Ihr direkter
Weg zu uns.

Navigation
StephanScherzer, SWR, KI, Pressevielfalt

SWR | Stephan Scherzer: „Die KI kann nicht mit irgendeinem Politiker im Regierungsflieger sitzen und ein Interview führen“

MVFP in den Medien

MVFP-Bundesgeschäftsführer Stephan Scherzer spricht im SWR-Beitrag „Klaut KI meine Inhalte?“ über KI-Risiken für Presse- und Meinungsfreiheit, kritisiert mangelnde Transparenz und betont die Notwendigkeit des juristischen Kampfes für den Erhalt der Pressevielfalt. | 14.03.2024

Klaut KI meine Inhalte?

 

Stephan Scherzer, Bundesgeschäftsführer des Medienverbands der freien Presse, im SWR-Beitrag „Klaut KI meine Inhalte?“, erschienen am 14.03.2024.

„Ich habe in meinem ganzen Berufsleben noch nicht eine Technik erlebt, die so schnell wie Strom in jeden Bereich reingeht."

(...)

„Natürlich brauchen die Maschinen Futter und das Futter erstellen die Menschen.“ SWR: Das ist Stephan Scherzer, Bundesgeschäftsführer des Medienverbands der freien Presse. Rund 350 Verlage sind dort deutschlandweit organisiert, um den Fortbestand der Presse und Meinungsvielfalt zu sichern. Doch genau diese Ausgewogenheit könnte durch KI-Modelle plötzlich ins Wanken geraten – Medienschaffende fühlen sich ausgenutzt.
Stephan Scherzer: „Diese Maschinen müssen trainiert werden, unter anderem auch mit urheberrechtlich geschütztem Matetrial, also mit Artikeln, mit Beiträgen und mit den Inhalten der Presseverlage, der Medienhäuser. Das ist aktuell noch absolut intransparent.“

(...)

„Die KI-Systeme von allen Anbietern nutzen unter anderem den Common Crawl zum Training ihrer Maschinen. In Tests konnte nachgewiesen werden, dass alles, was von großen Marken vor der Paywall liegt und teils auch das, was hinter der Pay-Wall liegt, komplett im Common Crawl und damit auch in den KIs landet.“

(...)

SWR: Ein großes Medienhaus wie die New York Times fürchtet letztlich nicht nur um sein Einkommen, sondern auch um seinen Ruf als journalistische Marke. Und auch in Deutschland schielt man auf die USA. Denn was da in Manhattan verhandelt wird, hat Gewicht. Könnte die Zeitung tatsächlich eine Entschädigung erstreiten, wären die Schleusen geöffnet für jeden Autor, jeden Blog-Betreiber und natürlich auch die deutschen Zeitungen, sagt Verlagsvertreter Stephan Scherzer:
„Auch deutsche Verlage können klagen, allein um zu erfahren, was alles verwertet wird, und dann gegebenenfalls Schadensersatz verlangen. Die New York Times geht einen Weg, der in Deutschland genauso gegangen werden kann und – davon gehe ich aus – auch gegangen werden wird.“

(...)

„Ich bin mir sicher, dass wenn die Rechtslage entsprechend ist, werden sich gerade die mittleren, die kleinen und auch die großen Verlage an die Rechtssituation halten. Sie müssen sich es sich so vorstellen: Wenn man sich vom Gutsherren abhängig macht, der sagt ‚Okay, Du kriegst jetzt etwas und Du kriegst nichts‘, dann kann es auch sein, dass der Gutsherr irgendwann einmal sagt ‚Jetzt kriegen alle gar nichts‘.“

(...)

„Wir sehen jetzt schon, alle nutzen ein paar (wenige) Plattformen. Ob das bei der Suche ist – im europäischen Internet ist das hauptsächlich Google –, ob das bei den sozialen Medien ist – wie bei Facebook oder TikTok – das sind einzelne Plattformen. Man stelle sich vor, so ein Monopolist, so ein Torwächter, der die Suche schon im Griff hat, integriert ein System, das jede Frage von jedem Menschen in Artikelform in Blitzgeschwindigkeit beantwortet. Damit besteht gar keine Notwendigkeit mehr, zu sagen ‚Na gut, ich gucke jetzt nochmal bei fünf anderen Quellen nach‘, sondern ‚das reicht mir‘. Das ist absolut inakzeptabel, hochgefährlich. Das wäre nicht nur eine Monopolisierung der Suche, sondern eine Monopolisierung der Meinung und der Information.“

(...)

„Es gibt den Begriff einer sogenannten ‚biased KI‘, also eine KI, die eine bestimmte Richtung hat, eine bestimmte Tendenz, Informationen zu filtern. Eine KI, die vielleicht eine bestimmte Ideologie, eine Geisteshaltung dahinter hat, wird am Ende natürlich manche Inhalte gar nicht mehr nach vorne kommen lassen.“

(...)

SWR: Der Mensch ist nicht abhängig von der KI – zumindest noch nicht – die KI aber immer von den Menschen.
Stephan Scherzer: „Die KI kann nicht mit irgendeinem Politiker im Regierungsflieger sitzen – mit dem Kanzler oder dem amerikanischen Präsidenten – und ein Interview führen. Aber nach der Landung wird das Interview veröffentlicht und eine Sekunde später zieht die KI die Informationen heraus und veröffentlicht sie. Dann kann der Journalismus nicht mehr bezahlt werden. Die KI braucht das Futter, was die Menschen erstellen und deshalb lohnt sich dieser Kampf.“

Druckansicht Seite weiterempfehlen