Ihr direkter
Weg zu uns.

Navigation

Erfolgreiche Integration ist kein Zufall!

Startseite

Ein Beitrag über kulturelle Vielfalt, sozialen Zusammenhalt und eine neue „Willkommenskultur“ in Deutschland

Liz Mohn, Vize-Vorsitzende des Vorstands und des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung und Vorsitzende der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft. Sie wurde 2010 mit der „Goldenen Victoria“ der DeutschlandStiftung Integration ausgezeichnet

Kulturen begegnen sich in einer Intensität wie niemals zuvor in der Geschichte. Da stellt sich die Frage, was unsere Gesellschaft angesichts dieser Vielfalt zusammenhält: Wie schaffen wir es, konstruktiv und friedvoll mit unterschiedlichen Kulturen umzugehen? Das Miteinander, die Verständigung über Grenzen hinweg – und nicht das Nebeneinander in parallelen Welten –, ist die Voraussetzung dafür, dass Integration gelingt. Deshalb leistet die Bertelsmann Stiftung mit ihren Projekten einen Beitrag dazu, den Dialog und den Austausch zwischen den Menschen aller Kulturen zu fördern.

Jedes dritte in Deutschland geborene Kind hat heute einen Migrationshintergrund. Unser Land ist auf Zuwanderung angewiesen – sonst würde die Bevölkerungszahl drastisch sinken und auch das Potenzial der Erwerbstätigen noch weiter abnehmen. Es ist also längst Zeit für einen Perspektivwechsel: weg von der Defizitbetrachtung hin zur Potenzialentfaltung. Es geht darum, den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken.

Kulturelle Vielfalt – ein Segen

Im Alltag erfährt jeder von uns: Deutschland wird bunter, unsere Welt rückt enger zusammen. Menschen aller Kulturen und Religionen begegnen sich so hautnah und intensiv wie niemals zuvor in der Geschichte. Ich persönlich erlebe immer wieder, wie anregend und bereichernd es ist, sich mit Menschen anderer Kulturen auszutauschen. Dass wir diese Vielfalt der Kulturen bei uns hier in Deutschland erleben dürfen, ist ein Segen für unser Land! Wir können von der Welt lernen und diese Energie, die Grenzen sprengt und Brücken baut, im Sinne unserer ganzen Gesellschaft nutzen.

Das Stiftungsprojekt „Unternehmen für die Region“ zeigt, dass es überall in Deutschland Firmen gibt, die sich speziell für Integrationsprojekte in ihrem Umfeld engagieren. Viele sehen den Handlungsbedarf – viele leisten Vorbildliches: nicht nur für ihren Betrieb, sondern für die gesamte Region. Oft sind es Unkenntnis und Vorurteile, die das Miteinander erschweren. Fest steht: Unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft kann es sich gar nicht leisten, auf dieses Potenzial zu verzichten. Wir brauchen Fachkräfte, wir brauchen Menschen, die Verständnis für andere Kulturen haben, wenn wir die Chancen nutzen wollen, die die Globalisierung mit sich bringt.

Von erfolgreicher Integration werden wir alle profitieren: die Zuwanderer, die Wirtschaft, unser Land. Wenn die Menschen offen für das Andere sind, sich austauschen und voneinander lernen, bringt die Vielfalt der Kulturen großartige Zukunftschancen mit sich. Für Bertelsmann war es in den 175 Jahren unserer Familiengeschichte – und das gilt auch heute! – stets ein wichtiges Erfolgsrezept, dass wir die Kulturen überall auf der Welt respektieren. Ich bin überzeugt: Interkulturelle Kompetenz gehört zu den Schlüsselqualifikationen des 21. Jahrhunderts.

Die Zukunft zählt – nicht die Herkunft

In Deutschland herrscht auf beiden Seiten der Einwanderungsgesellschaft insgesamt ein freundliches Integrationsklima – das belegen Umfragen. 50 Prozent sprechen sogar von einer Verbesserung der Integrationspolitik in den vergangenen Jahren. Das geht auch aus dem Jahresgutachten des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration von 2010 hervor.

Damit Integration noch besser gelingt und die Menschen verstehen, dass wir alle von der Vielfalt profitieren können, bedarf es vielfältiger Anstrengungen: von jedem Einzelnen, aber auch von der Gesellschaft. Die Politik muss gute Rahmenbedingungen für Teilhabe und Integration schaffen. Nur dann ist Deutschland wirklich stark. Es gilt, eine „Willkommenskultur“ zu etablieren, wenn Deutschland im globalen Wettbewerb um Talente attraktiv bleiben soll. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Chancengerechtigkeit in einer Gesellschaft sind wichtige Fundamente für ein neues „Wir-Gefühl“. Die Zukunft zählt, nicht die Herkunft!

Integrationsbotschafter

Es gibt viele Beispiele für gelungene Integration, die mir im Alltag begegnen – nicht nur unter unseren Mitarbeitern in der Bertelsmann Stiftung. Ich denke z. B. auch an „Die Lütken“ der Gütersloher Kita mit ihrem Tanz-Musik-Theater „Der Igel und die rote Mütze“: Kinder zwischen drei und sechs Jahren, 85 Prozent mit Migrationshintergrund, die gemeinsam spielen und auf der Bühne stehen (vgl. www.kultur-und-musikstiftung.de/257.htm).

Oder das Projekt „Alle Kids sind VIPs“ der Bertelsmann Stiftung (vgl. www.allekidssindvips.de): Die Schulen, die an diesem Wettbewerb teilnehmen, zeigen auf kreative Weise, wie leicht das Zusammenleben funktionieren kann, wenn man gemeinsam daran arbeitet und bereit ist, voneinander zu lernen. Ob Hip-Hop-Tanz, Gedichte für mehr Toleranz, multinationales Fußballturnier oder Filme über gelebte Integration im Schulalltag: Die Wettbewerbsbeiträge sind überzeugende Beispiele dafür, was persönliches Engagement in Sachen Integration bewegen kann. Und auch die Integrationsbotschafter des Schulwettbewerbs gehören zu den Vorbildern: wie der deutsch-türkische Comedian Bülent Ceylan mit seinem Mannheimer Dialekt, die Band-Mitglieder von Culcha Candela, die Breakdance-Weltmeister Flying Steps, auch Fußballnationalspieler Mario Gomez oder Steffi Jones. Jeder von ihnen hat seine ganz persönliche Herkunftsgeschichte, und jeder hat sich mit seinem individuellen Talent in Deutschland durchgesetzt. Mehr als 13.000 engagierte Me schen gibt es bereits im Netzwerk „Alle Kids sind VIPs“.

Es ist meine tiefe Überzeugung, dass wir unser Jahrhundert nicht europäisch, amerikanisch oder asiatisch, sondern global denken und leben werden. Wenn wir füreinander offen sind und voneinander lernen, wird Bildung das Netzwerk der Zukunft sein.

Druckansicht Seite weiterempfehlen