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"Gleiche Bedingungen für alle in der EU tätigen Unternehmen"

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Ralph Dommermuth über Gründermentalität, Netzpolitik und Verschlüsselung

PRINT&more 3/2014 - Interview mit Ralph Dommermuth

PRINT&more | Wenn man Sie als erfolgreichen, deutschen IT-Unternehmeram Standort Deutschland betrachtet, muss man feststellen, dass Sie eher eine Ausnahme sind. Die Big Player kommen alle aus den USA. Warum ist Deutschland, warum ist Europa so ein IT-Entwicklungsland?
RALPH DOMMERMUTH | Wenn man mit einem Dienst auf einen Schlag über 300 Millionen potenzielle Kunden ansprechen kann, ist das ein enormer Vorteil. Europa ist da mit vielen kleinen Ländern, unterschiedlichen Sprachen und Rechtsordnungen immer noch ein schwieriges Pflaster. Die EU diskutiert schon lange über einen europäischen Binnenmarkt und den Abbau dieser Grenzen – das ist wichtig. Man darf aber gleichzeitig nicht den Fehler machen, alles zu verallgemeinern. Bei Internetanschlüssen beispielsweise liegen die Kabel bei jedem zu Hause und es droht keine Konkurrenz aus Übersee. Vielmehr muss der heimische Wettbewerb erhalten bleiben und darf nicht dem politischen Wunsch nach Großunternehmen geopfert werden.

Fehlt uns die amerikanische Gründermentalität?
Über die Gründermentalität wird ja immer wieder viel diskutiert. Fakt ist, dass es auch in Deutschland erfolgreiche Gründer gibt. Klar sind da Unterschiede und Berlin ist eher ein kleines Start-up-Biotop im Vergleich zum Silicon Valley. Aber man kann auch als deutsches Unternehmen international erfolgreich sein.

Kann es auch daran liegen, dass sich in Berlin drei Ministerien ums Internet kümmern? Das sind doch mindestens zwei zu viel, oder?
Unterm Strich sind es ja mit Innen, Wirtschaft und Infrastruktur nicht nur drei, sondern mindestens fünf, da Außenamt und Verbraucherschutz dazugezählt werden müssen. Das führt sicher nicht dazu, dass Entscheidungen in der Netzpolitik einfacher und schneller getroff en werden. Unternehmertum wird jedoch auch ein einzelner Internet minister nicht von Amts wegen anordnen können. Die Politik muss aber unbedingt an einem Strang ziehen und sehr schnell gleiche Be din gungen für alle in der EU tätigen Unternehmen schaff en, wie zum Beispiel ein faires Steuerrecht, ein eff ektives Kartellrecht und ein pra xis taugliches Datenschutzrecht.

Vor dem Hintergrund der NSA-Ausspähaff äre wird immer wieder ein eigenes europäisches, von manchen sogar ein deutsches Netz gefor dert. Umgangssprachlich auch gerne "Schlandnetz" genannt. Brau chen wir eine europäische digitale Ordnung, um den Amerikanern die Stirn bieten zu können?
Seine globale Ausrichtung hat das Internet erfolgreich gemacht. Deshalb bin ich skeptisch, jetzt deutsche oder europäische Grenzen einziehen zu wollen. Die Antwort auf die Erkenntnisse der NSA-Enthüllungen ist für mich nicht Abschottung, sondern Verschlüsselung. Dazu leisten wir mit "E-Mail made in Germany" bereits einen großen Beitrag. Was Europa jetzt politisch braucht, sind tatsächlich praxisnahe, aber einheitliche Regelungen, denen sich kein Unternehmen entziehen kann. Daran wird sich die neue EU-Kommission messen lassen müssen.

Wie verschlüsselt kommunizieren Sie?
Firmenmails automatisch mit SSL, privat nutze ich WEB.DE und GMX, ebenfalls automatisch SSL-verschlüsselt. De-Mail für vertrauliche Korrespondenz.

Ist der Unternehmer Ralph Dommermuth privat auch mal offline?
Am Wochenende oder im Urlaub schreibe ich keine E-Mails, es sei denn, es ist wirklich dringend. Das verlange ich im Übrigen auch nicht von meinen Mitarbeitern.

Welche Bedeutung hat Gedrucktes für Sie im digitalen Zeitalter? Lesen Sie auch mal klassisch eine Zeitschrift oder ein Buch?
Für Bücher fehlt mir leider oft die Zeit. Zeitschrift en lese ich gern und regelmäßig.

Das Interview führte Peter Königsfeld.
Erschienen in PRINT&more 3/2014 | In "Medien&Menschen" fragt PRINT&more Persönlichkeiten nach ihrer Mediennutzung.

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