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Content und Monetarisierung

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Rückblick auf den Digital Innovators' Summit 2019 | Kongressbericht aus PRINT&more 1/2019

550 Teilnehmer aus 40 Nationen diskutierten am 25./26. März auf dem 12. Digital Innovators’ Summit (DIS) über neue Digitalstrategien, konkrete Anwendungsbereiche von Bots und Künstlicher Intelligenz sowie die Möglichkeiten der Monetarisierung von Digitalangeboten. Die rund 60 Speaker, die auf Einladung der Veranstalter – Verband Deutscher Zeitschrienverleger (VDZ) und der internationale Verlegerverband FIPP – nach Berlin in die Telekom-Repräsentanz gekommen waren, boten dabei Einblicke in konkrete Geschäftsmodelle von heute und morgen. Ein Fazit der beiden Tage: Die Branche schaut wieder mit sehr viel Optimismus in die Zukunft.


Gemeinsam sind wir stark

Eingeleitet wurde der erste Tag durch den Vortrag von Stephanie Caspar, die bei Axel Springer u. a. verantwortlich für den Bereich Technologie ist. In ihrem offenen Vortrag beschrieb sie Erfolge, aber auch Probleme, die das Medienhaus bei der Transformation vom klassischen Printverlag zum Digitalunternehmen erlebt. Gerade das Thema Unternehmenskultur dürfe bei so einem Prozess nicht unterschätzt werden, so Caspar. Doch nicht nur Unternehmenskulturen seien angesichts der Disruption massiven Veränderungen unterworfen, auch die Industriekultur bedürfe neuer Ansätze, so die Springer-Managerin. Sie forderte die Branche daher eindringlich zu mehr Zusammenarbeit auf, denn „alleine können einzelne Unternehmen die Zukunft nicht positiv gestalten“.


Content und Monetarisierung

Der erste Kongresstag stand danach ganz im Zeichen der Themen Content und Monetarisierung: Aus Sicht eines Investmentbankers zeigte der US-Amerikaner Reed Phillips, Vorstand der auf den Mittelstand fokussierten Oaklins International Inc., anhand von vier Beispielen auf, was erfolgreiche Medienhäuser heute auszeichnet. Gleich mehrere Speaker betonten, Paid Content beginne zu greifen: Gerade die jüngere Generation, die durch Netflix und Co. an kostenpfichtige Inhalte gewöhnt ist, ist im Gegensatz zu Älteren deutlich eher bereit, für qualitativ hochwertigen Content auch zu bezahlen. Qualitative, individualisierte Inhalte verlangen aber auch nach individualisierten Paywalls. Hier steht die Branche erst am Anfang, wie Andrew Rolf (EMEA) im Gespräch mit John Wilpers (Innovation Media Consulting Group) feststellte. Abgestufte Bezahlmodelle stellte beispielsweise Christian Hasselbring von Laterpay vor. Wie man neue Nutzergruppen mit dem Thema E-Sports erreichen kann, schilderte Nicolas Pernet vom Schweizer Ringier Verlag in seinem Werkstattbericht. Ein praktischer Tipp für alle, die sich auch auf dieses Feld begeben möchten: Macht einen weiten Bogen um die FIFA, wie Pernet die negativen Erfahrungen mit dem Fußballweltverband zusammenfasste.


Qualität zahlt sich aus

Qualitätsjournalismus entsteht unter völlig unterschiedlichen Bedingungen – Sarah Alvarez aus Detroit zeigte, wie es ihr Unternehmen mit aus individuellen Nachfragen einzelner User erstellten Beiträgen via WhatsApp auf die Spitze treibt. Heather Bryant kam aus Alaska, um vorzustellen, wie ihr „Project Facet“ Redaktionen miteinander verknüpfen will, um so gemeinsam bessere Angebote für die Leser machen zu können – ein Projekt, das gerade auf kleine und mittlere Redaktionen abzielt. Von einem der Big Player kam Nick Rockwell. Er leitet bei der „New York Times“ den Bereich Technik und erläuterte, wie das Qualitätsmedium dank dem Einsatz von Algorithmen seinen Lesern individualisierte Digitalangebote machen kann und welchen Erfolg die NYT aktuell mit Paid Content erzielt.


Mut in disruptiven Zeiten

Mit Markus Reithwiesner, der den Haufe-Verlag innerhalb weniger Jahre von einem printbasierten Fachverlag zu einem Digitalunternehmen mit unterschiedlichsten Angeboten umgebaut hat, und seinem Plädoyer für Mut bei Transformationsprozessen startete der zweite Kongresstag. „We are living in a VUCA world“, stellte er fest (VUCA steht für „volatility, uncertainty, complexity, ambiguity“ und beschreibt die  Herausforderungen, vor denen Unternehmen aktuell stehen). Der anfangs Erfolgreiche wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht am Ende der Umwälzungen ebenfalls oben stehen – Nokia und Blackberry lassen grüßen. Nicht zaudern, war sein Rat an alle, die ihr Unternehmen fit für die Zukunft machen wollen, denn: „If you try to jump, but you’re not convinced to jump, then it really hurts …“ Ein Prozess, den nicht nur Haufe bislang erfolgreich gemeistert hat, sondern beispielsweise auch das Verlagshaus Active Interest Media aus Boulder, USA. Hier hat man die inhaltlichen Kernkompetenzen auf ganz neue Betätigungsfelder übertragen: Rund um das Magazin „American Cowboy“ bauten die Verleger Angebote von Events, Schulungen, einem Online-Marktplatz bis hin zu tierärztlicher Beratung und einer Versicherung auf.


Bots und Künstliche Intelligenz

Was Künstliche Intelligenz (KI) heute bereits kann, zeigte Thomas F. Ross von IBM anhand des Projektes WATSON, bei dem KI beigebracht wird, zu diskutieren – eine hochkomplexe Aufgabe, die weit mehr als reine Datenbankabfragen benötigt. Dr. Ling Fan, der live aus Shanghai zugeschaltet war (eine Premiere in der DIS-Historie), erläuterte, wie sein Unternehmen mittels KI Werbung und Grafik erzeugt – mit zehnmal weniger Personaleinsatz als früher und einem Mehrfachen an Output. Einblicke in die Arbeit mit Bots gaben die beiden Schweden Sören Karlsson (United Robots) und Robin Govik (MittMedia), die in den Bereichen Sport, Verkehrsmeldungen, Immobilienporträts und regionale Wirtschaftsmeldungen automatisiert generierte Texte einsetzen – und dies nicht, um Redakteure einzusparen, sondern um das Angebot zu erweitern und die Redakteure mit den Themen zu betrauen, die gute journalistische Recherche verlangen. Ihr Anspruch: mehr individualisierte Informationen und höhere Qualität des Gesamtangebots.


Gegenwind für US-Tech-Giganten

Immer wieder wurde natürlich während der beiden Tage auch die am Montag gelaunchte neue Apple-Strategie, insbesondere der Online-Kiosk Apple News Plus, thematisiert. Wie selbstbewusst die Branche inzwischen wieder ist, zeigte sich auch daran, dass das Apple-Angebot an Verlage einhellig abgelehnt wurde. Aber auch die anderen Tech-Konzerne sorgen nicht mehr für die kollektive Schockstarre wie noch vor Kurzem. Passend dazu konnten mehrere Speaker aus den USA davon berichten, dass sich auch dort der Wind für die Unternehmen aus dem Silicon Valley mittlerweile dreht. Ergänzend dazu standen die Aussagen des Investors Marcus Brauchli (North Base Media), der darlegte, dass sich in den Wachstumsmärkten gerade die Digitalunternehmen besonders positiv entwickeln, die auf die jeweiligen Märkte zugeschnittene Angebote machen. Das „One size fits all“ aus Kalifornien scheint an seine Grenzen zu stoßen. „Der Digital Innovators’ Summit und seine Teilnehmer setzten mit dem bereits zwölften internationalen Austausch in Berlin ein wichtiges Zeichen in Zeiten anhaltender globaler Disruption. Internationale Medienhäuser haben selbstbewusst die sich in der Digitalisierung bietenden Chancen in Alleinstellungsmerkmale verwandelt – sie sind agil, weitsichtig und zeigen echte Best Practice“, so Stephan Scherzer, VDZ-Hauptgeschäftsführer, auf dem Digitalkongress.

erschienen in PRINT&more 1/2019

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