Publishers' Night sendet starkes Signal von Mut und Versöhnung
Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim, die Journalisten Peter Bandermann, Ana Lilia Pérez und Farida Nekzad, der portugiesische Außenminister Rui Machete und der BMW-Aufsichtsratschef Dr. Norbert Reithofer sind die Preisträger, die der VDZ im Rahmen der Publishers' Night in Berlin mit der "Goldenen Victoria" ausgezeichnet hat.
Die deutschen Zeitschriftenverleger ehren den Generalmusikdirektor der Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim, mit der "Goldenen Victoria 2015 – Lebenswerk". Mit dem Preis würdigt der VDZ Barenboims musikalisches Wirken und seinen besonderen Einsatz für die Völkerverständigung. Gerade seine Verdienste um die Aussöhnung und das gegenseitige Verständnis zwischen Israelis und Arabern durch die Welt der Musik setzt ein wichtiges Zeichen. Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, hob in ihrer Laudatio ein Zitat Barenboims hervor, das in diesen Kontext passt: "Das Unmögliche ist leichter als das Schwierige, denn an das Unmögliche seien keine Erwartungen geknüpft". Dies ziehe sich wie ein Symphonie-Thema durch das Wirken des Dirigenten. Als Beispiele nannte die Kulturstaatsministerin das Projekt „Staatsoper für alle“, das West-Östliche-Divan Orchester und die Barenboim-Said-Akademie in Berlin. Mit diesem Lebensthema hätte sich Barenboim – über seinen Ruf als Jahrhundertmusiker hinaus – international höchste Wertschätzung als Wegbereiter des Unmöglichen erworben. „Sie bringen mit Mut, Ausdauer und Leidenschaft die Grenzen überwindende, friedensstiftende Kraft der Musik zu Entfaltung. Ihr Vorbild macht Mut, dass auch Unmögliches zu schaffen ist.“
Barenboim bedankte sich mit dem ironischen Hinweis, das er die Auszeichnung nicht verdient habe und fügte schnell hinzu: „Da ich nicht am Ende meines Lebenswerkes bin.“ Er fühle sich motiviert, noch Weiteres zu schaffen. Mit Blick auf den Verweis auf das West-Eastern-Divan Orchester sagte der Dirigent, Frieden brauche mehr als nur Musiker, Frieden im Nahen Osten brauche Gerechtigkeit und Sicherheit. Beides könnten Musiker nicht liefern, aber was sie liefern können sei „ein Beispiel, was man gemeinsam schaffen kann.“
In diesem Jahr wurden erstmals drei Journalisten mit der "Goldenen Victoria für Pressefreiheit" ausgezeichnet. Die Journalisten stehen durch ihre Arbeit exemplarisch dafür, wie Presse- und Meinungsfreiheit gelebt wird und zeigen zugleich, aus welchen unterschiedlichen Richtungen Gefährdungen drohen – vom organisierten Verbrechen über Korruption bis hin zu ideologischem und religiösem Extremismus.
Die mexikanische Journalistin Ana Lilia Pérez berichtet seit Jahren auch aus dem Exil über Korruption, Geldwäsche und Menschenhandel, über das organisierte Verbrechen und die engen Verbindungen von Politikern und Wirtschaftsunternehmen mit der Mafia. Ebenfalls mit einer "Goldenen Victoria für Pressefreiheit" wurde Farida Nekzad geehrt. Sie gründete 2009 die Nachrichtenagentur "Wakht" in Afghanistan, um eine Verbindung zwischen Regierung und Bevölkerung zu schaffen. Darüber hinaus leitete sie den Medienausschuss der unabhängigen Wahlkommission, der die journalistische Berichterstattung während des Wahlkampfes 2014 beobachtete. Der dritte Preisträger war Peter Bandermann. Er berichtet trotz anhaltender Drohungen seit 15 Jahren als Redakteur für die Ruhr Nachrichten über die rechtsextreme Szene in Dortmund. Daniela Schadt, ebenfalls Journalistin und Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck, hielt die Laudatio auf die Preisträger.
„Als Journalistin, aber auch als Bürgerin habe ich sehr gerne die Aufgabe übernommen, die Laudatio für den neu geschaffenen Preis für Pressefreiheit zu halten“, so Schadt. Die freie Presse sei die Voraussetzung für Demokratie, sonst könne politische Meinungsbildung nicht funktionieren, Diskurse blieben unvollständig und der Bürger bliebe letztlich unmündig. Es sei dringend erforderlich, sich von Menschen zu distanzieren, die Journalisten als Lügenpresse diffamieren und im gleichen Atemzug dem Berufsstand der Politiker mit Galgen und Guillotine drohen würden. Die Angriffe, die das Fundament einer freien Presse untergraben, müssten abgewehrt, Pressefreiheit immer wieder aufs Neue verteidigt werden. Die neue „Victoria für Pressefreiheit“ sei Mahnung und Ansporn zugleich; „da geht es um unser aller Freiheit“, so die First Lady.
In ihrer Dankesrede berichtete Farida Nekzad über die immer gefährlicher werdende Situation in Afghanistan. „Je schwieriger die Zeiten werden, desto wichtiger ist es, für die Pressefreiheit zu kämpfen. Wenn die Taliban mich mundtot machen wollen, werde ich noch lauter rufen – für unsere Freiheit, für Frieden.“
Ana Lilia Pérez habe über Jahre hinweg den Journalismus unter zwei persönlichen Prinzipien ausgeübt: „Ethik und Verteidigung der Meinungsfreiheit. Aus diesem Grund habe ich lange Zeit unter Bedrohungen und Gefahren gelebt und musste lernen, unter Angst zu arbeiten; aber ich tue es, weil ich glaube, dass der ehrliche Journalismus eine Säule für die Demokratie und für die Zukunft eines freien Landes ist.“
Repressionen seien ein Zeichen dafür, dass Journalisten in Deutschland ihre Arbeit gut machen, so Peter Bandermann. „Als unabhängige Instanz schauen Journalisten den Politikern und Bürgern aufs Maul. Sie sehen dort hin, wo Grundrechte in Gefahr zu geraten drohen oder bereits in Gefahr sind.“ Eine Journalismus-Krise sei nicht zu erkennen, wenn Journalisten in Extrem-Bereichen recherchieren und kritisch berichten, so Bandermann.
Der portugiesische Außenminister Rui Machete nahm für sein Land Portugal und dessen Bevölkerung die „Goldene Victoria – Europäer des Jahres“ entgegen. „Portugal liefert ein überzeugendes Beispiel für den erfolgreich gemeisterten Weg aus der Finanzkrise durch eigenständige wirtschaftliche und politische Reformen. Portugal ist ein besonders gutes Beispiel für die Stärke und die Werte der europäischen Gemeinschaft“, begründete das VDZ-Präsidium seine Wahl für den Staat auf der iberischen Halbinsel. Seit 2014 stehe Portugal finanziell wieder auf eigenen Beinen und habe den „EU-Rettungsschirm“ nach nur drei Jahren erfolgreicher Anwendung tiefgreifender Spar- und Reformprogramme verlassen. Mit einer Reihe von Strukturmaßnahmen wurde die Wettbewerbsfähigkeit der portugiesischen Wirtschaft verbessert.
Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, lobte die Anstrengungen, die das Land unternommen habe, um wieder erfolgreich zu werden. Neben Irland sei Portugal das Land, das aus eigener Kraft den Weg zu Wachstum und mehr Beschäftigung gefunden habe. Den Preis erhielten elf Millionen Menschen, vertreten durch ihren Außenminister Rui Machete. Dieser habe in vielfältigen politischen und wirtschaftlichen Positionen Portugals gewirkt und ist ein wichtiger Wegbegleiter für die Politik seines Landes. Mit dem über viele Jahre durchgehaltenen Prozess der Reformen seien die Portugiesen die Preußen des Mittelmeers, so Oettinger.
Der portugiesische Außenmister zeigte sich in seiner Dankesrede bewegt. Die Anerkennung für den Erfolgsweg seines Landes sei auch eine Auszeichnung für den Mut und die Opferbereitschaft der Portugiesen. Für alle Mitgliedsstaaten sei die EU eine Bereicherung und jeder einzelne Bürger eine Bereicherung für die EU; daher sei Europa ein wichtiges Projekt einer integrativen Schicksalsgemeinschaft.
Mit der "Goldenen Victoria – Unternehmer des Jahres" wurde Dr. Norbert Reithofer ausgezeichnet, Aufsichtsratsvorsitzender und langjähriger Vorstandsvorsitzender der BMW AG. Reithofer habe sich um die deutsche Automobilindustrie sowie den weitsichtigen und engagierten Auf- und Ausbau der Elektromobilität verdient gemacht. Er übernahm 2006 den Vorstandsvorsitz der BMW AG und erzielte mit dem Münchener Unternehmen dank der erfolgreichen Strategie Number ONE Rekordabsatzzahlen und -ergebnisse.
Die "Goldene Victoria" wurde dem Top-Manager überreicht von Peter Altmaier, Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben. In seiner Laudatio würdigte Altmaier den BMW-Aufsichtsratschef als herausragende Unternehmerpersönlichkeit. Reithofer habe nicht nur das „Projekt i“ angestoßen, sondern ein Auto neu geschaffen, von der Karbonverarbeitung bis zum E-Antrieb. Dadurch stehe er vor allem für glaubwürdiges Eintreten für umweltfreundliche Antriebe. In seiner Zeit als BMW-Unternehmenschef habe er sich durch unternehmerische Führung und Weitsicht ausgezeichnet und dabei ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter gehabt. Als Ideengeber der deutschen Wirtschaft und jemand, der den Innovationsdialog zu führen versteht, sei er bei Politik und Wirtschaft gleichermaßen anerkannt und geschätzt, so Altmaier.
„Wir Deutschen neigen dazu, die Dinge erst einmal negativ zu sehen und unsere Erfolge klein zu reden“, sagte Reithofer in seiner Dankesrede. „Das habe ich in den USA ganz anders erlebt. Dort herrscht der Grundsatz: ‚Es gibt keine Probleme, es gibt nur Herausforderungen – und jede Herausforderung ist eine Gelegenheit.“
Nach der Preisverleihung trafen sich Verleger, Verlagsmanager, Chefredakteure und die anwesenden Bundesminister, Bundestagsabgeordneten, Unternehmenslenker sowie Kulturschaffende zur Fortsetzung der Publishers’ Night bei Gesprächen und Genüssen. Ebenfalls zu Gast waren Stipendiaten der Deutschlandstiftung Integration, die von den Zeitschriftenverlegern gegründet wurde und gefördert wird.
„Die Publishers’ Night setzt in diesem Jahr ein ganz besonderes Zeichen für Versöhnung sowie für Pressefreiheit, die Grundlage für Demokratie, gesellschaftliche und unternehmerische Freiheit ist“, sagte VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer. Mit zahlreichen Chefredakteuren, Top-Medienmanagern und Unternehmern sowie vielen Politikern aus Parlament und Regierung ist sie einmal mehr eine der hochwertigsten Kommunikationsplattformen und Networkveranstaltungen in Berlin gewesen.