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Gute Ausgangslage für Zeitschriften im Medienwandel

Erstellt von Eva-Anabelle v.d. Schulenburg

Im Mittelpunkt der Zeitschriftentage 2010 stand die Rolle der Zeitschriften im Medienwandel.

Im Mittelpunkt der Zeitschriftentage 2010 stand die Rolle der Zeitschriften im Medienwandel. Dabei wissen die Zeitschriften in einer Welt des Informationsüberflusses ihre inhaltliche Kompetenz und Orientierungsstärke hinter sich, so der Tenor der Vorträge.

In der Verbindung von Print und Online sei kein Land so weit wie Deutschland, so VDZ Präsident Hubert Burda. „Warum reden wir nicht mehr über unsere crossmedialen Leistungen?“, so VDZ Präsident Hubert Burda.

Die Zeitschriften, betonte VDZ-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Fürstner, erreichten durch die neuen Medienkanäle mehr Menschen denn je zuvor. Ihre Faszination sei nicht trotz, sondern gerade wegen des medialen Transformationsprozesses ausgesprochen groß. Er plädierte für mehr Kooperationen zwischen den Verlagen. Bei allem Wettbewerb untereinander gelte es, die Zukunft gemeinsam zu gestalten und gemeinsame Antworten auf die neuartigen Wettbewerber zu finden.

Dem schloss sich auch Springer Vorstand Dr. Andreas Wiele in seiner Rede an und machte darauf aufmerksam, dass Print nach wie vor die größte journalistische Kompetenz unter allen Medien habe. Print sei nach wie vor am glaubwürdigsten, Print sei das einzige Medium, für das der Leser direkt zahle. Aber trotz der aktuellen Erfolge, so Wiele, dürfe nicht verkannt werden, dass der Strukturwandel weitergehe. Das Tablet gebe nun die Chance, Geburtsfehler des Internets zu korrigieren. Während im Internet nur das gelesen werde, was gesucht werde, sei dies beim Tablet genau umgekehrt. Die Leser des iPad ließen sich darauf ein, das zu lesen, was eine Redaktion qualifiziert für sie auswähle. Das iPad gebe Gelegenheit für Reichweite und Markenaufbau. Schließlich forderte Wiele eine geräteneutrale Reichweitenmessung.

Gregor Vogelsang von Booz&Company, der die neue Studie „Differentiate or Die“ vorstellte, sieht große, vor allem inhaltliche Stärken der Verlage. Sie hätten sich konjunkturell erholt und befänden sich jetzt in einer Phase, in der es gelte, Claims abzustecken. Die Branche müsse sich ihrem Wert entsprechend verkaufen. Sie liefere hervorragende journalistische Produkte, für die sie auch angemessene Preise fordern müsse. Bodenhaftung sei wichtig, starke Marken gingen nicht unter.

Für einen starken Journalismus als Antwort auf den Wandel setzte sich vor allem der Verwaltungsratspräsident der Ringier Holding AG, Michael Ringier, in seinem Vortrag „Neue Chancen für Verleger in der globalen Welt“ ein. „Inhalte bleiben noch für viele Jahre unser Geschäft. Wir erreichen Millionen, weil wir Inhalte verkaufen, die wir den Journalisten verdanken. Wir brauchen ´journalistisches Edelmetall`“. Er verglich das Verlagsgeschäft im Medienwandel mit der Behauptung der Malerei nach Erfindung der Fotographie und ermutigte, die „Kunst“ der Zeitschriften zu fördern.

VDZ-Präsident Burda äußerte deutliche Kritik an der Google. Seine Zweifeln an den Fair Search-Ergebnissen von Google werden von einer neuen Untersuchung aus den USA bestätigt. Diese zeige, dass Google in vielen Fällen die eigenen Angebote im Suchergebnis bevorzuge (businessinsider.com). Google, so der VDZ-Präsident, dominiere im Internet die Navigationsebene, in der die kommerziell relevanten Daten und Nutzerströme zusammenliefen. Alle Geschäftsmodelle, die darauf aufsetzen – Werbung, Transaktionen, Verkauf, Subscriptions – hängen aber von fairen Spielregeln ab, die erreicht werden müssten.

Die Verlage müssten gegenüber Google darauf bestehen, dass es klare Regeln bei Search und Share gebe. Ein weiterer wichtiger Punkt, den er ansprach, war das angekündigte gesetzlich verankerte Leistungsschutzrecht, das alternativlos sei.

Gegenüber den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten forderte Burda, dass sich diese bei der Ausweitung ihrer digitalen Angebote zurückhalten mögen. Sie müssten die Grenze zwischen sendebezogenen Inhalten und einem tagesaktuellen Gratis-Vollangebot zum Nachteil kostenpflichtiger privater Verlagsangebote respektieren. „Wenn die Öffentlich-rechtlichen noch weiter in das Kerngebiet der Verlage ausscheren, werden wir uns deutlich wehren.“

Scharfe Kritik an den Gratis-Apps der öffentlich rechtlichen Sender übte auch MdB Hans-Joachim Otto, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, und Vorsitzender des FDP-Kommission Internet und Medien. Die öffentlich-rechtlichen Angebote träten in Konkurrenz zu privaten Medien und gefährdeten die deutsche Medienvielfalt. Die Ausweitung der Geschäftsfelder durch die öffentlichen-rechtlichen Sender verhindere die Chance für private Medien, Erlöse zu bekommen. Außerdem setzte er sich für Werbefreiheit bei den öffentlich-rechtlichen Medien ein, das auch das Sponsoring umfassen müsse ein. Er ermutigte die Verleger, ihre neuen Chancen zu nutzen, Bezahlmodelle zu etablieren. „Die Gratis-Kultur im Internet ist kein Bestandteil der Demokratie.“

Die Zeitschriftentage 2010 faszinierten mit überzeugenden und offenen Aussagen von Vertretern einer Branche im Aufwind und wurden ihrem Motto „Faszination Zeitschriften – Zukunft gemeinsam gestalten“ mehr als gerecht.

Reden und Präsentationen der Zeitschriftentage 2010 jetzt als download unter www.zeitschriftentage.de oder hier

 

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