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2017 und die Kommunikation

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Das 500. Jahr gelungener Kommunikation

Präses Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Die evangelische Kirche beschäftigt ein Großprojekt: Sie bereitet sich auf das Reformationsjubiläum 2017 vor. Sie erinnern sich: Am 31. Oktober 1517 schlug der Augustinermönch Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Bereits seit 2008 läuft die sogenannte „Lutherdekade“, ein Zehnjahresvorlauf auf das große Fest. Die ersten Themenjahre standen unter den Überschriften „Reformation und Bekenntnis“, „Reformation und Bildung“, „Reformation und Freiheit“. 2012 heißt es dann „Reformation und Musik“. Weitere Themenjahre folgen, bis wir 2017 dann das große Jubiläum feiern. Eine große Herausforderung für unsere Kommunikation!


Die Reformation war bereits vor 500 Jahren eng mit funktionierender Kommunikation verbunden. In der kleinen Stadt Wittenberg, die schon damals beschaulich eher fernab der Weltereignisse am Elbufer lag und zum Dornröschenschlaf neigte, entstand eine Bewegung, die in atemberaubender Geschwindigkeit die Welt veränderte. Die Tür der Schlosskirche war so etwas wie das schwarze Brett, an dem die Gelehrten der Stadt ihre Aushänge machten. Die Thesen wurden zunächst nur in kleiner Stückzahl und auf Lateinisch veröffentlicht. Der zuständige Bischof erhielt das Original. Viele weitere Bischöfe wurden mit handschriftlich erstellten Kopien versorgt. So kommunizierte die Welt des Mittelalters. Sie war darauf angewiesen, dass jemand von einer Urschrift eine Abschrift fertigte und von dieser wurde handschriftlich wiederum ein weiteres Exemplar erstellt. So ging es immer weiter. Schriftliche Kommunikation war ein – aus heutiger Sicht – langsames und ebenso mühevolles Geschäft. An eine rasche, flexible und zugleich flächendec ende Verbreitung neuer Erkenntnisse war bis kurz vor Luthers Reformation nicht zu denken.

Buchdruck als kommunikativer Glücksfall

Martin Luther aber bediente sich des Buchdrucks. Die neuen Druckmedien erlaubten es, die Thesen, die nun auch in deutscher Sprache vorlagen, in großen Stückzahlen in alle Lande zu verbreiteten. Von Wittenberg ausgehend erreichten sie nach kurzer Zeit selbst entlegene Dörfer. Die Druckmedien überwanden räumliche Distanzen und beschleunigten zugleich die schnelle Verbreitung neuer Erkenntnisse. Für das Anliegen der Reformation war der Buchdruck also der kommunikative Glücksfall.

Aus heutiger Sicht lässt sich die Reformation als eins der ersten großen, medial ermöglichten und medial begleiteten Ereignisse bezeichnen. Die Drucker und Verleger stellten ihre Handwerkskunst in den Dienst der Reformation und profitierten natürlich auch davon, denn die Buchdruckkonjunktur sprang – nach einer längeren Durststrecke in der Zeit nach Gutenberg – dank des Schrifttums der Reformation wieder neu an. Schon im Herbst 1522 wurde die Übersetzung des Neuen Testaments, die Luther auf der Wartburg gefertigt hatte, in dritter Auflage nachgedruckt.

Erneuerung der Kirche mit den Mitteln modernster Kommunikation

Das „sola scriptura“ („allein die Schrift“), eine Kernforderung Luthers, sorgte für einen Umbruch der medialen Welt. Aus dem Zeitalter des in der Messe gesprochenen Wortes leitete die Reformation in das Zeitalter des gedruckten und selbst gelesenen Wortes über. Insofern korrespondiert der Buchdruck mit den theologischen Einsichten der Reformation. Mit dieser Entwicklung verband sich eine zweite Bewegung. Die Reformation forderte das Priestertum aller Getauften. Fortan sollten auch die Berufe, die nicht dem geistlichen Stand angehörten, an der Verkündigung des Wortes Gottes beteiligt sein. Der Beruf der Buchdrucker illustrierte das. Die Drucker machten, was bisher dem Klerus vorbehalten war, sie eröffneten den Lesenden einen unmittelbaren Kontakt zu geistlichen Texten.

Im Jahr 2017 werden wir als evangelische Kirche das Reformationsjubiläum feiern. In erster Linie widmet sich dieses Fest der Einsicht, die ein Mönch, der auch Professor war, in der engen Klosterzelle beim Studium der Bibel hart erarbeitet hat, und der dem christlichen Glauben eine neue Perspektive schenkte. Darüber hinaus begehen wir im Jahr 2017 auch das 500. Jubiläum gelungener öffentlicher Kommunikation. „Ecclesia semper reformanda“ („die sich stets erneuernde Kirche“) heißt: wir tun das auch heute mit den Mitteln modernster Kommunikation!

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