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Journalismus ist praktizierte Neugier

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PRINT&more sprach mit Julia Jäkel über frische Konzepte, mit Liebe gemachte Magazine und den Vertrieb auf der Höhe der digitalen Zeit

Julia Jäkel, CEO Gruner + Jahr, spricht beim VDZ Distribution Summit am 28. September über »Publishing Innovation« . Weitere Informationen zum Distribution Summit in PRINT&more auf S. 58

PRINT&more | Frau Jäkel, Gruner + Jahr hat in letzter Zeit viele Neuentwicklungen an den Markt gebracht, einige davon haben sich bereits fest etabliert. Was haben Sie bei Gruner + Jahr richtig gemacht?

Julia Jäkel | In allererster Linie sind wir mutig. Wir wagen neue Magazine. Wenn wir von einer Idee überzeugt sind, probieren wir sie aus. Das heißt ja noch lange nicht, dass wir die Leser überzeugen können. Aber Mut, das glaube ich wirklich, steht der Magazinbranche gut an. Wir sind eine lebendige, wache Branche. Unsere Produkte korrespondieren mit dem Zeitgeist, nicht selten prägen sie ihn. Journalismus ist praktizierte Neugier. Freude an Innovation ist da nur logisch. Und wenn es uns dann so gelingt, wie etwa bei »Flow« oder bei BARBARA oder bei STERN CRIME, dann ist die Freude besonders groß.

Mit welchen Neuheiten wollen Sie diese Erfolgsserie als G+J-Chefin fortsetzen?

Ach, uns wird auf jeden Fall noch genug einfallen. Ende Juni erscheint »No Sports« aus der Redaktion von »11 Freunde«. Und am Ende des Sommers, Anfang Herbst werden wir erneut etwas ausprobieren. Allerdings, das ist uns natürlich bewusst, wird uns nicht alles gelingen. Das Magazinmachen bleibt auch in der digitalen Welt ein kreativer Prozess. Der lässt sich nicht auf Knopfdruck planen. Wichtig ist nur, dass wir als Verlag darauf eingestellt sind, auch mal danebenzuliegen.

Kommt es auf die Neuerscheinungen an – oder sind die etablierten Kerntitel wichtiger?

Das eine geht nicht ohne das andere. Lassen Sie mich das an einem Beispiel erläutern: Natürlich ist der STERN wirtschaftlich für Gruner + Jahr ungleich viel wichtiger als STERN CRIME. Aber der Erfolg von STERN CRIME strahlt ab auf den STERN. Er erzeugt Stolz. Er setzt Ideen frei.

Wenn wir von der Transformation von Gruner + Jahr sprechen, dann meinen wir zum einen die Digitalisierung des Verlags – auch hier probieren wir Neues, etwa die Wohncommunity Roomido, bald den »Schöner Wohnen«-Shop oder auch neue Adtech-Angebote. Mit Transformation meinen wir aber eben auch die vollständige Modernisierung des Magazingeschäfts. Und das bedeutet: die großen alten Marken komplett zu erneuern – haben wir gemacht, ist ein permanenter Prozess; neue Bedürfnisse bei den Lesern aufspüren, neue Gesellschaftstrends erkennen – machen wir ständig; veränderte Zielgruppeninteressen bedienen – auch hier gelingen uns immer wieder neue Titel wie BRIGITTE WIR, SALON oder COUCH.

Der VDZ Distribution Summit am 27. und 28. September in Hamburg spiegelt mit seinem Programm aktuelle Chancen und Herausforderungen im Vertrieb aus einer 360-Grad-Perspektive. Welche Themen sehen Sie als prioritär an?

Drei Themen. Erstens: Digital- und Systemkompetenz.

Ein moderner Vertrieb hat Antworten auf die Digitalisierung – dazu zählen Abo-, CRM- und Handelssysteme ebenso wie Business Intelligence und Database Marketing. Beim DPV hat Nils Oberschelp eine Expertin für Digitalisierung und IT-Systeme in die Geschäftsführung geholt und damit mit Christina Dohmann erstmals die Position des Chief Digital Officer besetzt.

Zweitens: Service. Was muss Vertrieb heute alles anbieten, um im stark umkämpften Wettbewerb bestehen zu können?

Drittens: Leidenschaft. Klingt vielleicht profan, aber in einer Zeit, in der so viele neue Techniken und übrigens auch so viele bisweilen lustige Anglizismen über uns kommen, darf man ruhig mal darüber sprechen, wie wichtig die klassischen Werte und Tugenden bleiben. Leidenschaft hat schon immer unser Geschäft geprägt, daran ändert sich nichts. 

Mit Ihrem Vortrag »Publishing Innovation« werden Sie unsere Branche auf Agilität, Geschwindigkeit und Veränderungswillen vermessen. Worauf dürfen sich die Vertriebsspezialisten in diesem Jahr freuen?

Zunächst freue ich mich auf den Austausch. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Vertrieb sorgen dafür, dass die Magazine zu den Menschen gelangen. Sie sind die Mittler eines bedeutenden Kulturguts in unserem Land. Mir ist wichtig, ihnen zu sagen, dass diese Tätigkeit Zukunft hat. Dass all jene, die uns ungebeten den Ratschlag erteilen, doch endlich aufzuhören mit dem Bedrucken von Totholz, dies nicht aufgrund höherer Erleuchtung tun. Sondern weil sie entweder eigene Agenden verfolgen – kraftvolle Verlage stören da beim Geldverdienen. Oder weil sie sich als Apologeten der Digitalisierung sehen – Klugwichte, die alles besser wissen. Sie werden beharrlich korrigiert von den Menschen, die Magazine lieben, die sich auf den Kauf am Kiosk oder auf das Abonnement im Briefkasten freuen. Menschen übrigens, die nicht selten selber Digital Natives sind und sich einfach nicht vorschreiben lassen wollen, auf Gedrucktes zu verzichten. Eines allerdings müssen wir ihnen bieten: frische Konzepte, mit Liebe gemachte Magazine und Vertriebsstrukturen auf der Höhe der digitalen Zeit.

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