Der Gemeinsame Nenner muss ganz groß bleiben
Der Medienwandel hat in den zurückliegenden zwölf Monaten auch den VDZArbeitskreis Pressemarkt Vertrieb voll erreicht. Die Verlage investieren zunehmend in digitale Produkte. Der Wandel der deutschen Medienlandschaft bringt Chancen mit sich, denen auch im VDZ-Arbeitskreis eine wachsende Bedeutung zugesprochen wird. Dennoch liegt der Schwerpunkt der VDZ Vertriebsarbeit weiterhin auf den klassischen Print-Vertriebswegen, insbesondere dem Presse-Grosso.
Insgesamt 21 Projektgruppen und Arbeitskreise umfasst die PMV-Arbeit, davon allein elf für den Vertriebskanal Presse-Grosso, zwei für den Direktvertrieb, jeweils eine für Bahnhofsbuchhandel und Lesezirkel, eine für E-Publishing sowie fünf übergeordnete Themengruppen wie Gattungsmarketing, IVW oder Fortbildung.
Alle Themen sind im Sinne von Ressortverantwortlichkeiten im Dachgremium PMV mit seinen derzeit elf Mitgliedern inklusive des VDZ-Geschäftsführers Vertrieb abgebildet. Diese kleingliedrige Arbeitsstruktur gewährleistet, dass wir weiterhin, auch bei Detailthemen und stark differenziert nach Vertriebskanälen, unsere gemeinsamen Interessen formulieren und durchsetzen können.
Printauflagen bleiben unter Druck
Wir müssen dem stetigen Rückgang der Printauflage weiterhin entschieden entgegenwirken. Nur mit gut funktionierenden Vertriebsstrukturen und anhaltendem Innovationsgeist der Verlage können wir die Gesamtauflage der Publikumszeitschriften zukünftig stabil halten.
Die positive Entwicklung in den Gesamtverkäufen der Publikumszeitschriften zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2011 war nicht nachhaltig. Zahlreiche Neuerscheinungen hatten im dritten Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahr zu einer Stabilisierung der verkauften Auflage geführt. Zum Jahresende 2011 verzeichnen die Publikumszeitschriften in der IVW-Auflagenstatistik je Ausgabe insgesamt 108,71 Millionen verkaufte Exemplare im Quartalsdurchschnitt. Im direkten Vergleich zum Vorjahr verliert diese Gattung damit 1,61 Prozent ihrer Gesamtverkäufe (4/2010: 110,48 Mio. Exemplare).
Digitale Innovationen im Vertrieb
Die Presseverlage stellen sich der Herausforderung, neben ihren Printprodukten zunehmend attraktive digitale Formate für ihre Inhalte anzubieten, die in ihrer Gestaltung auflagenrelevant sind. Deshalb ist die Definition von E-Paper-Angeboten und E-Publishing-Apps in der Auflagenkontrolle der IVW ein zentrales PMV-Thema.
Eine entscheidende Neuerung ist mit der modifizierten IVW-Richtlinie für E-Paper-Ausgaben geschaffen worden, mit der diese nun summarisch mit Davon-Vermerk zur Printauflage hinzugerechnet werden können. Hier wird der Medienwandel greifbar. Im Arbeitskreis PMV sind wir uns einig, dass wir den Kriterien der Richtlinie im Sinne der Wertigkeit unserer Gesamtauflage eine besondere Bedeutung beimessen müssen.
Ein spannendes Geschäftsmodell im Zeichen der Konversion der Medien wurde in diesem Jahr mit der Verleihung des VDZFuturum Vertriebspreises ausgezeichnet: In der Kategorie „Beste Leistungen im Pressevertrieb“ gewann Jonas Triebel, Leiter Database Operations der IDG Business Media GmbH, mit einem neuen Vertriebskonzept für die Computerwoche, das die Kanäle Print, Online und Events kombiniert.
Warenpräsentation
Die aktuellen Diskussionen zum Thema Presse rühren zu einem erheblichen Teil auch daher, dass der Kampf um verkaufsfördernden Platz im neutral disponierten Presseregal zunimmt. Deshalb haben gemeinsame Herangehensweisen zur Verbesserung der Warenpräsentation an Bedeutung gewonnen.
Die neue Projektgruppe „Warenpräsentation/ Regalbewirtschaftung“ hat sich dieser Thematik angenommen, um Verbesserungsansätze zu entwickeln und gleichzeitig die Einhaltung bereits existierender Regelungen zur Verweildauer von Zeitschriftentiteln, deren Mengendisposition und Verteilerbreiten zu garantieren. Wir dürfen dabei nie vergessen, dass Grosso und Verlage Treuhänder für die Regalmeter sind, die unsere Einzelhandelspartner uns zur Verfügung stellen.
Verbesserungen im Koordinierten Vertriebsmarketing
Am 1. Mai dieses Jahres ist der seit 1993 geltende Leistungsrahmen für den Pressevertrieb über das Presse-Grosso in Deutschland in einer aktualisierten Fassung in Kraft getreten. Damit wird eindeutig belegt, dass wir unser Ziel, ein lebendiges KVM zu schaffen, ernst genommen haben. Die neuen Aktualisierungsvereinbarungen betreffen im Wesentlichen die Berücksichtigung von Sofort- und Komplettremissionen.
Hier sei beispielhaft die Berechnung von VMPAbverkaufsquoten für Wiederauslieferungsentscheidungen sowie die Nachlieferungen von monatlich bis zweimonatlich erscheinenden Titeln genannt. Weitere Änderungen wurden bezüglich des Umgangs mit Fehlern bei der Pressecodierung, der Entsorgung von Remissionsexemplaren mit Extras (Härtefälle), bei der Berechnung der Nullverkaufsquoten als Parameter für Verteilererweiterungen sowie der standardisierten Meldung von Frühremissionsdaten beschlossen. Zudem wurden bei Kostensätzen für KVM-Leistungsbausteine mit gesonderter Vergütung einige Anpassungen vorgenommen.
Presse-Grosso: Die Absicherung gemeinsamer Vereinbarungen
Gemeinsame Vereinbarungen als Fundament des neutralen Presse-Vertriebs müssen erhalten bleiben. Darüber sind sich alle VDZ- und auch BDZV-Verlage einig, wenn es darum geht, das Mandat von Grosso-und Verlegerverbänden zur Aushandlung einheitlicher Konditionen und Leistungsanforderungen rechtlich abzusichern. Seit dem Urteil des Landgerichts Köln vom 14. Februar 2012 sehen die Verlegerverbände hinsichtlich des Verbandsmandats gesetzlichen Handlungsbedarf. Es bleibt abzuwarten, ob es bei Erscheinen dieses Jahrbuches bereits Konturen einer gesetzlichen Lösung geben wird. Die Presselandschaft in Deutschland befindet sich im Umbruch.
Wir müssen die damit einhergehenden Veränderungen als Chance begreifen. Der Arbeitskreis PMV kämpft dabei weiterhin für den größten und nicht für den kleinsten gemeinsamen Nenner.