Zeitschriften in der Schule machen das Lesen „cool“
Kann etwas bei Jugendlichen plötzlich als „cooler“ gelten – und gleichzeitig als „hilfreicher für das spätere Leben“? Dieser ungewöhnliche Image-Sprung gelingt beim Thema „Lesen“, wenn Zeitschriften in der Schule eingesetzt werden. Das ist eines der wesentlichen Ergebnisse der aktuellen Studie „Zeitschriftenlektüre und Diversität“, die die Stiftung Lesen mit Unterstützung des VDZ und der Stiftung Presse-Grosso heute veröffentlicht hat. Die Studie, die Teil des Projektes „Zeitschriften in die Schulen“ ist, hat insbesondere bei Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien oder mit Migrationshintergrund das Lese-Image und die Motivation zu lesen untersucht.
Damit liegen erstmals wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse dazu vor, wie Zeitschriften in den Schulen noch effektiver eingesetzt werden können. Die Initiative ‚Zeitschriften in die Schulen’ versorgt jedes Jahr rund 400.000 Schülerinnen und Schüler bundesweit mit kostenlosem Lesestoff und gibt den Lehrkräften didaktisches Material und Anregungen an die Hand. „Zu den Aufgaben der Schule gehört es, Kindern nahezubringen, dass Lesen eine Bereicherung ist“, betonte Thomas Rachel, Abgeordneter des Bundestags und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Deshalb fördern wir Projekte, die sich mit der Motivation zu lesen befassen. Wenn Zeitschriften in der Schule diese Motivation erhöhen, dann ist das eine wichtige Erkenntnis für die Leseförderung.“
„Der Begriff ,Diversität´ im Titel der Studie bedeutet: die Verschiedenartigkeit der sozialen Milieus von Schülern“, erklärt Dr. Simone Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen. Die Studie habe Jugendliche aus bildungsfernen Milieus in den Blick genommen – und diese Gruppe sei heterogener als immer wieder in Medien dargestellt werde: „Z. B. heißt Migrationshintergrund nicht pauschal ´leseferner Haushalt´“, erläutert Ehmig. Daher habe die Studie umfangreiche Voruntersuchungen durchgeführt, um explizit „leseferne“ Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Milieus an Hauptschulen zu befragen: Sie sind geprägt durch einen bildungsfernen familiären Hintergrund, mangelnde Lesevorbilder und schlechte Erfahrungen beim Lesen-Lernen.
„Diese Zielgruppe verbindet mit Lesen überwiegend negative Vorstellungen. Sie zu erreichen, stellt für die Leseförderung und damit auch für die Bildungspolitik die größte Herausforderung dar“, betont Sabine Uehlein, Geschäftsführerin Programme und Projekte der Stiftung Lesen. „Es freut uns daher sehr, dass sich praktisch alle mit dem Thema ,Lesen´ verbundenen negativ besetzten Vorstellungen im Laufe des Zeitschriftenprojektes bei dieser Zielgruppe verringern – und positive Vorstellungen verstärken.“ Klaus-Dieter Wülfrath, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Presse-Grosso, hebt hervor: „Besonders signifikant ist, dass „Lesen“ nicht mehr als sozial isolierende Tätigkeit empfunden wird, sondern als Gemeinschaft stiftend. „Dann nämlich, wenn Lesestoff sich in Gesprächsstoff verwandelt und im Freundeskreis über Zeitschriften-Artikel diskutiert wird, merken Schüler, dass es ´cool´ ist, sich über gemeinsam interessierende Artikel und Bilder mit anderen auszutauschen.“
Zum Hintergrund der Studie: Das Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen befragte 2010 Schülerinnen und Schüler aus 19 am Projekt „Zeitschriften in die Schulen“ beteiligten Klassen aus Haupt- und Gesamtschulen im Rhein-Main-Gebiet und Rheinland-Pfalz. Die ausführlichen Ergebnisse werden im Rahmen einer Publikation veröffentlicht.
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