. Hierin unterscheiden sich die Altersgruppen kaum. Auffällig sind die vergleichsweise hohen Anteile unter den 18- bis 24-Jährigen, die als Gründe angeben, dass Nachrichteninhalte zu Streitigkeiten führen (21 %) und das Gefühl zu haben, mit den Informationen nichts anfangen zu können (16 %) bzw. sie nicht zu verstehen (10 %).
- Als Quelle für Nachrichten verwenden die meisten erwachsenen Onliner in Deutschland 2022 das Internet. Mit 68 Prozent Reichweite hat es sich vor das Fernsehen mit 65 Prozent geschoben. Im vergangenen Jahr 2021 lagen beide Gattungen mit jeweils 69 Prozent noch gleichauf.
- Insgesamt dominieren traditionelle Nachrichtenanbieter die Nachrichtennutzung im Netz. 47 Prozent lesen, schauen oder hören regelmäßig die Inhalte etablierter Nachrichtenseiten; bei den 18- bis 24-Jährigen sind es 49 Prozent. In dieser Altersgruppe sind jedoch soziale Medien mit 55 Prozent die am weitesten verbreitete Quelle für Nachrichteninhalte im Internet. Für 39 Prozent unter ihnen sind sie auch die wichtigste Ressource für Nachrichten, was einem Anstieg von 14 Prozentpunkten entspricht.
- Die Hälfte der erwachsenen Onliner in Deutschland ist der Ansicht, man könne dem Großteil der Nachrichten in der Regel vertrauen. Das sind drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr 2021 (53 %), jedoch fünf Prozentpunkte höher als vor der Pandemie.
- Die Hauptnachrichten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind auch im Jahr 2022 die beiden Angebote mit den höchsten Vertrauenswerten unter den abgefragten Marken. Zu den Top 3 zählen auch wieder regionale bzw. lokale Tageszeitungen.
- 32 Prozent der erwachsenen Onliner haben Bedenken, eventuelle Falschmeldungen nicht von Fakten unterscheiden zu können. Die größten Sorgen zeigen sich mit 40 Prozent bei den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren.
- Die überwiegende Mehrheit orientiert sich bei der Quellenauswahl von Nachrichten im Internet an bestimmten Nachrichtenmarken; 45 Prozent der Befragten achten am ehesten darauf. Für zwölf Prozent sind hingegen ganz bestimmte Journalistinnen und Journalisten oder Kommentatorinnen und Kommentatoren bei der Auswahl entscheidend.
- 52 Prozent sind der Ansicht, es wäre besser Journalistinnen und Journalisten blieben, sofern sie in sozialen Medien aktiv sind, bei der Nachrichtenberichterstattung, während 31 Prozent finden, dass sie dort neben der Berichterstattung auch ihre persönliche Meinung äußern können sollten.
- Das Smartphone ist das am häufigsten verwendete Gerät, sowohl um online zu gehen und auch um Nachrichten im Internet zu lesen, zu hören oder anzuschauen. 57 Prozent der erwachsenen Onliner verwenden es mindestens einmal pro Woche, um sich über das Nachrichtengeschehen zu informieren.
- Um Nachrichten im Internet zu finden, greifen mit 36 Prozent die meisten erwachsenen Internetnutzenden direkt auf eine Website oder die App eines Nachrichtenangebots zu. Onliner im Alter zwischen 18 und 24 Jahren nutzen am ehesten eine Suchmaschine, um auf eine bestimmte Nachrichtenwebsite zu gelangen (35 %) oder sie werden in sozialen Medien auf Nachrichteninhalte aufmerksam (32 %).
- Etwa jeder fünfte Befragte (19 %) informiert sich regelmäßig über das Nachrichtengeschehen per E-Mail via Newsletter. Mit 41 Prozent unter ihnen entfällt der größte Anteil auf Newsletter von etablierten Nachrichtenanbietern.
- Den ersten Kontakt mit Nachrichten an einem normalen Tagesbeginn haben die meisten erwachsenen Onliner in Deutschland über das Internet (38 %) mittels Smartphone (24 %).
- Die Präferenzen, wie sich über das aktuelle Nachrichtengeschehen informiert werden möchte, liegen recht eindeutig in der Textform. 58 Prozent lesen die Online-Nachrichten am liebsten, während jeder Zehnte sie bevorzugt als Video anschaut. Das Hauptargument für die Textform ist die schnellere Möglichkeit der Informationsaufnahme; Videos sind hingegen leichter zu rezipieren.
- 29 Prozent hören im Jahr 2022 mindestens einmal pro Monat einen Podcast (2021: 25 %). Die meisten Hörerinnen und Hörer sind bei Angeboten zu spezifischen Themen zu finden.
- Die am weitesten verbreiteten sozialen Medien sind WhatsApp, YouTube und Facebook. Diese drei Plattformen sind auch die Angebote in dieser Kategorie, die von den meisten regelmäßig verwendet werden, um Nachrichten zu suchen, zu lesen, anzuschauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren (WhatsApp 15 %, YouTube 14 %, Facebook 17 %). Im Vergleich zum Vorjahr haben Nachrichten auf allen drei Plattformen an Reichweite verloren (2021: WhatsApp 17 %, YouTube 16 %, Facebook 18 %). Ein tendenzieller Anstieg deutet sich hingegen bei Instagram (8 %) und TikTok (2 %) an.
- Nach wie vor beteiligt sich nur ein vergleichsweise geringer Anteil aktiv an der Nachrichtenberichterstattung in sozialen Medien. Zwölf Prozent der erwachsenen Internetnutzenden liken regelmäßig Nachrichtenbeiträge, neun Prozent teilen und sieben Prozent kommentieren sie dort. In der jungen Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sind die Anteile etwas größer als im Durchschnitt der Bevölkerung. Zudem lässt sich erneut beobachten, dass Onliner, die sich selbst im linken oder rechten Teil des politischen Spektrums verorten, anteilig Artikel eher teilen und kommentieren als Nutzende in der politischen Mitte.
- Im Jahr 2022 zeigt sich ein deutlicher Anstieg derjenigen Onliner, die im vergangenen Jahr im Internet einen gebührenpflichtigen Nachrichtendienst nutzten. 14 Prozent der Befragten geben an, für digitale Nachrichten Geld ausgegeben zu haben; das sind fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr 2021. Ein Zuwachs ist in allen Altersgruppen erkennbar. Eine fortlaufende Zahlung in Form eines Abonnements bzw. einer Mitgliedschaft ist das am häufigsten gewählte Bezahlmodell.
- Bei Nachrichten zum Klimawandel sind unter den erwachsenen Onlinern in Deutschland Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die meistbeachteten Quellen, gefolgt von Fernseh- oder Filmdokumentationen und wichtigen Nachrichtenmedien. Insgesamt bevorzugen 45 Prozent der Befragten eine neutrale Berichterstattung zum Klimawandel; bei jungen Erwachsenen unter 35 Jahren fordert jedoch die Mehrheit eine klare Position der Nachrichtenmedien zugunsten der Bewältigung der Klimakrise. Bei der Frage nach potenziellen Maßnahmen gegen den Klimawandel sind in allen Altersgruppen die meisten Menschen der Meinung, Nachrichtenmedien sollten sich darauf konzentrieren, was Regierungen und große Unternehmen tun könnten. Jeder Vierte im Alter von 18 bis 24 Jahren wünscht sich jedoch auch mehr Aufmerksamkeit für individuelle Handlungsmöglichkeiten.