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„Jetzt muss sich der Pulverdampf verziehen“

Startseite Erstellt von Eva-Anabelle v.d. Schulenburg

Manfred Braun im Interview mit Werben&Verkaufen zum Thema Austritt der Bauer Media Group aus dem Fachverband der Publikumszeitschriften PZ

W&V. Herr Braun, der Austritt der Bauer Media Group aus den Publikumszeitschriften des VDZ war ein ordentlicher Paukenschlag. Was bedeutet das nun für den Verband?

 

Braun: Nun, im Regionalverband ist Bauer ja weiter vertreten. Der Austritt bedeutet daher nur, dass Bauer bei den Themen, die nur die Publikumszeitschriften allein angehen, nicht mehr in der Diskussion teilnimmt – weder im Arbeitskreis Pressemarkt Vertrieb noch bei Pressemarkt Anzeigen.

 

W&V. Sie haben bereits angekündigt, wieder eine Brücke zu Bauer bauen zu wollen. Sind schon Gespräche anberaumt?

 

Braun: Ganz ist die Verbindung noch nicht abgebrochen. Jetzt muss sich der Pulverdampf verziehen und ein wenig Ruhe einkehren. Wir werden am Freitag bei unserer Vorstandssitzung darüber sprechen – und dann sehen wir weiter.

 

W&V. Erst Mal ist Bauer also draußen. Was bedeutet das für die Beiträge, die der Verlag bisher entrichtet hat?

 

Braun: Sie bezahlen weiter den Landesbeitrag, den Beitrag an die Publikumszeitschriften nicht mehr.

 

W&V. Damit fällt wohl einer der größten Beitragszahler des VDZ aus. Ein harter Schlag für die Arbeit des Verbandes. Und nun?

 

Braun: Mit den finanziellen Folgen wird sich der Vorstand befassen.

 

W&V. Eines der wichtigsten Projekte des VDZ ist derzeit die Initiative Ad Impact Monitor, kurz AIM. Bauer wäre überproportional an der Finanzierung beteiligt. Ist AIM damit tot?

 

Braun: Nein, auf keinen Fall. Es gab ja zwischendurch schon mal Ansätze, dass Bauer bei AIM nicht mehr mitmacht. Schon damals wurden sofort alternative Finanzierungen sichergestellt. Außerdem könnte es durchaus sein, dass Bauer bei AIM aus pragmatischen Gründen weiter mitmacht, ohne im Verband zu sein.

 

W&V. Trotz aller Kritik im Vorfeld?

 

Braun: Das war gar nicht so viel Kritik. Bauer hat lediglich gesagt, dass Bauer nicht will, dass AIM zu einem Instrument wird, das im Verkauf nicht hilfreich ist. Das empfinde ich auch gar nicht unbedingt als Kritik. Das wollen wir ja alle nicht. Es soll ein realistisches Instrument sein.

 

W&V. Trotzdem: Bei der Vorstandssitzung an diesem Freitag sollten Budget und Modell verabschiedet werden. Wie soll das gehen, wenn Bauer-Vertreter Andreas Schoo nicht mit am Tisch sitzt?

 

Braun: Bauer war im Vorfeld bei der Entwicklung des neuen Modells in allen PMA Sitzungen dabei und hat seine Vorstellungen entsprechend eingebracht. Die Vorteile von AIM für die Anzeigen-Vermarktung von Bauer sind klar gegeben. Und auch die Marktpartner haben ein Interesse daran, dass alle Verlage an AIM teilnehmen, damit ein größtmöglicher Anteil der Publikumszeitschriften in der Marktforschung abgedeckt werden kann.

 

W&V. Es gab also ohnehin einen Plan B für ein Szenario ohne Bauer?

 

Braun: Das wäre zu weit gegriffen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man eine so wichtige Sache alleine davon abhängig macht, ob der eine oder andere dabei ist. Da aber alle Verlage AIM für ein sehr wichtiges Instrument halten und sich auch Bauer Media zuletzt sehr positiv darüber geäußert hat, glaube ich, dass alle die Finanzierung gemeinsam tragen werden.

 

W&V. Schon früher gab es Separatismus-Tendenzen im Verband, etwa den Arbeitskreis mittelständischer Verlage (AMV). Ist unter diesen Umständen überhaupt noch Verbandsarbeit möglich – gerade auch für die Publikumszeitschriften?

 

Braun: PZ bleibt ein starker Branchenverband, auch wenn ein großes Mitglied ausgetreten ist. Verbandsarbeit heißt immer die Suche nach gemeinsamen Nennern. Verlage unterschiedlicher Größen haben nun mal verschiedene Ziele. Und für diese Ziele müssen gemeinsame Lösungen gefunden werden. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Scharfe Diskussionen gab es immer wieder. Das macht aber nichts. Das Entscheidende ist, das am Tisch auszudiskutieren.

 

W&V. Einer dieser Diskussionspunkte ist bekanntlich auch das Grosso-System an sich. Erst im September erschien eine gemeinsame Erklärung der Verlage, sich dazu weiterhin zu bekennen. Ist die jetzt Makulatur?

 

Braun: Die Zeitschriftenverlage stehen ohne Wenn und Aber zum Grosso-Vertriebssystem, das hat auch die Bauer Media Group immer wieder erklärt. Wir setzen im VDZ darauf, Verbesserungen im Pressevertrieb gemeinsam anzugehen. Dazu gehört auch das Thema Regaloptimierung im Einzelhandel. Das Ziel, den Marktzugang weiterhin auch für kleine und mittlere Verlage zu garantieren, bleibt unumstößlich.

 

W&V. Könnte durch den Austritt Bauers am Ende also gar mehr Bewegung in die Sache kommen?

 

Braun: Das könnte möglich sein, muss aber nicht! Wir müssen sehen, dass wir als Verband für die Position des freien Marktzugangs kämpfen. Wir müssen aber auch die Frage diskutieren, was mit dem organisierten Marktauftritt ist.

 

W&V. Haben Sie Angst, weitere Verlage könnten Bauers Beispiel folgen?

 

Braun: Nein, absolut nicht. Gerade die aktuelle Situation zeigt, dass die politischen Herausforderungen für unsere Branche komplexer werden. Viele Verlage nehmen die Leistungen des Verbandes gerne in Anspruch und unterstützen ihre gemeinsame Interessenvertretung. Insbesondere gilt dieses bei den Themen wie Leistungsschutzrecht oder Werbeverbote, bei denen sich ein einzelner Verlag überhaupt nicht gegenüber Instanzen wie etwa der EU durchsetzen kann.

 

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