Hamburger Journalist Claas Relotius erhält Reemtsma Liberty Award 2017
Claas Relotius, freier Reporter für das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, wurde heute in Berlin mit dem Reemtsma Liberty Award 2017 ausgezeichnet. Die Jury würdigte damit gleich zwei Reportagen des Hamburger Journalisten: "Nummer 440" (DER SPIEGEL 15/2016) und "Königskinder" (DER SPIEGEL 28/2016). Der mit 15.000 Euro dotierte Reemtsma Liberty Award ehrt seit 2007 herausragende journalistische Arbeiten von Reportern und Korrespondenten deutscher Medien im Ausland, die sich in besonderem Maße um die Freiheit der Presse, der Gesellschaft und damit um die Freiheit eines jeden Einzelnen verdient machen.
Die Preisverleihung erfolgte in diesem Jahr vor dem Hintergrund besorgniserregender Entwicklungen wie der Verhaftung von Deniz Yücel und vieler weiterer Journalisten in der Türkei und dem Verhalten von US-Präsident Donald Trump gegenüber Medien. Die viel beachtete Ehrenrede beim Reemtsma Liberty Award 2017 hielt mit dem US-amerikanischen Investigativjournalisten und Juristen Ronan Farrow einer der führenden, jungen Verfechter eines liberalen Amerikas.
Claas Relotius überzeugte die Jury mit zwei Reportagen, die jede für sich den Begriff der Freiheit als universelles Menschenrecht beleuchten – und zugleich dessen Fragilität aufzeigen. Nach Meinung der Jury verleihen insbesondere die Details, die Relotius mit viel Aufwand recherchiert hat, beiden Reportagen ihre einzigartige Wucht.
Im Namen der Wettbewerbs-Jury überreichte Juror Gero von Boehm den Reemtsma Liberty Award 2017. "Claas Relotius' Reportagen sind unglaublich detailliert ausrecherchiert und eindringlich geschildert und fast schon als Literatur zu bezeichnen. Auch wenn man dachte, schon alles gehört und gelesen zu haben, so gelingt es Relotius mit seinen herausragenden Stücken, eine weitere Tür mit neuen Erkenntnissen aufzumachen", begründete die Jury ihre Entscheidung.
Der feierlichen Auszeichnung von Claas Relotius mit dem Reemtsma Liberty Award 2017 ging die Eröffnungsrede des Ehrengasts Ronan Farrow voran. Der 29-jährige Jurist arbeitet als Investigativjournalist für den US-Fernsehsender NBC und gilt als eine der einflussreichsten Stimmen unter 30, die für ein liberales Amerika eintreten. Von 2009 bis 2011 war Farrow Sonderberater des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama für humanitäre und NGO-Angelegenheiten im Amt des US-Sondergesandten für Pakistan und Afghanistan Richard Holbrooke und von 2011 bis 2012 Sonderberater der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton für weltweite Jugendfragen.
Günther Jauch führte die 250 Gäste aus Politik, Medien und Kultur durch die elfte Verleihung des Reemtsma Liberty Award. Zur aktuellen Bedeutung des einzigartigen Journalistenpreises sagte Michael Kaib, Vorstandssprecher Reemtsma: "In vielen Ländern weltweit sehen wir Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit, die besorgniserregend sind. Unter den Schlagwörtern 'Fake News' und ‚Lügenpresse‘ tritt in Teilen der Gesellschaft eine immer offenere Ablehnung journalistischer Arbeit zutage. Doch ist eine freie Presse unerlässlich dafür, dass sich Menschen frei und selbstbestimmt informieren können. Für uns ist das ein ganz zentrales Gut. Der Reemtsma Liberty Award war damit wohl nie zuvor wichtiger als jetzt."
Der Reemtsma Liberty Award ist die erste Auszeichnung in Deutschland, die ausschließlich den mutigen Einsatz deutschsprachiger Auslandskorrespondenten würdigt. Anlässlich der Preisverleihung im Berliner Hotel de Rome hatte der Musiker Clueso, der sich seit mehreren Jahren ebenfalls für soziale Belange und Zivilcourage engagiert, einen exklusiven Auftritt.
Weitere Nominierte:
Andrea Backhaus (ZEIT Online) & Zouhir al Shimale (freier Journalist)
Sönke Iwersen (Handelsblatt)
Stephan Stuchlik (Westdeutscher Rundfunk)