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MVFPNRW, BigTech, Kaminabend, Medienpolitik

Prof. Dr. Martin Andree beim MVFP NRW: „Die Grundlagen der Meinungsbildung in der Demokratie werden vor unseren Augen zerstört“

Landesvertretung NRW

Beim Kaminabend des MVFP NRW in Köln verdeutlichte Prof. Dr. Martin Andree die existenzielle Bedrohung für Medienvielfalt und demokratische Strukturen durch Monopole im digitalen Raum.

Köln, 29. Oktober 2024. Vor rund 50 geladenen Gästen hielt Prof. Dr. Martin Andree beim Kaminabend des MVFP NRW in Köln eine eindrückliche Präsentation zur Entwicklung der digitalen Medienlandschaft. Andree ist Dozent für digitale Medien an der Universität Köln und Autor des Buches „Big Tech muss weg“.

Anhand seiner Forschungsergebnisse zur digitalen Mediennutzung in Deutschland beschrieb der Experte, wie sich nahezu der gesamte digitale Traffic auf wenige Plattformen verteilt. Dies führe zu einer Monopolisierung des Internets. „Von einem fairen Wettbewerb kann keine Rede sein. Das freie Internet wurde abgeschafft” unterstrich der Medienwissenschaftler. Plattformen wie Google und Meta teilen sich den Traffic selbst zu. Dadurch würden andere digitale Inhalte, von Blogs bis hin zu Angeboten großer Medienhäuser, benachteiligt. Besonders betroffen sei die Medienbranche, die durch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf wenige Plattformen strukturell ausgetrocknet werde.

Andree warnte eindringlich vor den Folgen dieser Entwicklung. Die digitalen Monopole beeinflussten nicht nur die Vielfalt im Medienmarkt durch Zerstörung der Finanzierungsgrundlage redaktioneller Medien, sondern gefährdeten auch die demokratische, verfassungsrechtliche Grundstruktur der Gesellschaft. Im öffentlichen Diskurs müsse diese Bedrohung der Medienvielfalt mehr Beachtung finden, forderte er. „Das ist keine Dystopie, das ist der Status Quo. Diese Transformation wird nicht weggehen, sie wird sich eher beschleunigen, wenn wir nicht schnell und entschieden handeln”, mahnte Andree.

Christoph Bertling, Vorsitzender des MVFP NRW und Geschäftsführer Fachmedien Otto Schmidt KG, unterstrich die Bedeutung der Entscheidungen der europäischen Gerichte, die sich gegen die marktbeherrschende Stellung von Google und anderen Tech-Giganten richten: „Manch einer denkt, es ginge bei der Bekämpfung von Big Tech um rein wirtschaftliche Interessen – dem ist mit Nichten so! Wir brauchen den fairen Marktzutritt und digitale Souveränität, um unserer verfassungsgemäßen Rolle gerecht zu werden.”

Anina Veigel, Geschäftsführerin des MVFP NRW, ergänzte: „Aktuelle Urteile wie im Google-Shopping-Verfahren können nur der Anfang sein. Die Herausforderungen sind so groß, dass wir weitere Maßnahmen forcieren müssen, um die Medienvielfalt zu sichern.”

Prof. Dr. Andree stellte im Anschluss konkrete Lösungsvorschläge vor, um die Macht der Plattformen zu begrenzen und den Wettbewerb wiederherzustellen. Dazu zählten laut Andree unter anderem die wirtschaftliche Trennung von Übertragungswegen und Inhalten, die Einführung von offenen Standards, um fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Dazu zählt auch die Verpflichtung der Plattformen, Outlinks uneingeschränkt zuzulassen, um Nutzerinnen und Nutzern das Verlassen der Plattformen zu erleichtern.

Moderiert wurde der Abend von Christoph Bertling und Anina Veigel.

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