Publisher kombinieren die aktuellen Trends für den Erfolg bei Kunden und Community
Die Medienhäuser haben strategische Antworten auf die Digitalisierung entwickelt, sie transformieren Trends in tragfähige Geschäftsmodelle, antizipieren neue Herausforderungen und verfolgen gleichzeitig eine kontinuierliche Diversifizierung ihrer Produkte und Services. Dabei steht der Kunde immer im Mittelpunkt, seine Bedürfnisse werden intensiv analysiert und individuell erfüllt. Diese Botschaft geht vom zweiten Tag des Digital Innovators’ Summit aus, den der VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und der internationale Verlegerverband FIPP in Berlin veranstaltet haben.
Exzellente Inhalte erstellen, spannendes Storytelling aufbauen, Vertrauen erzeugen und ein loyales Publikum über alle Kanäle erreichen und versammeln zu können – das seien einzigartige Stärken der Publisher in einer digitalisierten Welt, hob Geoff Ramsey, Chairman and Chief Innovation Officer bei eMarketer, hervor. Diese böten hervorragende Voraussetzungen, um den Kampf um die Aufmerksamkeit der Kunden zu gewinnen. Gerade deshalb sei es erforderlich, Kundenbedürfnisse noch intensiver zu fokussieren: Kunden, die Magazin-Inhalte in Print schätzen, sollten dort nicht mühsam weggelockt werden, genauso wie im Gegenzug zu hohe Preishürden bei der Hardware ein zu starkes Engagement in den Bereichen Augmented und Virtual Reality verfrüht erscheinen ließen. Eine große Zukunft prognostiziert Ramsey einer Trias aus Spracherkennung, Künstlicher Intelligenz und Chatbots. Besonders die zunehmende Bedeutung Künstlicher Intelligenz werde den Markt revolutionieren. Bis dahin werde Mobile weiterhin ein starker Treiber sein, der durch die Sozialen Medien und YouTube-Videos kontinuierlich wachse.
Arnaud de Puyfontaine, CEO von Vivendi, beleuchtete, wie Publisher von der Musikindustrie und deren Antworten auf die Digitalisierung lernen könnten. Schließlich sei es egal, ob man Bücher herausgebe, Magazine veröffentliche, in der Film- oder Gaming-Branche sei: Dass Content immer noch King ist, sei eine weiterhin gültige Aussage. In einer Zeit eines nahezu unendlichen Angebots komme es jedoch darauf an, den Content noch besser zu machen, noch stärker Richtung Premium zu produzieren. Gerade in der Masse von Inhalten, die austauschbar und von minderer Qualität seien, genössen starke Marken und Inhalte besonders großes Vertrauen beim Publikum. Zudem sei es erforderlich, Content und Services so zu digitalisieren und bereitzuhalten, dass die Kunden individuell darauf zugreifen und diese mischen könnten – ein klassisches Beispiel dafür sei die Playlist aus der Musikindustrie. In diesem Gesamtkontext sei die Digitalisierung eher eine Chance als ein Risiko für die Kreativindustrie.
Wie können Inhalte mit einem intelligenten Workflow erstellt werden, um die Kundenbedürfnisse adäquat zu befriedigen? Gerrit Klein, CEO der Ebner Publishing Group, hob die gewachsene Verantwortung des Redakteurs im Prozess der Contenterstellung hervor. Im gesamten Workflow müsse er sich Fragen stellen: Für wen genau die Inhalte erstellt werden; welches Ziel damit erreicht werden soll; was die spezifischen Bedürfnisse des Kunden sind; was bereits an Inhalten verfügbar ist; und in welchen Formaten und auf welchen Kanälen der Content distribuiert werden soll. In diesem Sinne komme es darauf an, Content intelligent zu produzieren und zu vermarkten.
Trends und Innovationen werden nicht mehr ausschließlich im US-amerikanischen Markt gesetzt. Fabian von Heimburg, Co-Founder und Managing Director von Hotnest, empfahl einen stärkeren Blick auf den chinesischen Markt. Dieser habe in vielen Bereichen wie Fintech, Social Media, E-Commerce und Künstliche Intelligenz mit den USA gleichgezogen. Ein Bespiel für die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle sei die Integration von Paid Content in den Messaging-Dienst WeChat; auch bei personalisierten redaktionellen und werblichen Inhalten oder beim Thema Life Streaming sei China mittlerweile ein Markt, der viel Potenzial für die Analyse von Zukunftstrends biete.
Der Consultant Wolfgang Zehrt bewertete die Chancen automatisch erstellter Inhalte für Medienhäuser. Speziell in stark datengetriebenen Beiträgen wie in den Themenfeldern Börse oder Sport ließe sich bereits heute die Contentproduktion automatisieren. Roboterjournalismus ergänze jedoch journalistische Arbeit und eröffne den Redakteuren damit neue Ressourcen für andere Aufgaben. In den nächsten Jahrzehnten würden auch weiterhin menschliche Journalisten dafür verantwortlich sein, Beiträge anzustoßen, zu kuratieren und die Qualität zu überwachen. Für Roboterjournalismus im deutschen Markt zeichnete Zehrt ein positives Bild, da die Innovation bereits weit vorangetrieben seien.
Einer der großen Herausforderungen für Gesellschaft und Medien, dem Thema Fake News, widmete sich Jenni Sargent, Managing Director von First Draft. Sie identifizierte sieben Informationstypen, die wissentlich, fahrlässig oder unbeabsichtigt von den Nutzern Sozialer Medien verbreitet werden: von extra produzierten falschen Inhalten über Überschriften, die nicht dem Inhalt entsprechen bis manipuliertem Content. Wichtige Maßnahmen, um Fake News zu bekämpfen, sei die gezielte Aus- und Weiterbildung von Journalisten in diesem Komplex und entsprechende Guidelines in den Newsrooms.
„Der Digital Innovators’ Summit zeigte in diesem eine Verlagsbranche, die agil und erfolgreich die Chancen der Digitalisierung anpackt. Aus Visionen sind Trends geworden und aus Trends Geschäftsmodelle. Mobile, Video, Messaging Apps, Chatbots und vor allem sprachgesteuerte Systeme sind die Themen, die man im Auge haben muss. Der DIS präsentierte Best Practice aus aller Welt“, so Stephan Scherzer, VDZ Hauptgeschäftsführer.
Am diesjährigen Digital Innovators’ Summit nahmen rund 600 Gäste aus 37 Nationen teil. Über 70 internationale Top-Redner garantierten einen spannenden Themenmix zur aktuellen Agenda der digitalen Medienwelt: Trends und Innovationen im Video-Markt, bei Mobile, im Ad Management und beim Roboterjournalismus. In diesem Sinne war der 10. DIS eine Leistungsschau der internationalen Medienwirtschaft, der Agilität mit der diese ihre Strategien umsetzt und der Vielfalt an zusätzlichen Erlösquellen.
Dem weiterhin gestiegenen Informationsbedarf haben die Veranstalter durch neue und zusätzliche Formate Rechnung getragen: Durch drei parallele Tracks auf verschiedenen Bühnen gab es in diesem Jahr so viele unterschiedliche Session-Formate wie nie zuvor. Der 11. Digital Innovators’ findet vom 18. bis 20. März 2018 in Berlin statt.
Aktuelle Informationen zum Kongress gibt es auf Facebook, Twitter (#DISummit) und unter www.innovators-summit.com.