Mehr Zufriedenheit mit weniger Arbeit
Das Wohlbefinden steigt, wenn die Arbeitszeit sinkt – bei gleichbleibender oder sogar leicht steigender Produktivität. Das belegt eine deutschlandweite Studie der Universität Münster unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Julia Backmann und Co-Leitung von Dr. Felix Hoch. „Die Vier-Tage-Woche führte zu einer signifikant positiven Veränderung der Lebenszufriedenheit, die sich hauptsächlich durch die zusätzliche Freizeit ergab“, betont die Forscherin. Vor dem Pilotprojekt äußerten demnach 64 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Wunsch, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Nach der Einführung der Vier-Tage-Woche sei dieser Wert auf 50 Prozent gesunken.
Sechsmonatiges Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche
Seit Anfang 2024 nahmen 45 Organisationen aus verschiedenen Branchen in Deutschland an einem sechsmonatigen Pilotprojekt der Berliner Unternehmensberatung Intraprenör und der Organisation „4 Day Week Global“ zur Einführung der Vier-Tage-Woche teil. Am 18. Oktober wurden die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Organisationen konnten dabei selbst entscheiden, wie sie die Vier-Tage-Woche umsetzen wollten. Die Mehrheit (85 Prozent) gewährte ihren Beschäftigten einen freien Tag pro Woche an einem festgelegten oder rotierenden Tag.
Von der Teilnahme an der Studie versprachen die Unternehmen sich Antworten auf die Fragen, ob die Vier-Tage-Woche eine Steigerung der Arbeitgeberattraktivität, eine bessere Mitarbeitergesundheit und eine tragfähige Zukunftsausrichtung zur Folge haben kann und wie sich die Veränderungen auf die Produktivität auswirken.
Produktivitätsanstieg möglich
„Zwar zeigten sich leichte Steigerungen in den finanziellen Leistungskennzahlen wie Umsatz und Gewinn, diese unterschieden sich jedoch nicht signifikant vom Vorjahr. Dennoch deuten die gleichbleibenden Kennzahlen trotz reduzierter Arbeitszeit auf mögliche Produktivitätsgewinne hin“, erläutert Julia Backmann. Selbstauskünfte der Geschäftsführung und der Mitarbeiter stützten die Annahme, dass sich die Produktivität während des Pilotprojekts verbesserte. „Tendenziell haben beide Seiten einen Produktivitätsanstieg wahrgenommen.“
Verbesserungen von mentaler und körperlicher Gesundheit
Die Mitarbeiter berichteten von signifikanten Verbesserungen ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit, beispielsweise von weniger Stress und Burnout-Symptomen. Physiologische Daten wurden in der Studie zudem mit Fitness-Trackern gemessen. Die Einführung der Vier-Tage-Woche führte demnach zu einem Anstieg der täglichen Aktivitätslevel, gemessen an Schrittzahlen und körperlicher Bewegung. Zudem schliefen die Testpersonen der Vier-Tage-Woche im Durchschnitt 38 Minuten länger pro Woche als die Kontrollgruppe. Die Werte – gemessen in Stressminuten pro Tag über eine Smartwatch – fielen in der Vier-Tage-Woche-Gruppe niedriger aus als bei der Kontrollgruppe.
Vier-Tage-Woche Konferenz am 20. November in Berlin
Die Ergebnisse legen nahe, dass die Vier-Tage-Woche hierzulande nicht mit dem Projekt endet. Mehr als 70 Prozent der teilnehmenden Organisationen gaben an, sie über die sechsmonatige Pilotphase hinaus fortsetzen zu wollen, entweder durch Verlängerung der Testphase oder durch eine vollständige Implementierung.
Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse findet man auf den Seiten des Lehrstuhls für Transformation der Arbeitswelt. Zum Abschluss des Pilotprojekts laden die Initiatoren der Pilotstudie für den 20. November zu einer Vier-Tage-Woche Konferenz nach Berlin ein. Hier sollen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekte des Pilotprojekts in Breakout-Sessions, Panels und Vorträgen vertieft werden. Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie hier. Die Teilnahme ist kostenlos.
Quelle: Pressestelle der Universität Münster // Intraprenör GmbH