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Das kanadische Wunder

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Wie sich Medienunternehmen für Nachhaltigkeit einsetzen

Florian Nehm, Leiter Referat Nachhaltigkeit, Axel Springer AG, Mitglied im Umweltausschuss im VDZ

Wolfgang Fürstner, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), in einer Greenpeace- Erklärung im April 2011: „Seit der Geburtsstunde begleitet der VDZ den Prozess des Canadian Boreal Forest Agreements (CBFA) und unser Interesse ist ungebrochen. Die Erhaltung der großartigen Wälder und des Lebensraumes für seltene Tierarten, wie das Waldkaribu, ist uns eine Herzensangelegenheit. Ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass das Projekt ein so großer Erfolg wird und die Veränderungen heute schon sichtbar und greifbar geworden sind. Dass dies so ist, freut mich umso mehr. Wir arbeiten gerne mit der Papierindustrie als zuverlässigem Partner zusammen, immer vorausgesetzt, dass diese auf verantwortungsbewusste, nachhaltige Weise mit Rohstoffen umgeht.“

Früher im Gegeneinander

Vor 17 Jahren aber, als Wolfgang Fürstner und ich gemeinsam eineerste Nachhaltigkeits-Reise in die kanadische Provinz BritishColumbia unternahmen, wäre diese Greenpeace-Veröffentlichung nur schwer vorstellbar gewesen. Damals standen sich Umweltorganisationen und Forstindustrie im kanadischen Westen unversöhnlich gegenüber. Es wurde geschimpft und protestiert. Nutzer von Druckpapier aus kanadischem Zellstoff standen in der Kritik. Und als der Premier von British Columbia zur Erläuterung der Verhältnisse nach Hamburg reiste, wurde er von Umweltaktivisten bei einer „Flugblattaktion über den Wolken“ schon im Flugzeug als der „Urwaldkiller auf Platz 1A“ attackiert.

Mit unserer Wald-Reise im Jahr 1994 wollten wir in erster Linie zuhören und allen Akteuren unsere Gesprächsbereitschaft signalisieren. Wir besuchten einen Familienforstbetrieb auf Vancouver Island, wir trafen uns mit Umweltorganisationen und Vertretern der kanadischen Ureinwohner. Wir sprachen mit dem Umweltminister und Abgeordneten der Opposition. Wir diskutierten mit Managern großer Forstunternehmen und Zellstoffproduzenten. Wir ließen uns von einem Professor aus Vancouver die Besonderheiten der regionalen Forstökologie erläutern. Und wir machen uns ein Bild der Holzfäller-Arbeiten in den imposanten Wäldern dieser großartigen Landschaft.

Ökologisch sensibel geworden

Mit unserem Besuch vor Ort machten wir deutlich, dass sich Presseverleger sehr wohl Gedanken über den ökologischen Fußabdruck von Zeitungen und Zeitschriften machen und bereit sind, diesen Aspekt auch beim Einkauf von Druckpapier zu berücksichtigen.

So konnte der VDZ einen Beitrag zur Aufnahme und Fortsetzung langer, schwieriger Dialoge unter den kanadischen Akteuren leisten. Es war der Beginn eines 15 Jahre dauernden Verhandlungsprozesses um das Gleichgewicht von Schutz und Nutzung der Wälder in British Columbia. Es ging und geht darum, die Anliegen der Waldarbeiter, der Bürgermeister entlegener Ortschaften, der Ureinwohner, der Umweltorganisationen, der Forst-, Zellstoff-, Papier und Sägewerksunternehmen sowie der Provinzregierung unter einen Hut zu bringen.

Nach diesem Konsens-Erfolg – dem „Wunder“ – in Kanadas westlichster Provinz, konnten die „Stakeholder“ im Mai 2010 nun auch eine gesamtkanadische Rahmenvereinbarung unterschreiben - das „Canadian Boreal Forest Agreement“ (CBFA). Dabei geht es um den Schutz einer riesigen Waldfläche, zweimal so groß wie Deutschland und zugleich die weltweit größte unter Schutz stehende Fläche dieser Art. Allerdings müssen für die Umsetzung noch zahlreiche Einzelheiten ausgehandelt werden. Hauptakteure sind Mitglieder der einflussreichen „Forest Product Association of Canada (FPAC)“ sowie einer Reihe von Umweltorganisationen unter der Federführung von Greenpeace. Alle Beteiligte haben ihr Denken weiterentwickelt und Wege gefunden, das notwendige Maß an Flexibilität und Vertrauen aufzubauen. VDZ-Vertreter nehmen an diesen Gesprächen einmal im Jahr als Beobachter teil.

Wertvolle Erfahrungen

Aus dieser schon Anfang der 90’ Jahre aufgenommenen Nachhaltigkeits-Arbeit haben sich wertvolle Erfahrungen ergeben, die der VDZ bei Konflikten in anderen Ländern nutzt. Zu den wichtigsten Empfehlungen zählen

  • Zeit, Geduld und die Bereitschaft, die anderen Positionen zu verstehen
  • Professionelle Mediation und sorgfältig dokumentierte Gesprächs-Protokolle
  • Die Bereitschaft, eigene Fehler zeitnah einzugestehen
  • Die Fähigkeit, konstruktive Alternativen anzubieten
  • Die Einbeziehung möglichst aller betroffenen Anspruchsgruppen

Unter dem Titel „Innovation durch Konflikt“ findet sich dazu im Nachhaltigkeitsbericht der Axel Springer AG (www.axelspringer. de/nachhaltigkeit) ein Gespräch mit dem Leiter der Wald- und Meereskampagne von Greenpeace-Deutschland, Oliver Salge.


Darin wird deutlich, dass Presseunternehmen kritische Fragen zum ökologischen Fußabdruck eingesetzter Druckpapiere heute glaubwürdig beantworten können.

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