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Pressefreiheit, Innovation, Kreativität – Bilanz des 2. Kongresstages

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Janina Kugel sprach über die Zukunft der Arbeit | Hochkarätige Chefredakteursrunde befasste sich mit Journalismus in populistischen Zeiten | Einblicke in die Zukunft von The New York Times und Amazon

VDZ Publishers' Summit (Ole Bader/SANDWICHPICKER für VDZ)

Janina Kugel, Chief Human Resources Officer und Vorstandsmitglied von Siemens, eröffnete den zweiten Tag des Publishers´ Summit mit einem Blick in die Zukunft der Arbeit. Führung habe sich verändert. Sie bedeute heute, täglich verschiedene Rollen anzunehmen. „Mit hierarchischen Strukturen werden Unternehmen die heutigen Herausforderungen nicht mehr stemmen können.“ Die junge Generation werde künftig Berufe ausüben, die es jetzt noch gar nicht gäbe. Das sei eine große Herausforderung, so Kugel. Nicht nur Flexibilität, sondern auch Abgrenzung werde immer wichtiger.  „Menschen müssen lernen, sich in diesen Zeiten, in denen flexibles Arbeiten zunimmt, abzugrenzen, egal wer etwas von ihnen will.“ 

Kinsey Wilson, Berater des CEO und Präsidenten bei der New York Times, beschäftigte sich dagegen mehr mit den Lesern. Es ging ihm um die Frage, wie man diesen Content so vermittelt, dass sie dafür bezahlten. Ein wichtiger Schritt sei, die Leser und ihre Interessen immer besser zu kennen, um deren individuellen Bedürfnisse zu verstehen und dementsprechend Content zu entwickeln. In diesem Zusammenhang sagte er über das Phänomen Trump, den Journalisten sei es noch bewusster geworden, dass sie Dinge genau erklären müssten, ohne Position dafür oder dagegen zu beziehen. 

Unter dem Motto „Innovation is creativity with Execution!“ zeigte Glenn Gore, Chief Architect von Amazon Web Services, auf, wie Unternehmen Cloud Service optimal nutzen können. „Automatic Translation und Augmented Reality werden die nächsten zwei großen Dinge“, so Gore. „Wir brauchen keine Sprecher mehr, die tausend Sätze einsprechen. Die Maschine erlernt Töne.“ Sei es die digitale Assistentin „Alexa“ oder die zahlreichen Möglichkeiten der Cloud: Amazons zahlreiche intelligente Systeme erschließen dem eigenen und anderen Unternehmen immer neue Geschäftsfelder. 

Um neue Geschäftsfelder ging es auch Stefan Rühling, Sprecher Deutsche Fachpresse. Dabei spiele der Bedarf an hochwertigen Fachinformationen gerade in Zeiten von Fake News eine große Rolle. Dagegen sei das neue Gesetz zum Urheberrecht für die Wissenschaft ein massiver Eingriff in den unabhängigen Fachjournalismus. 

Mit Wolfgang Blau, Präsident Condé Nast International, startete eine intensive Positionsbestimmung des Journalismus. Er fragte sich, ob Deutschland es sich medial erlauben könne, im europäischen Kontext nicht wahrgenommen zu werden. Er warf eine weitere These auf, nämlich es sei eine journalistische Pflicht, die Welt so zu beschreiben, wie sie (positiv), sein könnte. Müsse sich der Journalismus nicht gegen Populisten wenden, die das gesamte Wertesystem aus den Angeln heben wollten. Dies führte ihn zu der Frage, wie Medien künftig damit umgehen, und wie weit man dem Populismus Raum geben sollte.

In der anschließenden Journalistenrunde, moderiert von Tatjana Ohm, diskutierten dies die Chefredakteure großer, meinungsbildender Titel und Verlage. Die Frage, ob man der AfD eine Stimme geben dürfe oder nicht, wurde kritisch gesehen. Es müsse vor allem klare Spielregeln geben. „Man muss nicht jedes Interview drucken“, sagte Robert Schneider, Focus. Journalisten entschieden, wie sie auf Provokationen reagierten. Es käme vor allem auf sauberes journalistisches Handwerk an. Marion Horn, Bild am Sonntag, forderte auf, mehr zuzuhören. Wolfgang Blau problematisierte, was die gesellschaftliche Funktion des Journalismus sei und nannte das Beispiel EU. Die Geschichte Europas müsse attraktiver erzählt werden. Dem widersprach Jörg Quoos, Funke Zentralredaktion. Journalisten „seien nicht die Pressestelle der EU“. Eine kritischere Berichterstattung hätte die EU frühzeitiger reformiert. 

Auch auf das Thema „Allianzen“ ging die Journalistenrunde ein. Man kam zu dem Schluss, dass europäische Allianzen verschiedener Medien, da wo es Sinn mache, gut sei. Europa sollte enger zusammenarbeiten – als Alternative zu den nationalistischen Trends. 

Die Zukunft des Journalismus wurde unterschiedlich gesehen. Quoos sorgte sich um einen guten und qualifizierten Nachwuchs, Schneider betonte, es habe noch nie einen selbstkritischeren Journalismus gegeben als heute. Horn forderte, Journalisten dürften nicht den Fehler machen, zu glauben, sie wüssten alles besser als der Leser. Für Blau ist der deutsche Journalismus Weltklasse.  

Manfred Braun, Geschäftsführer FUNKE MEDIENGRUPPE, ging in seinen Big Points auf digital versus Print ein. „Papier und Digital wird immer ein sowohl als auch bleiben.“ Wichtig sei es, gute Geschichten zu erzählen, die die Welt noch nicht gelesen hat. Dafür benötige man aber mutige Verleger, neugierige Journalisten und belastbare, kreative Manager. Und Produkte, die besser gemacht werden und sich schneller an den Marktveränderungen anpassen. „Die Leser haben sich nicht verändert. Sie sind genauso rücksichtslos wie früher.“ Er beschloss seine Rede mit dem Apell, seine journalistische Leidenschaft nicht zu verlieren. „Unser Beruf ist spannend, wünschen Sie sich nicht, in Banken oder Versicherungen zu arbeiten.“

Zum ersten Mal bot der Publishers' Summit 2017 Rechts- und Vertriebsexperten aus Verlagen sowie allen weiteren Interessierten mit dem neuen Format Deep Dive Sessions einen einmaligen Nutzwert an. Die Sessions fanden am Ende des Kongressprogramms statt. Die erste Session „Zukunft Abo – das wollen Leser!“ stellte die Ergebnisse der neuen Abonnement-Studie des VDZ und der Deutschen Post vor. Die zweite Session bot einen ausführlichen Einblick in die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung, die ab 2018 alle Verlage betreffen wird und rechtzeitige Vorbereitung erfordert. In der dritten Session wurde den Teilnehmern der Trendreport „Chatbots & Digitale Assistenten“ vorgestellt. 

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