Ihr direkter
Weg zu uns.

Navigation
Medienkongress, #MVFP24, Medienpolitik, Pressefreiheit, Print, KI

Professor Udo Di Fabio: Institutionelle Gewährleistung der freien Presse muss im Vordergrund stehen

Medienkongress der freien Presse Medienpolitik Print & Digital

Katrin Göring-Eckardt: Gemeinsam an den politischen Rahmenbedingungen für die freie Presse arbeiten | FAZ-Herausgeber Carsten Knop: ÖRR-Apps gehören in der jetzigen Form verboten | Prof. Dr. Renate Köcher: „Das Empfinden von Minderheiten und Mehrheiten kommt immer mehr durcheinander“

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio (Foto: Ole Bader)

Philipp Welte (Foto: Ole Bader)

Carsten Knop (Foto: Ole Bader)

Prof. Dr. Renate Köcher (Foto: Ole Bader)

Diskussionsrunde "Journalismus im Superwahljahr": Prof. Dr. Renate Köcher. Dr. Melanie Amann, Marion Horn, Stefan Kobus, Susanne Schöne (Foto: Ole Bader)

Diskussionsrunde "Journalismus im Superwahljahr": Prof. Dr. Renate Köcher. Dr. Melanie Amann, Marion Horn, Stefan Kobus, Susanne Schöne (Foto: Ole Bader)

Juan Seňor (Foto: Ole Bader)

Dr. Holger Schmidt (Foto: Ole Bader)

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Foto: Ole Bader)

Forum "Print Love": Malin Schulz, Roland Hag, Sabine Ingwersen, Susanne Schöne (Foto: Ole Bader)

Stephan Scherzer und Susanne Schöne (Foto: Ole Bader)

Auf dem Medienkongress des Medienverbands der freien Presse (MVFP) zeichnete Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, Richter des Bundesverfassungsgerichts a. D., in seinem Impulsvortrag zur Relevanz der freien Presse in einer freien Gesellschaft ein deutliches Bild: „Der öffentliche Meinungsraum als Spiegel der demokratischen Gesellschaft ist zersplittert.“ Er setze aber darauf, dass sich aus der Freiheit immer eine Lösung ergebe. „Dieses Grundvertrauen dürfen wir nicht verlieren.“ Im Vordergrund müsse für die Politik deshalb die institutionelle Gewährleistung für das Betreiben der freien Presse stehen.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckardt, bedankte sich bei den Verlegerinnen und Verlegern, das durch ihre Medien „Menschen ermutigt werden, sich politisch zu äußern und zu engagieren.“ Das habe sie in Ostdeutschland beim Beginn der Bürgerproteste Ende der 80er Jahre persönlich erlebt. Deshalb sei es ihr auch ein Anliegen, dass Medienhäuser und die Politik bei der Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen für die Presse zusammenarbeiten. „Unsere Demokratie wird stärker, wenn freie Presse hinterfragt, recherchiert und berichtet“, unterstrich Göring-Eckardt in ihrer Ansprache.

In der Diskussion zur Relevanz der Medien forderte F.A.Z.-Herausgeber Carsten Knop, dass „die Apps des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in ihrer jetzigen Form verboten gehören. Sie verstoßen mit ihrer Textlastigkeit und zu häufig fehlendem Sendungsbezug gegen den Rundfunkstaatsvertrag“. Di Fabio ergänzte, dass die heute drastisch veränderte Medienlandschaft eine diese neuen Entwicklungen berücksichtigende Überarbeitung des Staatsvertrags sinnvoll erscheinen lasse, um einer Kannibalisierung der freien Presse vorzubeugen.

Im Superwahljahr müsse der Journalismus besondere Sorgfalt walten lassen, wünschte sich Allensbach-Chefin Prof. Dr. Renate Köcher, auch, weil „das Empfinden von Minderheiten und Mehrheiten immer mehr durcheinander gerate.“ Das gelte insbesondere für Ostdeutschland. „Die Frage ist, wieweit wir auf dem Weg in eine polarisierte Gesellschaft sind und welchen Schutzwall hier das Informationsverhalten der Bevölkerung, der Journalismus und die vielfältige Presselandschaft bieten“, erläuterte Prof. Dr. Renate Köcher. Für Stefan Kobus, Chefredakteur der Superillu, geht es vor allem darum „wahrhaftig zu berichten“ in einer Zeit, „in der der Fakt nicht mehr zählt, sondern die Zahl der Likes“. Marion Horn, Chefredakteurin BILD-Gruppe, bestätigte, dass die Verschwörungstheorien immer drastischer werden, deshalb müsse der Fokus auf das „Produzieren von wahren Nachrichten“ liegen. Es dürfe „keine Verächtlichmachung des ‚normalen‘ Lebens“ mehr geben. Die größte Herausforderung für den Journalismus sieht Dr. Melanie Amann, stellv. Chefredakteurin des SPIEGEL, nicht nur in diesem Superwahljahr darin, „zu den Menschen durchzudringen“.

Juan Seňor, President der Innovation Media Consulting Group, war extra aus London eingeflogen, um seinen New Global AI Report 2024 vorzustellen. Seine Kernbotschaft: Immer wieder den direkten Kontakt mit den Lesern zu suchen und zu gestalten: „Wenn wir die direkte Beziehung zur Leserschaft verlieren, verlieren wir alles.“ Dazu gehöre es, eigene Plattformen zu entwickeln, weil sich kein Mediengeschäft auf fremden Plattformen realisieren ließe. Für ihn gelte „Data first, not Social Media first“.

Für Dr. Holger Schmidt, Redaktionsleiter Newsletter & Verticals, Frankfurter Allgemeine Zeitung, ist KI eine technologische Entwicklung, die auf keinen Fall unterschätzt werden darf. KI wird sich als Produktivitätsmaschine mit großen Innovationseffekten im Sinne eines Co-Piloten für den Journalismus erweisen. „Lernen, lernen, lernen – das gilt auch für Führungskräfte. Sie müssen lernen, wie man promptet, Sie müssen lernen, wie man diese Technologie bedient“, so Schmidt.

Zum Abschluss präsentierten Sabine Ingwersen, Chefredakteurin Women der Bauer Media Group, und Roland Hag, Chefredakteur Klambt-Verlag, sowie Malin Schulz, stellvertretende Chefredakteurin DIE ZEIT, Beispiele erfolgreicher neuer Angebote. Ingwersen gab Einblicke in das „Geheimrezept“ der Tina, dass unter anderem in der genauen Selektion im Layout zum Ausdruck kommt: Wo andere schneller werden, werden wir langsamer. Für Hag steht außer Frage, dass Unterhaltung eine hohe Relevanz hat. Magazine müssten aber auch Werte wie Haltung und Heimat vermitteln. Auch die Kenntnis des Absenders sei ein hohes Gut. Das Erfolgsrezept der ZEIT liegt für Schulz darin, dass der Verlag nie aufgehört hat, an Print zu glauben und entsprechend in das Produkt und seine Ableger investiert hat.

MVFP-Bundesgeschäftsführer Stephan Scherzer hob die Rolle der freien Presse als Fundament unserer pluralistischen Gesellschaft hervor. Die neue Vermessung der Welt durch künstliche Intelligenz mache die journalistischen Angebote der Verlage auf allen Verbreitungswegen als Vertrauensanker in komplexen und aufgeregten Zeiten noch wichtiger für alle Bürgerinnen und Bürger.

 

Weitere Impressionen der Veranstaltung finden Sie hier.

Druckansicht Seite weiterempfehlen