Gegen Dystopien und Schwarzmalerei
"Eine unabhängige, freie Presse, die sich selbst zu objektiver und ausgewogener Berichterstattung anhält, ist das Fundament unserer Demokratie“, betont Dr. Katarina Barley, Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz. „Wir stehen vor der Aufgabe, die Presse als zentrale Institution unserer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft zu erhalten. Journalistische Inhalte müssen auch im Internet fair vergütet werden. Das geht nur durch funktionierende Bezahlmodelle und ein stärkeres Bewusstsein der Leserinnen und Leser, dass hochwertige Inhalte nicht zum Nulltarif zu haben sind. Guter Journalismus kostet viel Geld."
So einig man mit ihr in den Zielen war, umso deutlicher fiel die Kritik hinsichtlich ihrer Aussagen zum Verlegerrecht aus. VDZ-Präsident Dr. Rudolf Thiemann kritisierte das Zögern des Ministerrates, die vorliegende Fassung zu unterschreiben. „Wir haben den Vorschlag der EU - Kommission zum Verlegerrecht vorliegen, der schon ein Kompromiss ist. Jetzt kommt aus dem Ministerrat eine solche Druckwelle zurück.“ Auch der Präsident des BDZV, Dr. Mathias Döpfner, kritisierte Bundesministerin Barley. Seiner Meinung nach beruht die Aussage der Ministerin auf zwei Missverständnissen. „Zum einen glaubt sie, das Verlegerrecht sei nur dazu da, um das rückläufige Printgeschäft zu finanzieren. Zum anderen ist sie der Ansicht, dass das Verlegerrecht schlechte Inhalte fördern würde.“ Er forderte das Justizministerium auf, sich hinter den Entwurf des Urheberrechts zu stellen und forderte alle auf, an der Meinungsbildung des grundsätzlich gutwilligen Justizministeriums mitzuwirken.
Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Professor für Medienwissenschaft, Universität Tübingen warnte in seinem Vortrag vor der Lust am Untergang, die sich in der Gesellschaft ausbreite. Für ihn sei Pessimismus ein Mangel an Ideen. „Was dagegen hilft? Mut zur Mündigkeit der Menschen.“ Im späteren Medien-Talk machte er noch einmal die Wichtigkeit eines mündigen Publikums deutlich. Unangenehmer Journalismus sei zwar systemrelevant. Allerdings sollten Journalisten sich von der Rolle des Propheten lösen. Das Publikum sei zwar medienmächtig geworden aber nicht medienmündig. Idealerweise sollte der Journalismus Vorbild sein: „Prüfe erst, publiziere später. Habe mehrere Quellen, höre auch die andere Seite. Diese Ideale sollten vorgelebt werden und leisten einen Beitrag zur Medienmündigkeit“, betonte Pörksen. Schlechter Journalismus sei dagegen herdengetrieben, übertrieben, zu schnell zur lasten der Genauigkeit.
Auf die Frage, wie man mit falschen Fakten umgehe, wie beispielsweise mit Trump, sagte der ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut, das Problem sei, dass Trump zwar schnell zu widerlegen sei, aber das Publikum es nicht hören will. Einen Teil des Publikums erreichten die Medien nicht mehr. Es gäbe Leute, die noch nicht mal den Wetterbericht trauen würden. Die Medien müssten es trotzdem tun und informieren. Auf die Frage, was es bedeutete, wenn die Lüge salonfähig würde, sagte Döpfner, dass vor allem die Verbindlichkeit für Fakten wichtig sei. Wenn Fakten angezweifelt werden können, dann verlören wir die Basis für die Demokratie. „Es ist wichtig, Wahrheiten wieder sexy zu machen. Die wichtigste Voraussetzung um Journalismus dauerhaft überzeugend zu gestalten, ist ein Geschäftsmodell zu haben.“
Auch VDZ-Präsident Thiemann betonte, dass vorbildlicher Journalismus in der Zeit von Desinformation wichtig sei. „Für mich ist guter Journalismus einer, der das Handwerkzeug beherrscht, sich um Ehrlichkeit bemüht, sich an die Empfänger und nicht an die Zensurbehörde wendet.“ Im Hinblick auf die Medienschelte des FC Bayern fügte er hinzu „Wenn ein solches Unternehmen glaubt, Informationen unter dem Deckel zu halten, sei es falsch gewickelt. Die Digitalisierung macht deutlich, dass dies nicht mehr geht.“ Fakten sind kein Tabubruch. Fakten müssen auf den Tisch. Es sei auch eine Stilfrage, so Thiemann weiter. Man habe den Eindruck, dass der Stil der Auseinandersetzung bösartig geworden sei. Trotzdem: Sollte man Ignoranten ignorieren? Nein, das dürfe man auf keinen Fall tun. Man muss sich um jeden einzelnen kümmern und durch gutes Handwerk den heutigen Ignoranten überzeugen.
Für Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, ist die Digitalisierung das größte Geschenk, das der heutigen Generation gemacht wird. Allerdings werfe uns unsere teilweise aggressive Nostalgie gegenüber den Asiaten deutlich zurück. „In Europa war früher alles besser. In Asien wird morgen alles besser.“ Zukunft muss immer zwei Dimensionen umfassen: Nicht leichtfertig in den Chor der Pessimisten einstimmen, sondern den Dystopien Utopien entgegensetzen und etwas tun, dass sie wahr werden.
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