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"Ein hoher Wiedererkennungswert der Marke muss auf allen Endgeräten übergreifend gesichert sein.“

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Donata Hopfen, Geschäftsführerin BILD digital, im Interview anlässlich des VDZ Expertenforums Mobile Media am 8.6.2011 in Hamburg

Das Interview erschien neben dem von Arne Wolter, Bereichsleiter digitale und internationale Vermarktung, Gruner + Jahr EMS, ebenfalls Referent auf dem Expertenforum, und Birger Veit, Cellular, bei textintern.

textintern Worauf gilt es bei der Konzeption und Umsetzung einer App zu achten?

Hopfen User-Erwartungen, Ziele, USPs und Positionierung sollten zunächst definiert und anschließend unter Berücksichtigung und optimaler Nutzung der jeweils plattformspezifischen Möglichkeiten umgesetzt werden. Bei Markteintritt muss in der Umsetzung bereits ein hoher Qualitätsstandard erreicht sein, denn der Konsument – vor allem der zahlende – akzeptiert es heute nicht mehr als Beta-Tester genutzt zu werden. Erfolgsfaktoren sind hier vor allem eine einfach und komfortable Bedienung sowie eine hohe Performance der Applikation.

textintern Was gibt es aus Vermarktungssicht zu beachten?

Hopfen Mobiles Internet und App sind bereits heute ein relevanter Medienkanal für Nutzer und damit ab sofort auch für Werbetreibende unumgänglich. Eine optimale Vermarktung kann sichergestellt werden, wenn neben der sinnvollen Positionierung von Werbeplätzen immer auch innovative Werbeformen angeboten werden. Hier gibt es noch viel Potential und es müssen kreative Konzepte entwickelt werden, die noch stärker auf Betriebssysteme und Endgeräte zugeschnitten sind. Zusätzlich ist ein detailliertes Tracking zur optimierten Aussteuerung von Kampagnen bis hin zum Targeting von großer Bedeutung.

textintern Wie sollte der optimale Tablet-Auftritt hinsichtlich Usability und Contents gestaltet sein?

Hopfen Ein hoher Wiedererkennungswert der Marke muss auf allen Endgeräten, einschließlich der Tablets, übergreifend gesichert sein. Dafür muss das Produkt oftmals grundsätzlich überarbeitet werden. Die Usability sollte den Möglichkeiten des Gerätes Rechnung tragen, dabei aber unbedingt stringent und vor allem einfach bleiben. Contents sollten unique, inhaltlich wertvoll und multimedial angereichert sein.

textintern Wie schätzen Sie die neuen Tablets hinsichtlich der Chancen für Verlagscontent ein?

Hopfen Tablets sind wie für Verlagsinhalte gemacht – Content ist überall und immer nutzbar, das Gerät ist vernetzt und die Handhabung ist dem Zeitungslesen sehr ähnlich. Die Entwicklung der Tablets steht allerdings noch am Anfang. Es ist unsere Verpflichtung als Verlage neue digitale Nutzungssituationen für die User zu etablieren und diese zu bepreisen. Dann sehen wir in den Tablets ein immenses Potential für unsere gesamte Branche.

textintern Welche App-Store-Strategie ist die Richtige?

Hopfen Langfristig ist vor allem Ubiquität wichtig, d.h. überall dort verfügbar zu sein, wo Konsumenten Inhalte für ihre Endgeräte „einkaufen“. Die Vielfalt der ‚Vertriebskanäle’ ist auch strategisch/wünschenswert, um zu vermeiden mit einem Monopolisten oder einem Duopol verhandeln zu müssen. Aktuell bietet der Apple App Store die beste Infrastruktur, die größte Reichweite und somit auch die größten Erlösmöglichkeiten. Wir lernen im Apple App Store. Die Entwicklung des Android und anderen Märkten ist spannend und ihre Relevanz sollte beobachtet werden.

textintern Wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten für Verlage erfolgreiche Mobile Angebote an den Markt zu bringen?

Hopfen Wir haben bereits sehr gut funktionierende Angebote, allerdings eine zu geringe Refinanzierung, sowohl in den Endkunden- als auch in den Vermarktungserlösen. Hier gilt es zum einen Reichweiten- und Werbemessung zu optimieren. Im Bereich der Content-Management- und Publishing- Systeme gibt es bislang kaum Standards, hier müssen wir nachhaltig sinnvolle und flexible Lösungen entwickeln.

textintern Auf welche Endgeräte, Lösungen und Angebote sollte man heute setzen um auch als Verlag in der Mobilen-Wertschöpfungskette langfristig erfolgreich zu sein?

Hopfen Man muss da sein, wo der Konsument ist - im Browser und/oder in App-Stores. Es gilt auf den Plattformen, die sich beim Konsumenten durchsetzen, gute Paid Produkte im Angebot zu haben und diese optimal weiterzuentwickeln, zu vertreiben und zu vermarkten. Apple hat mit seinen Geräten lange eine deutlich führende Rolle eingenommen, doch nicht umsonst haben wir nun für Smartphones die erste Android-App herausgebracht.

textintern Warum ist Mobile Media für Verlagshäuser heute so wichtig?

Hopfen Mit Handys werden die digitalen Medien endlich so mobil wie es die Zeitung immer war. Mobile Media ist ein neuer Markt mit neu entstehenden Nutzungsszenarien, in dem bereits heute eine deutlich größere Akzeptanz von Paid Contents vorherrscht. Es gilt nun, diese gänzlich zu etablieren und auf weitere Nutzungsszenarien zu übertragen. So können wir die Wertigkeit unseres Contents auch in andere digitale Bereiche vermitteln.

textintern Tablets bieten Verlagshäusern gänzlich neue Möglichkeiten hinsichtlich der Distribution, Darstellung und Crossmedialität digitaler Inhalte. Neben den zahlreichen Chancen welche die neuen Trägermedien bieten, stehen Verlagshäuser vor der Herausforderung Ihr Inventar für die neuen mobilen Medienkanäle zielgruppen- und titelgerecht optimal aufzubereiten. Was raten Sie Verlagshäusern hinsichtlich der mobilen Ausrichtung und Strategie?

Hopfen  Die Tablets bieten neue Möglichkeiten, daher hegen die User mit Recht auch neue Erwartungen an Anwendungen und deren Handhabung. Diese technischen und menschlichen Anforderungen sollten wir Anbieter bei der Gestaltung unserer Produkte stets berücksichtigen – Und sie eben auch als Chance begreifen, unseren Content nun anders- bzw. neuartig präsentieren, vermitteln und vermarkten zu können.

textintern Über 50 Prozent der iPad-Nutzer in Großbritannien, die sowohl Printmagazine als auch App-Magazine nebeneinander nutzen, tendieren laut Nutzerbefragung der Content-Agentur Seven, immer stärker zu den digitalen Angeboten. Wie sehen Sie diese Entwicklung im Hinblick auf Printmedien?

Hopfen Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten und Teil des technischen Fortschritts. Der Konsum gedruckter Inhalte wird zurückgehen und der Konsum digitaler Inhalte wird parallel steigen – das Bedürfnis der Menschen nach Informationen wird in Zukunft eher größer als kleiner. Für Verlage wäre es die falsche Strategie, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen. Die richtige Strategie ist es diesen Prozess zu begleiten, zu gestalten und erfolgreiche Geschäftsmodelle in der digitalen Welt zu finden/zu etablieren – und auch dort Teil der täglichen Routine der Menschen zu werden. Für uns ist es letztendlich egal, ob der Nutzer BILD auf Papier oder digital liest.

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