„Corona wirft ein Schlaglicht auf die Stärke von Fachmedien“
PRINT&more | Sicherlich hätten wir uns Mitte Mai bei den B2B Media Days getroffen. Fehlen Ihnen der direkte Austausch und das Netzwerken auf den branchenüblichen Veranstaltungen?
PETER ESSER | Definitiv. Persönliche Kontakte sind durch nichts zu ersetzen. Sich »face to face« zu unterhalten, ist einfach etwas ganz anderes, als über Video zu chatten. Aber damit müssen wir uns im Moment arrangieren. Umso wichtiger finde ich die Arbeit, die beispielsweise der VDZ leistet, um die Branche zusammenzuhalten, den Austausch zwischen den Mitgliedern am Laufen zu halten und ein Wirgefühl zu erzeugen.
Die dfv Mediengruppe wurde bei der diesjährigen Auszeichnung »Fachjournalisten des Jahres« gleich zwei Mal prämiert. Wie stolz sind Sie darauf?
Als ich davon erfahren habe, dass dieses Jahr gleich zwei unserer Redakteure die Auszeichnung erhalten, habe ich mich wirklich sehr gefreut. Es ist für uns alle eine Bestätigung, dass wir über Qualitätsjournalismus nicht nur reden, sondern diesen auch liefern. Wer die beiden Kollegen persönlich kennt, der weiß, dass sie für ihren Beruf brennen, dass sie große Freude an kritischer, tief gehender Berichterstattung haben, dass sie sich mit ihrem Medium identifizieren und ihren Lesern einen tatsächlichen Mehrwehrt durch ihre Artikel liefern wollen. Diese Begeisterung für Journalismus teilen sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Haus, und darauf können wir sehr stolz sein.
Gemeinsam mit Sönke Reimers sind Sie beide seit Anfang 2020 Sprecher der Geschäftsführung. Natürlich ist durch Corona alles anders als gedacht und geplant. Wenn Sie dennoch eine erste Bilanz ziehen müssten, wie fällt diese aus?
Die Corona-Pandemie hat uns deutlich gezeigt, in welchen Bereichen wir sehr gut aufgestellt sind und in welchen wir nachbessern müssen – und zwar schnell. Denn die Umsetzungsgeschwindigkeit hat extrem zugenommen. Das hat durchaus sein Gutes. Der Wille, gemeinsam etwas zu bewegen, ist sehr stark. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen einen fantastischen Job. Wir werden noch einen langen Atem brauchen, bis sich auch die besonders betroffenen Branchen wie der Tourismus, die Messewirtschaft, die Gastronomie – oder das gesamte Veranstaltungssegment – wieder stabilisiert haben. Ich bin sehr froh zu wissen, dass wir diesen Marathon mit einem so starken Team bestreiten.
Welche Rolle spielen Fachmedien in einer Phase wie dieser?
Das Bedürfnis nach glaubwürdiger Information, nach sachlicher Einordnung ist in Zeiten wie diesen noch höher als sonst, was sich u. a. an der Zahl der Zugriffe auf unseren Online-Content zeigt. Corona wirft ein Schlaglicht auf die Stärke von Fachmedien, die so nah dran sind an den Menschen und Märkten wie kein anderes Medium sonst. Selten war die Relevanz, die wir für unsere Zielgruppen haben, deutlicher zu sehen als in den letzten Wochen. Wichtig ist, dass sich Fachmedienanbieter mit ihren Branchen weiterentwickeln und mit den richtigen Angeboten auf die veränderte Realität reagieren. Denn da dürfen wir uns nichts vormachen: Vieles, was sich durch Corona geändert hat, wird nach Corona anders bleiben.
// Die Fragen stellte Antje Jungmann.