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New Business, Coronavirus, Werbemarkt

New Business: Stephan Scherzer über die Erwartungen im 2. Halbjahr aus VDZ-Sicht

Nachrichten MVFP in den Medien Medienpolitik Print & Digital

erschienen in New Business vom 29.06.2020: Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Beschränkungen belasten die Medienanbieter gattungsübergreifend. Nach den Einbrüchen in den ersten sechs Monaten soll es im zweiten Halbjahr wieder bergauf gehen. Wie stark, hängt von der jeweiligen Branche ab.

New Business, Nr. 27, 29.6.20, S. 51

„Von Ungewissheit bis Optimismus“: Das Fachmedium „New Business“ hat sich im Markt umgehört, wie sich die wirtschaftliche Lage der Medien und Digitalplattformen von Juli bis Dezember gestalten könnte. Zu folgender Fragestellung hat die „New Business“-Redaktion Branchenvertreter zu Wort kommen lassen:

1. Wie fallen Ihre Erwartungen für die Entwicklung des Werbemarktes im 2. Halbjahr 2020 aus?

2. Welche Themen werden Ihrer Ansicht nach die zweite Jahreshälfte bestimmen? Welche Maßnahmen muss die Branche ergreifen, um die Folgen der Corona-Krise abzufedern?


Stephan Scherzer, VDZ-Hauptgeschäftsführer:

„Alle Branchen stellen sich auf ein sehr herausforderndes 2. Halbjahr 2020 ein – das gilt auch für die Verlage. Gerade das Konferenzgeschäft, das in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat, wird sich nur sehr langsam erholen können – davon sind vor allem Fachmedienhäuser stark betroffen. Philipp Welte, VDZ-Vizepräsident, hat auf der Jahrespressekonferenz des VDZ gesagt, dass im Mai beim Anzeigengeschäft der Keller ausgeleuchtet wird. Jetzt muss man sehen, inwieweit die Konjunkturmaßnahmen der Bundesregierung greifen und ob die Konsumlaune steigt. Magazine sind ein verlässlicher und starker Träger von Werbung – gerade wenn es um Vertrauensbildung und Markenstabilisierung in und nach Krisen geht. Im Vertrieb gab es in der Hochphase des Lockdowns Einbußen, als rund acht Prozent der Verkaufsstellen geschlossen waren, Flughäfen und Bahnhöfe leiden unter deutlich zurückgegangenen Passagierzahlen und davon sind insbesondere Special-Interest-Titel betroffen. Im Einzelhandel sah es deutlich besser aus. Hier hat sich wieder einmal gezeigt, wie leistungsfähig das Presse-Grosso im Zusammenspiel mit den Nationalvertrieben und den Verlagen ist. Bei den Fachzeitschriften ist der Lesermarkt stabil, da in diesem Segment in erster Linie das Abonnement sowie der Streu- und Wechselversand ausschlaggebend sind. Kündigungen von Firmenabos sind allerdings ein Risiko, das durch die aktuelle Homeoffice-Struktur steigt. Umsatz vom Leser ist ein strategischer Schlüssel für die Meisterung der Krise. Deshalb fordern wir ein Einfrieren der Zustellpreise der Post auf dem Stand von heute, Preiserhöhungen dürfen sich maximal an der Inflationsrate orientieren. Allein bei der Post reden wir von rund einer Milliarde Zeitschriftenexemplaren, die sie pro Jahr zustellt. Die extremen Preiserhöhungen der vergangenen Jahre gefährden die Vielfalt unser leistungsfähigen und weltweit einmaligen Presselandschaft.

Der Wunsch der Menschen nach fundierten, journalistischen Informationen in allen Segmenten ist in der Krise deutlich gewachsen. Gegen „Fake News“ helfen vor allem mehr „Unfaked News“. Das Wachstum gerade bei Digitalabos aber auch in Print verdeutlich diesen Trend. Entscheidend ist, dass Zeitschriften weiterhin unabhängig publiziert und auskömmlich finanziert werden können. Unverhältnismäßig steigende Zustellungskosten, die drohende Umsetzung der fatalen E-Privacy-Verordnung, Begrenzung der Abolaufzeiten, die Komplettregulierung des Telefonmarketings bergen bereits ohne Corona existenzielle Gefahren. Die Corona-Krise wird unsere vielfältige Presselandschaft massiv zum Schlechteren verändern, wenn die Politik die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht fair gestaltet. Die Möglichkeiten dazu hat sie. Die zentrale VDZ-Forderung an die Politik lautet, weitere Belastungen für das digitale oder klassische Verlagsgeschäft zu vermeiden und eine verlässliche Zustellung zu bezahlbaren Preisen für Zeitschriften und Zeitungen nachhaltig zu sichern. Ein Belastungs-Moratorium ist das Beste, was die Politik tun kann, wenn sie es ernst damit meint, dass eine freie, vielfältige Presse zentraler Baustein unserer Demokratie bleiben soll. Es darf keinerlei weitere Belastungen für das digitale oder klassische Verlagsgeschäft geben.“

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