Customer Experience, Mobile, Messaging Apps und Chatbots sind Top-Trends
Messaging Apps und Chatbots sind absolute Trendthemen, die entscheidende neue Chancen für Publisher bedeuten; ein permanenter Fokus auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden sind der Schlüssel für erfolgreiche Content-Strategien und zielführende Geschäftsmodelle; Sprachsteuerung und Machine Learning werden massiven Einfluss auf bestehenden Geschäftsfelder der Medienbranche nehmen – so lautet ein Fazit des ersten Kongresstages des Digital Innovators’ Summit, der heute und morgen in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom stattfindet.
Der Vormittag startete mit den Keynotes internationaler Top-Redner: Jay Lauf, Publisher, Quartz und SVP, Atlantic Media gab Einblick in die ausschließlich online publizierende Nachrichten-Webseite Quartz; John Wilpers, Innovation Media Consulting stellte die aktuellen Top Trends aus dem neuen „Innovation in Magazine Media 2017-18 World“ vor.
Ein deutlicher Schwerpunkt auf den mobilen Kanal, auf Distribution über Soziale Medien, eigenständige Newsletter-Formate und weniger, aber höherwertige Werbung – das sind die wesentlichen Zutaten für die Erfolgsgeschichte von Quartz, die Jay Lauf skizzierte. Mit einem rasant wachsenden Umsatz, der sich bisher jährlich verdoppelt hat, hat sich Quartz innerhalb weniger Jahre als ernstzunehmender Player etabliert. Den zunehmenden Preisverfall bei einem steigenden Werbeinventar konterte das Unternehmen mit einer gegenläufigen Strategie – nämlich Verknappung. Auch beim E-Mail-Marketing ging es andere Wege: Ausschließlich mehr Besuche auf die eigene Webseite ziehen zu wollen, sei nicht dauerhaft zielführend. Newsletter müssten als eigenständige Formate wahrgenommen werden, die auch den Mut haben müssten, andere Quellen zu verlinken. Auf diesem Weg sei es gelungen, eine Öffnungsrate von 50 Prozent zu erreichen.
Chatbots und Messaging Apps – das sei die Zukunft, postulierte John Wilpers, Innovation Media Consulting. Messaging Apps hätten bereits heute den Sozialen Netzwerken den Rang abgelaufen. Große Zeitschriftenmarken würden bereits intensiv mit Chatbots experimentieren und hätten dadurch die Chance für eine völlig neue Ansprache des Kunden und den Dialog mit ihm. Gerade in punkto Kundenfokus gebe es bei vielen Medienhäusern immer noch Nachholbedarf: Content sollte daraufhin erstellt werden, was der Kunde im Moment benötige, welches das beste Format dafür sei (Video, Text, Foto) und auf welchem Kanal (Mobile, Print, Desktop) es in diesem Moment idealerweise ausgespielt werde.
Neue Erlösquellen böten vor allem Paid-Content- und E-Commerce-Strategien; hingegen warnte Wilpers vor einem zu starken Engagement in die Entwicklung von Apps. Die Zahlen deuteten auf eine klare App-Müdigkeit hin, so würden 60 Prozent der Apps bei Google niemals heruntergeladen. Stattdessen sollten sich Publisher auf so genannte Progressive Web Apps konzentrieren, die als mobile Webseiten eine app-ähnliche Usererfahrung ermöglichen, dabei aber viel mehr Vorteile wie geringe Kosten, bessere Usabiltity, keine Appstore-Schranken vereinigen würden.
Paul Berney, Co-Founder & Managing Partner, mCordis/The Connected Marketer Institute, postulierte innovative Formen des Marketings, da die klassischen Instrumente im Zeitalter vernetzter Konsumenten an Effektivität verlören. Die Erwartungshaltung von Kunden veränderten sich rasant: Sie wollten Informationen und Produkte, die stark personalisiert, kontextrelevant und in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden.
Wie können Medienunternehmen auf disruptive Geschäftsmodelle und deren Implikationen reagieren? Christoph Schuh, Partner bei Lakestar, zeigte dazu verschiedene Wege auf: von der Partnerschaft mit Technologiefirmen über Investitionen, eigene Gründungen oder den Kauf. Dabei betonte er die Probleme, dass sich geringe Innovationskraft auch negativ auf die Arbeitgebermarke auswirke, M&A-Deals in Europa noch zu selten vorkämen und dies vor allem auf die hiesige Unternehmenskultur zurückzuführen sei. Eine Chance dies zu ändern bestünde vor allem dann, wenn ein räumlicher Bezug zu den europäischen Start-up-Zentren gegeben sei oder hergestellt werde.
Alles in Frage stellen – das ist der Weg, den das Handelsblatt im digitalen Transformationsprozess einschlug: Der Begriff Abonnement wurde verbannt, dafür ein Wirtschaftsclub etabliert; es wurden neue Produkte entwickelt und neue Firmen gegründet; Redakteure wurden nicht nur zu Markenbotschaftern, sondern direkt zu eigenen Marken. Frank Dopheide, Managing Director Handelsblatt Group, fasste die gesamte Entwicklung in einem Satz zusammen: Wenn das Handelsblatt nicht mehr morgens auf dem Tisch liege, müsse die Marke in alle Lebensbereiche vordringen.
Am diesjährigen Digital Innovators’ Summit nehmen rund 600 Gäste aus 37 Nationen teil. Über 70 internationale Top-Redner garantieren einen spannenden Themenmix zur aktuellen Agenda der digitalen Medienwelt. Die Verleger, Gründer, Journalisten, Venture Capitalists und Unternehmensvertreter erhalten durch drei parallele Tracks auf verschiedenen Bühnen so viele unterschiedliche Session-Formate wie nie zuvor: Antworten auf die Frage, wie eine persönliche Marke in eine Media-Marke transformiert werden kann; ein Überblick, welche Chancen in Sprachsteuerung und Machine Learning liegen, Monetarisierungsstrategien für Publisher als Content Agenturen und Wege zum intensiveren Dialog mit den Kunden, um Beispiele der Keynotes und Best Practices zu nennen.
„Eine internationale Perspektive, hoher Praxisbezug, geteiltes Wissen – das sind seit zehn Jahren die Erfolgsgaranten für den DIS“, sagte Alexander von Reibnitz, Geschäftsführer Print und Digitale Medien im VDZ. „Mit seiner inhaltlichen Ausrichtung und seinen modernen Formaten hat sich der Kongress fest in der Spitzenklasse internationaler Konferenzen etabliert.“
Außerdem erwarteten die Konferenzteilnehmer zahlreiche Social Events: Der Abend nach dem heutigen Veranstaltungstag wird zum Networking Hub mit den Formaten DIS Early und DIS Late. Dabei hatten die Teilnehmer nach einem entspannten Übergang zu Drinks im weiteren Verlauf des Abends zwei Networking-Formate, die Karaoke Bar und die Zigarren Lounge, zur Auswahl.
Aktuelle Informationen zum Kongress gibt es auf Facebook, Twitter (#DISummit) und unter www.innovators-summit.com.